Die Veranstaltung des Familienbetreuungszentrums Hannover führte die Gäste durch die wechselvolle Geschichte des Hannoveraner Hauptbahnhofs, von der Zeit als königliche Residenzstadt, dem Abstieg in die zweite Reihe, als preußische Provinz, bis hin zu einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte im heutigen Deutschland.

Eine Gruppe Personen steht an einer Reiterstatue von König Ernst August in Hannover.

Begrüßt wurden wir durch die Stadtführer am Ernst-August-Denkmal, das zu Ehren des Landesherrn des ehemaligen Königreichs Hannover, König Ernst August, errichtet wurde

Bundeswehr/Bruckuf

Über 110 Gäste wurden zur Märzveranstaltung des Familienbetreuungszentrums Hannover herzlich willkommen geheißen.
Das Rahmenprogramm beinhaltete dieses Mal, neben dem informativen Teil über die Lage in den Einsatzgebieten der Bundeswehr, eine Führung in und unter den Hauptbahnhof Hannover. Die Gäste nahmen an einer Zeitreise teil, die ihren Anfang im königlichen Hannover in der Mitte des 19. Jahrhunderts nahm, bis hin zum heutigen Erscheinungsbild, als moderner Verkehrsknotenpunkt in Norddeutschland.
Als passender Treffpunkt wurde hier das Reiterstandbild von König Ernst August auf dem Bahnhofsvorplatz gewählt. Unter diesem König wurden in und um Hannover Schienenverkehrsprojekte in Angriff genommen, um wirtschaftlich mit anderen Ländern mithalten zu können.  Die Stadtführer lieferten fundierte Einblicke in Eisenbahngeschichte und machten politische Ereignisse und ihre Folgen aber auch die städtische Entwicklung nach der nahezu vollständigen Zerstörung im zweiten Weltkrieg erlebbar. Die Tour führte durch den Bahnhof, mit den fehlenden Bahnsteigen fünf und sechs, die als Durchfahrts- und Wartungsgleisanlagen über keinen für Bahnkunden erreichbaren Bahnsteig verfügen, bis hin zu einer unscheinbaren Tür. Dies war der Eingang zu einem Ort, von dem auch die viele Hannoveraner bisher nur gehört haben. Tief unter der Stadt schlummert ein im Rohbau steckengebliebener U-Bahnhof für eine Linie D, die nie gebaut wurde. Lange Holztreppen, die scheinbar ins Nichts führen und die schwache diffuse Beleuchtung machen deutlich, warum dieser Ort auch als Geisterstation bezeichnet wird.
Der Bauabbruch der Linie D hatte seine Ursachen in den unverhältnismäßig hohen Kosten für die Fertigstellung, im Vergleich zu alternativen Streckenführungen. Auch nach über dreißig Jahren ist keine Veränderung des Zustandes oder der Nutzung in Sicht. Siebzehn Meter unter dem Raschplatz konnte sich jeder Besucher die Frage stellen, was sie oder er aus der baulichen Anlage entstehen lassen würde. Die Ideen gingen hier von Fertigstellung bis hin zur Technodisco weit auseinander.
Wieder an der Oberfläche angekommen, wurde die Führung auf dem Raschplatz fortgesetzt, einem weiteren Missgriff in der Hannoveraner Stadtentwicklung. Für jedermann sichtbar ist hier ein sozialer Brennpunkt entstanden, der vor allem von Menschen belebt wird, die an den äußersten Rand oder außerhalb der Gesellschaft gedrängt, dem Drogen- und Alkoholkonsum verfallen sind. Das nasskalte und zugige Wetter untermalte die sich breitmachende Stimmung sehr passend.
Nach diesen zu verarbeitenden Eindrücken wurde die Führung durch die Guides beendet und die Teilnehmenden bestiegen nach einem kurzen Fußmarsch wieder die Busse in Richtung Kurt-Schumacher-Kaserne. Nach dieser eindrucksreichen Tour erwartete die Teilnehmenden noch eine Stärkung mit Gulasch oder Kartoffelsuppe, bevor die Veranstaltung dann ihr offizielles Ende nahm.

von Gerrit  Scheppe

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