"Es ist nicht nur die Biologie, die uns altern lässt"
"Es ist nicht nur die Biologie, die uns altern lässt"
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- Berlin
In einer beeindruckenden Ausstellung zeigt die britische Fotografin Lalage Snow, wie Soldaten sich im Einsatz verändern.
„You don’t think about this ’til afterwards“ – Du kannst es dir nicht vorstellen, bis es passiert ist. Das hat ein junger schottischer Soldat in Afghanistan zu Protokoll gegeben. Aber die eigentliche Aussage ist nicht das, was auf der kleinen Texttafel unter seinem Foto steht; die eigentliche Aussage liegt in seinem Blick. Lalage Snow hat junge Leute vor, während und nach ihrem Afghanistan-Einsatz befragt und fotografiert. Innerhalb nur eines Jahres wechselt die Anspannung und Unsicherheit vor dem Einsatz mit der totalen Konzentration während der Zeit in Afghanistan und der fast unheimlichen Ruhe, vielleicht auch Leere, mancher Gesichter zurück in der Heimat.
Im Bundesministerium der Verteidigung hängt die Ausstellung der britischen Fotografin in einem viel benutzten Gang. „Der Flur von ‚Strategie und Einsatz‘ ist genau richtig für diese Ausstellung“, betont Militärdekan Peter Schmidt von der Militärseelsorge. Richtig nicht nur, weil er mit den Themen zu tun hat, an denen die Menschen hier arbeiten, sondern auch, weil er zur Kantine führt; das hat sich für Ausstellungen bewährt.
Als Festredner zur Eröffnung geht Militärgeneraldekan Matthias Heimer auf die Biografien junger Soldatinnen und Soldaten ein, die zum Teil voller Enthusiasmus in die Einsätze gehen und von denen manche gezeichnet zurückkommen: „Es ist nicht nur die Biologie, die uns altern lässt.“ Er sieht die Spuren von Kummer, Schmerz und selbst empfundener Schuld in den Gesichtern und schöpft zugleich Hoffnung aus seinem Glauben: „Da ist einer, der das sieht.“ Aber auch die Mitmenschen im Hier und Jetzt – auch und vor allem die, die in diesen Fluren gehen und arbeiten oder die sich in der Militärseelsorge um die Soldaten kümmern – sollen hinschauen: „Die größte Sorge, wenn man in diese Gesichter sieht, ist, dass sie allein bleiben. Das soll und darf nicht sein, dafür tragen wir miteinander die Verantwortung!“