Schießausbildung unter sengender Sonne
Schießausbildung unter sengender Sonne
- Datum:
- Ort:
- Tillia
- Lesedauer:
- 3 MIN
Hauptauftrag der Joint Special Operations Task Force (JSOTFJoint Special Operations Task Force) Gazelle ist die Befähigung nigrischer Spezialkräfte. Fallschirmjäger mit erweiterter Grundbefähigung (FschJg EGBErweiterte Grundbefähigung) vom Fallschirmjägerregiment 31 unterstützen diesen Auftrag unter anderem durch die Ausbildung eines nigrischen Force Protection-Zugs in Tillia.
Laut hallt ein kräftig ausgebrachter Schlachtruf über die staubige Wüstenlandschaft. Dann schnellen gut 35 Gewehrverschlüsse nach vorn, gefolgt vom Klicken der Schlagbolzen. Die nigrischen Soldaten stehen aufgereiht nebeneinander, senken ihre Waffen und verfolgen die Befehlsausgabe für den heutigen Tag. Grundlagen praktischer Schießausbildung sowie Counter IEDImprovised Explosive Device-Training zur Aufklärung versteckter Sprengladungen stehen auf dem Dienstplan. Zuerst sitzen die nigrischen Kameraden auf ihre Pickup-Geländewagen mit den schweren Maschinengewehren auf der Ladefläche auf. Dann folgen die deutschen Fallschirmjäger EGBErweiterte Grundbefähigung mit ihren -Fahrzeugen vom Typ Eagle . Es sind nur wenige Fahrminuten auf geröllbedecktem Sandboden bis zur Schießbahn. Das Areal gehört zum Standortübungsplatz Tillia. Bevor es losgehen kann, müssen umherziehende Kuh- und Ziegenherden aus dem Schussfeld getrieben werden. Dann beginnt die detaillierte Einweisung. Drei Gruppen durchlaufen nacheinander die Trockenausbildung mit ihren Handwaffen. Im Anschluss gehen sie zum scharfen Schießen oder werden in der Suche nach versteckten Ladungen unterwiesen.
Ausbilden für den Kriegseinsatz
Neben den Kampfschwimmern des Kommando Spezialkräfte der Marine (KSMKommando Spezialkräfte der Marine) und den Fallschirmjägern wird auch weiteres Personal der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle für die Ausbildung der nigrischen Spezialkräfte herangezogen. Stabsbootsmann Tine, ein Minentaucher, ist zu Hause im Seebataillon ebenfalls als Ausbilder. „Unsere nigrischen Soldaten kommen frisch aus der Grundausbildung und müssen noch einiges lernen“, stellt er fest. Im Gruppenrahmen werden deshalb zunächst Grundlagen im Umgang mit der Waffe vertieft. Ladetätigkeiten, Sicherheitsüberprüfung und der gezielte Einzelschuss werden ohne und anschließend mit Munition geübt. Die Soldaten sind konzentriert und sehr motiviert. Pausenzeiten halten sie penibel ein. Ausbilder Tine ist beeindruckt von so viel Engagement bei glühender Hitze. Ihm macht die gemeinsame Ausbildung sichtlich Freude. „Am Wochenende fragte ich einige nigrische Soldaten, ob sie Lust hätten, freiwillig den Umgang mit Karte und Kompass zu vertiefen. Da waren letzte Woche noch Unsicherheiten erkennbar“, erinnert er sich. „Die ganze Gruppe sagte sofort zu, obwohl es ihre Freizeit war. Und alle waren mit Feuereifer bei der Sache.“ Es gibt auch einen ernsten Grund für dieses Verhalten: „Man darf nicht vergessen, dass die nigrischen Spezialkräfte im Dauerkrieg sind“, unterstreicht Stabsbootsmann Tine die Motivation.
Kameradschaftliches Miteinander
Gemeinsam rammen Fallschirmjäger EGBErweiterte Grundbefähigung mit ihren nigrischen Kameraden Schützenscheiben in den harten Boden, gehen noch einmal Haltepunkte für kurze Entfernungen durch und erklären, wie Magazine gefechtsmäßig zu wechseln sind oder man mit der Waffe schnell und sicher in Anschlag geht. Die beiden Sprachmittler sind immer zur Stelle. Allerdings verstehen nur wenige nigrische Soldaten die Amtssprache Französisch. Die meisten sprechen Hausa, eine der am weitesten verbreiteten Stammessprachen Nigers. Da die Spezialkräfte auch in Niger die Besten rekrutieren, stammen viele Soldaten aus anderen Regionen des Landes, sprechen daher verschiedene Sprachen. Tine nimmt eine selbst gemachte Taschenkarte hervor mit wichtigen Befehlen und Floskeln auf Hausa. „Wir Ausbilder haben uns gängige Begriffe in Hausa eingeprägt, um besser auf unsere Partner eingehen zu können.“ Dennoch sei es oft nötig, mit Händen und Füßen zu kommunizieren. Irgendwie verstehe man sich dann doch, freut er sich. Bei den zahlreichen gemeinsamen Ausbildungen entstehen auch persönliche Kontakte. „Manchmal sitzen wir abends noch mit den Jungs zusammen. Da kommen Fragen, wie man zum Beispiel eine Klimaanlage bedient, und wir zeigen das dann.“ Die Dankbarkeit der nigrischen Soldaten für die gemeinsame Ausbildung sei deutlich spürbar, sie zeige sich in vielerlei Gesten. So tausche man sich auch über private Dinge wie Hobbies oder auch Sorgen aus. „Das macht mich stolz und zeigt mir, dass wir auf einem guten Weg sind.“ findet Stabsbootsmann Tine, dem seine Aufgabe sichtlich Freude bereitet.