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Sprache ist voller Gewalt. Selbst da, wo es eigentlich gar nicht um Gewalt geht – vom Bombenwetter bis zur Stimmungskanone. Vielleicht sogar: gerade dort, wo es eigentlich nicht um Gewalt geht. Denn wenn vom Krieg und von Militär die Rede sein soll, sind wir plötzlich zurückhaltend, reden lieber von humanitärer Intervention als vom Bombenkrieg, lieber von Kontakten als von Schüssen.

Vorträge zur Sprachgewalt

Vorträge zur Sprachgewalt

Walter Linkmann

Je tiefer die Referenten in ihr Thema einstiegen, desto komplexer wurden die Zusammenhänge und desto schwerer ließen sich Lösungen für (oder besser: gegen) allzu gewalttätige Sprachbilder finden. Sollen Sportreporterinnen und -reporter nicht mehr vom „Bomber der Nation“ reden dürfen? Und wer weiß überhaupt noch, dass „Reise“ nicht die Vergnügungstour meint, sondern den Feldzug mittelalterlicher Gewalthaufen?

Drei Tage lang widmeten sich Angehörige der Bundeswehr auf der Wittenberg-Tagung der Evangelischen Militärseelsorge dem Thema „Sprachgewalt“ und näherten sich ihm von den unterschiedlichsten Seiten an. Dem Ort angemessen, wurde die Erfolgsgeschichte des Reformators Martin Luther betrachtet, dessen gesprochene, gesungene und gedruckte Worte gewaltige (!) Wirkung entfalteten. In Workshops konnte das überzeugende Befehlen eingeübt werden oder der Umgang mit unangemessen gewaltsamer Sprache im eigenen Umfeld. In Tischreden an historischer Stätte berichteten ein Stiftungsvorstand, ein Botschafter und eine Politikerin über ihre persönliche Erfahrung mit Sprache im öffentlichen Raum.

Wenig überraschend, konnte die Fragestellung des Schlussplenums „Welche Sprache braucht die Bundeswehr?“ nicht abschließend beantwortet werden. Trotzdem war es wertvoll, sich das Zusammenspiel von Sprache und Gewalt bewusst zu machen. „Es ist kompliziert, aber wichtig“, brachte es einer der Referenten auf den Punkt.

Auch ohne „Leitungslösung“ für die Schlussfrage genossen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit zur Begegnung. Sie arbeiteten ernsthaft an den Vortragsthemen und nutzten die Zeit bei den Mahlzeiten, unterwegs in Wittenberg, abends im Hotel, in den Tagungspausen zu intensivem Erfahrungsaustauch und zur Vernetzung. Dazu half die gelungene Altersmischung, angefangen bei Studierenden der Bundeswehruniversität München bis hin zu altgedienten Soldaten und Militärgeistlichen. Mancher Workshop wurde zugleich zur persönlichen Berichts- und Beratungsstunde.

So machte der Gastgeber, der evangelische Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg, in seiner Andacht in der Wittenberger Schlosskirche auch nicht die Gewalt groß und wichtig, sondern etwas viel Besseres: den Dank. „Dankbarkeit ist das Herz des Evangeliums“, zitierte er Martin Luther und kam auf den biblischen Bericht von den zehn geheilten Männern zu sprechen, von denen einer umkehrte, um Gott die Ehre zu geben. Solche „Umkehr zum Dank“ tat damals Not – genau wie heute.


von Walter Linkmann

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