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Glück Auf! Von Kohle, Traditionen und Schlamm

Glück Auf! Von Kohle, Traditionen und Schlamm

Datum:
Ort:
Hannover
Lesedauer:
3 MIN

„Dumpf widerhallten unsere Schritte in dem sauber gemauerten, mit eisernen Rippen und Platten gesicherten Gewölbe - Eisig pfiffen die  „Wetter“, feucht schlugen sie mir ins Gesicht.“ - so schrieb Hermann Löns im August 1893 über eine Grubenfahrt im Deisterbergbau. 
Den Teilnehmenden der Betreuungsveranstaltung des Familienbetreuungszentrums Hannover wurde die Möglichkeit geboten, hautnah zu erleben, wie Bergleute früher gearbeitet haben und unter welchen Bedingungen sie täglich ihrem Beruf nachgingen. Eine Führung durch die niedrigen Steinkohlestollen mit ihren kalten und schlammigen Pfützen vermittelte einen Eindruck von der harten Arbeit und dem Mut, den die Bergleute im Deisterbergbau aufbringen mussten.

Eine Gruppe Menschen lauscht den Erzählungen einer Bergwerkführerin.

Barbara erzählte aus der Welt unter Tage

Bundeswehr/Scheppe

Am vergangenen Samstag fand im Familienstützpunkt Hannover ein spannender Ausflug zum Feggendorfer Stollen e.V.eingetragener Verein statt. Pünktlich um 10 Uhr trafen die Gäste ein und wurden herzlich begrüßt. Die Vorfreude auf den bevorstehenden Tag war spürbar und alle waren gespannt auf die Neuigkeiten aus den Einsatzgebieten, die im Rahmen eines Vortrages präsentiert wurden. 
Nach dem informativen Teil ging es mit dem Bus in Richtung Deister. Vom Waldparkplatz Feggendorf aus begann der anstrengende Fußmarsch steil bergauf zum Stolleneingang, der ca. 1.300 m entfernt lag. 
Am Stollen angekommen, wurden die Gäste herzlich empfangen. Das Grubengelände mit dem idyllischen Zechenhaus, umrahmt von einem herrlichen Buchenwald, bot eine beeindruckende Kulisse. 
Der Verein hatte alles vorbereitet, um den Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen. 
Zu Beginn gab es eine Führung über das Grubengelände mit interessanten Informationen über die Geschichte und den Betrieb des Feggendorfer Stollens. Es wurde berichtet, dass die Grube 1947 stillgelegt wurde, nachdem sie in ihren besten Zeiten mit einer Belegschaft von 139 Mann eine beeindruckende Fördermenge von 80 bis 90 Tonnen Steinkohle pro Tag erreicht hatte. Damals schlugen die Bergleute die Kohle liegend mit Spitzhacken aus dem nur 60 Zentimeter mächtigen Flöz. Im Anschluss wurde das „schwarze Gold“ dann mit Loren, die von Pferden gezogen wurden, ans Tageslicht gebracht. Die Bedeutung des Bergbaus für die gesamte Region Hannover wurde hier deutlich. Der Aufstieg Hannovers zu einer bedeutenden Industrie- und Maschinenbaustadt wurde maßgeblich durch die Deisterkohle beeinflusst, und auch die Zeche Feggendorf spielte dabei eine wichtige Rolle.
Ausgerüstet mit Helm und Stirnlampe ging es unter Tage. Immer tiefer in den Berg führte der Weg durch enge Gänge und schlammige Pfützen zwischen verrosteten Schienen. Viele lernten bei den teilweise sehr niedrigen Firsthöhen die Bedeutung ihres Helmes zu schätzen. Die Atmosphäre im Bergwerk war einzigartig und alle waren fasziniert von der Geschichte und den harten Arbeitsbedingungen der Bergleute.
Vereinsmitglied Barbara, deren Namensvetterin bis heute als Schutzpatronin der Bergleute verehrt wird, fuhr als letzter Bergmann mit dem „Sicherheitsgeleucht“ ein und sorgte so mit einer ständigen Überprüfung der Luftqualität für die nötige Sicherheit der Besucher. Barbara berichtete, dass Frauen in Deutschland erst seit 2009 „Bergmann“ werden können, die Bundeswehr hatte in Sachen „Karriere für die Frau“ also mit acht Jahren mal eindeutig die Nase vorn. Während der gesamten Exkursion spielte das Wetter mit und sorgte für beste Bedingungen. Die Sonne schien und die Teilnehmer konnten die Schönheit der Umgebung in vollen Zügen genießen. Das Zechengelände mit dem Zechenhaus und dem umliegenden Buchenwald bot einen malerischen Anblick und verlieh dem Tag einen ganz besonderen Charme.
Gegen 16:30 Uhr neigte sich der Tag dem Ende zu und es war Zeit, die Rückreise nach Hannover anzutreten. Mit vielen neuen Erkenntnissen, interessanten Geschichten und unvergesslichen Momenten im Gepäck verabschiedeten sich die Gäste vom Feggendorfer Stolln e.V.eingetragener Verein und der Freiwilligen Feuerwehr Feggendorf. Ein herzliches Dankeschön geht an beide Organisationen, die mit ihrer herzlichen Gastfreundschaft die Veranstaltung zu einem außergewöhnlichen Erlebnis machte. Danke auch an Tabea und maramasouls für das schöne Gruppenfoto.

von Gerrit Scheppe

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