Interview mit dem Leiter Planungszelle Sévaré

Interview mit dem Leiter Planungszelle Sévaré

Datum:
Ort:
Sévaré
Lesedauer:
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Die Europäische Trainingsmission EUTMEuropean Union Training Mission Mali plant ein neues Ausbildungszentrum im zentralmalischen Sévaré. Die Stadt liegt in der Unruheregion Mopti. Künftig sollen neben der malischen Armee auch Truppen der G5-Sahel-Staaten ausgebildet werden. Deutschland beabsichtigt unter anderem, die Projektplanung und den Bau eines Ausbildungszentrums zu übernehmen. Für die Erkundung wurde eigens die Planungszelle Sévaré geschaffen. Oberstleutnant Christoph H. war Leiter der drei Mann starken Zelle. Im Interview spricht er über die Erkundung und das geplante Ausbildungszentrum.

5 Fragen an Oberstleutnant Christoph H.

Ein Soldat steht vor einer Hesco-Wand

Oberstleutnant Christoph H. ist seit Januar 2021 der Leiter der Planungszelle Sévaré

Bundeswehr/Patrick Enssle

Wie sah die Arbeit der Planungszelle Sévaré bisher aus?

Oberstleutnant Christoph H.

Für den Bau des neuen Ausbildungszentrums ist es wichtig, die Umgebung genau zu kennen. Bereits im August letzten Jahres hat mein Vorgänger begonnen, ein Netzwerk zu den leitenden Sicherheitskräften und Amtsträgern aufzubauen, um die Situation vor Ort zu analysieren. Weiterhin wurden mit der Unterstützung von Geologen aus Deutschland die Böden und die Grundwasservorkommen auf dem geplanten Gelände untersucht und eine Unterbringung für das Aufbaukommando erkundet.

Wie sieht Ihre Arbeit für die kommende Zeit aus?

Oberstleutnant Christoph H.

Ich führe die Arbeit meines Vorgängers fort. Inzwischen kennt man uns und unsere Absicht in der Region – Das erleichtert die Arbeit. Wir mussten aber auch feststellen, dass wir gerade in Bezug auf unseren Partner, die malische Armee, noch Wissenslücken haben. Um die Beziehung weiter zu festigen, müssen wir diese Lücken – insbesondere in den Bereichen Aufbau, Struktur und Operationsräume – schließen. Das geht am besten vor Ort und nicht vom Kartentisch aus. Daher werden wir auch künftig versuchen, so oft wie möglich in Sévaré zu sein.

Die Region Mopti, in der Sévaré liegt, gilt als Unruheregion. Wie gefährlich ist die Erkundung?

Oberstleutnant Christoph H.

Hier muss man differenzieren. Wir arbeiten überwiegend in der malischen Kaserne, die sich im Stadtgebiet befindet. Dieses wird durch Checkpoints und verschiedene Sicherheitsorgane wie die Gendarmerie Nationale und die Forces Armées Maliennes (FAMa), also durch malische Streitkräfte, gesichert. Dennoch, die Region ist und bleibt gefährlich. Wir sind daher wachsam und bewegen uns ausschließlich in geschützten Konvois. Für unseren Auftrag ist es aber unabdingbar, vor Ort zu sein.

Warum ist das neue Ausbildungszentrum so wichtig?

Oberstleutnant Christoph H.

Das aktuelle Trainingscenter in Koulikoro liegt in der Nähe der Hauptstadt, circa 600 Kilometer weit entfernt, und ist für die FAMa schwierig zu erreichen. Die baulichen Kapazitäten sind dort weitestgehend erschöpft. Ein Training, wie es in Sévaré geplant ist, ließe sich in Koulikoro nicht realisieren. Das neue Ausbildungszentrum liegt hingegen in Zentralmali und damit in der Mitte der malischen Militäroperationen. Die Stadt verfügt über einen Flughafen, der derzeit von den Vereinten Nationen ausgebaut wird, was die Logistik erleichtert. Durch diese Ausgangssituation könnte die FAMa künftig durchgängig und vor allem noch effizienter ausgebildet werden. Bereits vor Ort könnten die ausgebildeten Truppen dann unmittelbar im Operationsraum eingesetzt werden. Durch das sich anschließende weitläufige Übungsgelände, welches auch Schießbahnen beinhaltet, können die malischen Streitkräfte umfassend und realitätsnah ausgebildet werden.

Wie kann man sich das neue Ausbildungszentrum vorstellen?

Oberstleutnant Christoph H.

Künftig sollen nicht wie bisher einzelne Trainingseinheiten stattfinden, sondern es soll einen vollständigen Ausbildungszyklus geben: beginnend mit der Grundausbildung über die weitere Spezialisierung bis hin zur Vorbereitung auf den Einsatz. Die Ausbildung ist für rund 500 Rekruten geplant. Sie kann bei Bedarf sogar auf 1.000 aufgestockt werden und soll rund ein Jahr dauern. Das Ausbildungsangebot begrenzt sich nicht nur auf die malischen Streitkräfte, auch die G5-Sahel-Staaten werden die Möglichkeit haben, sich hier ausbilden zu lassen.

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