Ich möchte etwas schenken
Ich möchte etwas schenken
- Datum:
- Ort:
- Bad Reichenhall
- Lesedauer:
- 3 MIN
Nadja M. kennt die Situation aus eigener Erfahrung: Zuhause alleine mit zwei kleinen Kindern, während der Mann als Soldat mehrere Monate im Auslandseinsatz ist. Sie weiß, wie wichtig es hier sein kann, die Familienbetreuung der Bundeswehr an der Seite zu haben. Im Familienbetreuungszentrum Bad Reichenhall engagiert sie sich ehrenamtlich.
Es herrschte ein reges Durcheinander im Saal, Kinder toben. Auf den Tischen stehen Zuckerguss und Streusel. Endlich sind die am Vormittag gebackenen Plätzchen fertig und können verziert werden. Gemeinsam mit den Erzieherinnen und den Mitarbeiterinnen des Familienbetreuungszentrums Bad Reichenhall setzt sich Nadja M. zwischen die Kinder an den Tisch. Hat auch jede und jeder eine Unterlage, damit der Zuckerguss am Ende nicht am Tisch klebt?
Heute wird den Kindern beim Verzieren ihrer Plätzchen geholfen, später wird sie beim Aufräumen anpacken. Je nach Veranstaltung unterscheiden sich ihre Aufgaben als ehrenamtliche Helferin des Familienbetreuungszentrums. Die Hauptsache sei, den Angehörigen der Einsatzsoldatinnen und -soldaten einen tollen Tag zu verschaffen, ohne dass diese sich selbst um etwas kümmern müssten, erzählte sie. „Einfach mal etwas Verantwortung abgeben dürfen, das merkst du den Leuten an“, ist die zweifache Mutter überzeugt.
Es helfe schon, einer Mutter mal den Kinderwagen zu schieben, damit sie sich ungestört mit anderen Erwachsenen unterhalten kann. Oder Nadja spricht jemanden an, der alleine steht und sich vielleicht noch nicht traut, über die eigene Situation zu sprechen. Wichtig ist ihr, dass die Teilnehmenden nach einer Veranstaltung sagen können: Das tat gut. „Ich möchte etwas schenken“, beschreibt Nadja ihre Motivation.
Rund einen Tag im Monat engagiert sich die 41-Jährige im Familienbetreuungszentrum Bad Reichenhall. „Die Menschen, um die du dich kümmerst, sind einfach froh, dass du da bist“, erzählt sie. Dabei sei es oft ein Eisbrecher, dass sie selbst in der Situation war, in der die Angehörigen nun sind. Das baue Vertrauen auf. „Sie merken: Die weiß auch, wovon du sprichst.“ Wichtig ist dabei zu wissen, welche Kompetenzen man als Ehrenamtliche hat und wohin man verweisen kann, wenn die Situation überfordert. Hierfür erhalten alle Ehrenamtlichen eine Basisausbildung und mehrere Kommunikationsworkshops. Regelmäßig finden auch Netzwerktreffen der Ehrenamtlichen aus ganz Deutschland statt.
Auch der Leiter der Familienbetreuungszentrums Bad Reichenhall, Oberstabsfeldwebel Thomas S., betonte, wie wichtig die Ehrenamtlichen für die Einrichtung sind: „Durch die tolle Unterstützung unserer Ehrenamtlichen können wir unseren Angehörigen ein noch vielseitigeres und abwechslungsreicheres Programm anbieten.“ Viele der Helferinnen und Helfer hätten einen großen Erfahrungsschatz im Umgang mit Familien und Kindern.
Nadja M. kam 2017 als Ehrenamtliche zur Familienbetreuung, als sie gezielt nach einem Ehrenamt mit Bezug zur Bundeswehr suchte. Der Grund: Ihr Bruder und ihr Mann sind Soldaten. Das Familienbetreuungszentrum war für sie die perfekte Anlaufstelle, um nicht nur den Angehörigen einen Mehrwert zu schenken, sondern auch dazu beitragen, dass die Soldatinnen und Soldaten sich keine Sorgen um die Zuhausegebliebenen machen, sondern den Kopf frei haben für ihren Auftrag. „Auch meinem Mann ging es viel besser, weil er wusste, dass es mir hier gut geht“, erinnert sie sich. Darüber hinaus ist das Ehrenamt für die zweifache Mutter aus ihrer Sicht eine sinnstiftende Ergänzung zu ihrem Hauptberuf. Im Familienbetreuungszentrum erfahre man viel Dankbarkeit von den Angehörigen.