Betreuung

Ein Familientag aus Sicht eines Kindes - Teil 1

Ein Familientag aus Sicht eines Kindes - Teil 1

Datum:
Ort:
Lüneburg
Lesedauer:
3 MIN

Eine Betreuungsveranstaltung des Familienbetreuungszentrums Lüneburg, die es so noch nicht gegeben hat. Ein Zusammenschluss mit dem Kraftfahrausbildungszentrum aus Lüneburg, der ein einmaliges gemeinsames Familienfest entstanden ließ. Ein bewegender Rückblick aus Kinderaugen.

Eine Frau und ein Soldat basteln mit ihren zwei Kindern gemeinsam an einem Tisch.

Eine gemeinsame Veranstaltung genießen bevor die Familie für einige Monate getrennt ist

Bundeswehr/Steffani

Mein Papa ist im Moment ganz schön weit weg. Und das schon seit ein paar Wochen. Irgendwo in Afrika ist er. In Mali, wie Mama dann sagt. Wir telefonieren oft mit ihm, fast jeden Abend darf ich mit dem Handy von Mama mit ihm sprechen. Und ich kann ihn nicht nur hören, sondern auch sehen! Normalerweise, wenn er bei uns ist, hat er grüne Kleidung an, nur im Handy, da hat seine Kleidung eine andere Farbe. So wie Matsch und Sand. Papa erzählt nicht viel von der Arbeit dort in Mali. Es ist meist erstmal so, dass ich ihm von meinem Tag in der Schule erzählen soll. Ich bin nämlich seit diesem Sommer in der ersten Klasse. Was ich Neues gelernt habe und was mir besonders viel Freude und Spaß gemacht hat, fragt er dann. Es ist nicht viel Interessantes was ich erzählen kann, denke ich mir, aber ich merke, dass er sich freut, wenn ich ihm von mir berichte. Eins sage ich ihm aber meist als aller erstes. Dass ich ihn sehr, sehr doll vermisse und dann ist mein Herz schon richtig schwer und pocht mir bis in den Hals. Es sieht dann so aus, als ob das bei Papa genauso ist. Ein bisschen lächelt er dann, aber ich fühle, dass es von seiner Seite genauso ist. Teilweise albern wir dann ein bisschen rum, reden von unserem letzten Urlaub an der Nordsee, wo wir zusammen Sandburgen gebaut haben und ich ihn komplett in den Sand eingegraben hatte. Nur noch der Kopf und die Arme schauten raus!
Aber bei einer Sache bin ich ihm besonders nah. Wir haben da dieses rote Buch mit dem grünen Drachen vom Familienbetreuungszentrum Lüneburg bekommen, wo ich mit Mama vor ein paar Wochen gewesen bin. Das kleinere Buch haben wir ihm mit selbstgebackenen Keksen, meinen gesammelten bunten Blättern aus unserem Garten und fünf Paar Socken von Papas Arbeit (ob er seine wohl irgendwo verloren hat!?) in ein Paket gepackt und ihm nach Afrika geschickt. Also, wenn er mir daraus vorliest, dann hält Mama das große Buch fest und wir lesen gleichzeitig und gemeinsam in einem Buch, obwohl er sooo weit weg ist! Dabei habe ich das Gefühl, dass er ganz nah bei mir ist.

Vor ein paar Tagen waren wir nämlich in Lüneburg bei Papas Arbeit, da, wo er normalerweise die grüne Kleidung trägt. Mama meinte, dass es für einen Samstagmorgen ganz schön früh ist und sie gerne länger geschlafen hätte, aber ich war schon so früh wach, weil ich unbedingt erleben wollte, wie Papa sonst so arbeitet, auch wenn er gerade nicht bei uns ist. Wir haben nämlich vom Familienbetreuungszentrum Lüneburg eine Einladung in die Kaserne von Papa erhalten. Seit Papa unterwegs ist, bekommen wir jeden Monat eine Einladung. Beim letzten Mal konnten wir noch mit Papa zusammen in den Tierpark fahren, wo uns die Menschen vom Familienbetreuungszentrum nett begrüßt hatten. Das war ein echt schöner Tag gemeinsam mit Papa und Mama. Eine Woche später haben wir ihn nämlich schon zum Flughafen gefahren und uns verabschiedet. Ich habe Papa noch nie weinen gesehen, deswegen war ich noch trauriger.
In Lüneburg in der Kaserne habe ich die Menschen, die auch im Tierpark waren, wiedergetroffen. Der Mann, der eine Rede im Tierpark hielt, stand nun auch wieder vor einer Leinwand. Aber heute musste ich nicht warten und mir die Rede anhören. Ich durfte mit Julie und den anderen Kinderbetreuerinnen mitgehen. Wir konnten uns schon mal alles anschauen, bis Mama und die anderen Menschen die Rede gehört hatten.
Wir kamen zu einem großen Platz. Da standen so viele Fahrzeuge! Einige in der Farbe wie Papas Kleidung, aber auch normale Fahrzeuge wie Traktoren, weiße Lkws mit Anhänger dran oder auch Panzer mit Rädern. Soldaten wie Papa erklärten mir alles, was ich wissen wollte. Ich durfte sogar überall im Fahrzeug sitzen, alle Knöpfe drücken und sogar das Lenkrad berühren. Ob Papa so ein Fahrzeug auch lenken muss, da wo er gerade ist?

Fortsetzung in Teil 2, eine Vorschau auf das Erlebte gibt es bereits in der Bildergalerie...

von Nadine  Dreyer

Bildergalerie