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Der Blick auf die Alpen ist für einen gelernten Heeresbergführer natürlich kaum zu ersetzen, aber zwischen Palmen und Mangobäumen am Ufer des Niger und mit Blick auf Mount Keita kann es auch ganz schön sein. Diese Zeit neigt sich nun aber dem Ende entgegen. Am 14. Juli 2021 wird Oberstleutnant Sonnenberger die Kontingentführung an seinen Nachfolger übergeben.

6 Fragen an Oberstleutnant Sonnenberger

Im Vordergrund ein deutscher Soldat Im Hintergrund mehrere angetretene malische Soldaten

Oberstleutnant Sonnenberger vor den Absolventen des Kompaniecheflehrgangs

Bundeswehr/Helmmar Schmidt

Mit Blick auf den bevorstehenden Wechsel: Wie haben Sie damals ihre eigene Übergabe erlebt und fühlten Sie sich gut vorbereitet?

Oberstleutnant Sonnenberger

Ich habe mich insgesamt ein Dreivierteljahr auf den Einsatz vorbereitet, unschätzbar wertvoll war eine Erkundung im vergangenen Oktober, bei der ich bereits die Möglichkeit hatte, mit meinem Vorgänger erste Grundlagen zu legen. Mit meinen Erfahrungen aus dem MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali-Einsatz vor zwei Jahren und der Einweisung im Einsatzführungskommando war ich bereits umfassend vorbereitet, sodass wir während der Übergabe vor Ort im Wesentlichen das Tagesgeschäft und die aktuelle Lage übergeben haben.

Im internationalen Stab der Trainingsmission sind Sie für die Ausbildungsprogramme verantwortlich. Wie erleben Sie die internationale Zusammenarbeit?

Oberstleutnant Sonnenberger

Das Arbeiten in einem internationalen Team macht mir immer viel Spaß. Die Offiziere und Unteroffiziere aus den verschiedenen Nationen bringen einen breiten Erfahrungshintergrund mit; einen Schatz, den es zu heben gilt. Ich versuche immer alle Beteiligten zu animieren, ihre Perspektive und Beiträge einzubringen. Wichtig ist es ein gemeinsames Verständnis für Begriffe abzugleichen, um mit „einer Sprache zu sprechen“, auch wenn in der Zusammenarbeit manchmal babylonische Sprachverwirrung herrscht und auch native Speaker aus unterschiedlichen Nationen nicht immer das gleiche meinen, wenn sie etwas sagen.

In Deutschland ist Corona weiter ein beherrschendes Thema in den Medien. Wie beeinflusst Corona hier das Leben und die Ausbildung?

Oberstleutnant Sonnenberger

Wir haben das Glück, dass bei den wöchentlichen Tests im KTCKoulikoro Training Center seit Wochen keine positiven Ergebnisse mehr gemeldet wurden. Die Impfquote steigt in allen Kontingenten immer weiter an, im deutschen Einsatzkontingent liegt der Anteil der Soldatinnen und Soldaten mit Vollschutz mittlerweile über 90 Prozent. Im Rahmen der Ausbildung und im täglichen Zusammenleben setzen wir natürlich weiter die AHA-Regeln um. Das Feldlager ist aber sehr beengt und die Fahrzeuge müssen auch mit mehreren Personen besetzt werden, um die Force Protection sicherzustellen. Damit konnten wir den Ausbildungsbetrieb wieder voll hochfahren, Sprachmittler und Trainer sind aber diejenigen, die das größte Risiko tragen, da die Testkapazitäten hier in Mali eine Verfolgung von Infektionsketten in der malischen Bevölkerung und Armee nicht zulassen.

Bei vielen Ausbildungen waren Sie zur Dienstaufsicht. Welche Erfolge sehen Sie bei den malischen Kameraden?

Oberstleutnant Sonnenberger

Die malischen Trainees sind hoch engagiert und motiviert bei der Sache und schätzen die Ausbildung durch die EUTMEuropean Union Training Mission-Ausbilder sehr. Gerade die Gefechtserfolge, die durch EUTMEuropean Union Training Mission ausgebildete Einheiten in den letzten Monaten erzielt werden konnten, haben die Wertschätzung der Ausbildung noch einmal gesteigert. Insbesondere mit der Ausbildung geschlossener Einheiten gelingt es uns auf der Ebene der Vorgesetzten, wie auch der Mannschaftssoldaten gleichermaßen Verbesserungen zu erzielen. Das sorgt dafür, dass Qualifikationen hinterher auch genutzt werden und Kohäsion durch gegenseitiges Vertrauen in die Fähigkeiten wächst.

Wie klappt hier die Zusammenarbeit und Verständigung?

Oberstleutnant Sonnenberger

Ein ganz wesentliches Element der Ausbildung sind die Sprachmittler. Nur wenige Ausbilder sprechen Französisch auf einem Niveau, das es erlaubt Ausbildungsinhalte und Fachtermini sicher zu vermitteln. Viele der malischen Unteroffiziere und Mannschaften sprechen besser Bambara als Französisch. Das kostet Zeit, klappt aber sehr gut und im Zweifel mit Händen, Füßen und viel Spaß für alle Beteiligten. Das Vormachen in VENÜ (Ausbildungsgrundsatz: Vormachen – Erklären – Nachmachen – Üben) spielt dabei eine große Rolle. Die Zusammenarbeit mit der malischen Armee klappt insgesamt gut, über eine schrittweise Integration von malischen Hörsaalleitern und Ausbildern wird die gemeinsame Abstimmung und Organisation immer leichter.

Hatten Sie sich etwas Bestimmtes für Ihren Einsatzzeitraum vorgenommen?

Oberstleutnant Sonnenberger

Das erste Ziel eines Kontingentführers ist es natürlich immer alle Kameradinnen und Kameraden gesund an Leib und Seele wieder nach Hause zu bringen. Dazu gilt es insbesondere bei der sogenannten dezentralen Ausbildung an malischen Standorten außerhalb von Koulikoro ein wachsames Auge auf Lageentwicklungen und Schutz zu haben. Darüber hinaus ist die Übernahme der deutschen Führung von EUTMEuropean Union Training Mission durch Brigadegeneral Deuer erst vor kurzem erfolgt. General Deuer hat hier in Koulikoro schon seine Einweisung erhalten. Ich selber werde am 14. Juli 2021 die Führung des Einsatzkontingentes an meinen Nachfolger Oberst i. G. Hell übergeben.

 

 

von Helmmar  Schmidt

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