Bei Besuchen von Standorten der Bundeswehr in der bayerischen Oberpfalz hat der Evangelische Militärbischof Dr. Sigurd Rink (Berlin) das Soldatsein als eine äußerst anspruchsvolle Tätigkeit gewürdigt. „Es gibt keinen ethisch wichtigeren Beruf als den des Soldaten und der Soldatin“, sagte er in einem Gottesdienst in der Schweppermann-Kaserne in Kümmersbruck. Soldaten müssten mit der Wahrheit leben, dass ihr Gewissen durch die Tötung anderer Menschen belastet werden könne. Sie müssten gewollt oder ungewollt Schuld auf sich laden und sich damit der Gnade Gottes stellen.

Feldgottesdienst in der Turnhalle

Feldgottesdienst in der Turnhalle

Militärseelsorge / Roger Töpelmann

Die seit Anfang Juni an den Standorten Kümmersbruck, Oberviechtach und Pfreimd tätige Pfarrerin Annette Seifert hatte Rink zu Beginn unter einem großem Birkenkreuz zum „Feldgottesdienst“ begrüßt, der wegen Regen in eine Turnhalle verlegt worden war. „Ich begrüße jetzt keinen Einzelnen, denn durch die Masken erkenne ich sowieso niemanden“, sagte sie vor den Gästen, deren Zahl wegen der Coranakrise auf 50 reduziert war. In der Trinitatiszeit gehe es um Gemeinschaft, ein gutes Miteinander im Namen des dreieinigen Gottes. Dass sie am Ende das gute Miteinander mit herzhaften Wurstsemmeln nicht einlösen konnte, lag dann allein an den Hygiene-Vorschriften in der Corona-Zeit. Es blieb bei Fürbitten zum Schluss, die Pfarrhelfer Andreas Otto in eindrückliche Worte fasste. Sein Kollege Jimmy Potratz (Roth b. Nürnberg) hatte die Feier musikalisch begleitet, bei der vorschriftsmäßig von den Versammelten nicht gesungen wurde.

Bei Standortbesuchen stehen das Kennenlernen der Truppe und der Kommandeure im Vordergrund: Rink konnte dem stellvertretenden Kommandeur des Logistikbataillon 472 Oberstleutnant Hubert Gilgenrainer sowie den Leitenden Ärzten des Zentralen Sanitätsunterstützungszentrums, Oberstarzt Dr. Fischer und Dr. Heinz begegnen. Als vorbildlich lobten die Mediziner die funktionierende Ökumene in den Einsätzen der Truppe. Durch Auslandseinsätze und in einsatzgleichen Verpflichtungen der Bundeswehr ist die Sanität stark herausgefordert. Auch hat die Covid-19-Krise eine Vielzahl von Hilfsmaßnahmen für Gesundheitsämter erforderlich gemacht.

In Oberviechtach und Pfreimd traf der Bischof – begleitet vom Leitenden Militärdekan Ralf Zielinski (München) und dessen Büroleiter Sijamak Sauer sowie Militärpfarrer Rüdiger Glufke (Cham) – auf die Kommandeure des Panzergrenadier-Bataillon 122 und des Panzerbataillon 104: die Oberstleutnante Andreas Bleek und Christian Märkle. Trotz erheblicher Ausrüstungsmängel hat die Bundeswehr ihre traditionelle Aufgabe der Landes- und Bündnisverteidigung wieder aufgenommen. Es sind nicht mehr die Wehrpflichtigen, sondern die 20-30jährigen Familienväter, die in den Mannschaften Dienst tun. Die körperlichen Anforderungen an einen Grenadier sind hoch. Hinzu kommt die psychische Belastung, die in Auslandseinsätzen besonders spürbar ist. Doch die Verbundenheit zur bayerischen Bevölkerung, so die Gastgeber, wiege vieles auf: „Das macht es schön, hier Soldat zu sein“, meinte Bleek. Ganz erfüllt von seiner Aufgabe zeigte sich auch der Leiter des Familienbetreuungszentrums Kümmersbruck, Oberstabsfeldwebel Andreas Cebulla. Er erfahre in den Streitkräften eine große Dankbarkeit, wenn er sich mit seinen acht Mitarbeitenden um die Familien der im Einsatz stehenden Soldaten kümmere. „Der Auslandseinsatz treibt die Schäfchen in ihre Arme“, hatte schon zuvor einer der Offiziere zu Militärbischof Rink gesagt. Für den Bischof war es vor seinem Ausscheiden Mitte Juli wohl der letzte Standortbesuch. In den sechs Jahren seiner Amtszeit hat er an die 150 Besuche absolviert.

von Roger Töpelmann

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