Deutsche und amerikanische Soldaten stehen an einem Fahrzeug und schauen auf eine Karte

Internationales Krisenmanagement

Die Bundeswehr hilft dabei, internationalen Krisen vorzubeugen und Konflikte zu bewältigen.

In einer multipolaren Welt mit einer sehr dynamischen Sicherheitslage und vielen Krisenherden muss die Bundeswehr auch für Aufgaben im Internationalen Krisenmanagement bereitstehen. Krisen, Konflikte und Spannungen beeinflussen auch das deutsche und europäische Sicherheitsumfeld: zum Beispiel in Afrika, im Nahen und Mittleren Osten, in der Arktis sowie im Indo-Pazifik.

Aufgaben und Fähigkeiten

Die Landes- und Bündnisverteidigung ist Kernauftrag der Bundeswehr. Alle anderen Aufträge sind ihr nachgeordnet. Ausschließlich für Auslandseinsätze werden deshalb keine besonderen Kräfte vorgehalten. Aufgaben im Internationalen Krisenmanagement fordern deshalb ein Höchstmaß an Flexibilität von der gesamten Truppe. Deshalb wird in allen Bereichen – bei Personal, Material und Ausbildung – weiterhin auf die Befähigung für internationale Einsätze Wert gelegt.

Die Bundeswehr hat sich nach der Wiedervereinigung zu einer Einsatzarmee entwickelt. Deutschland hat weltweit – auch militärisch – immer mehr Verantwortung übernommen. Seit den sicherheitspolitischen Herausforderungen der Zeitenwende in Europa ist die Landes- und Bündnisverteidigung wieder Kernauftrag der deutschen Streitkräfte und hat Priorität. Zusätzlich gilt es, die sicherheitspolitischen Entwicklungen um Europa herum und darüber hinaus zu beobachten.

Weiterhin bedrohen Krisen und Konflikte auch die deutsche und die europäische Sicherheit. Immer wieder wird die regelbasierte internationale Ordnung infrage gestellt, für deren Erhalt sich Deutschland und seine Partner einsetzen. Nur sie schafft Stabilität und die Voraussetzungen für Frieden und Sicherheit. Außerdem ist die regelbasierte internationale Ordnung die Grundlage für sichere Handelsrouten und Lieferketten, die wichtig für die Versorgung und den Wohlstand in Europa sind. Daraus ergibt sich also auch ein geopolitisches und wirtschaftliches Interesse an weltweiter Stabilität und Sicherheit für Europa.

Aufgaben im Auslandseinsatz

Das mögliche Einsatzspektrum für die Bundeswehr bei internationalen Missionen ist vielfältig. Je nach Auftrag werden Gruppen oder Einzelpersonen für Beratungs- oder Beobachtungsmissionen entsendet oder sogar ganze Truppenkontingente in Einsatzgebiete verlegt. Bei der Beteiligung der Bundeswehr an bewaffneten Auslandseinsätzen muss grundsätzlich der Bundestag vorab ein Mandat erteilen.

Eine der zentralen Aufgaben der Bundeswehr im Ausland ist es, Krisenregionen zu sichern und zu stabilisieren. Diese Einsätze erfolgen im Rahmen internationaler Mandate, die beispielsweise durch die UNUnited Nations, die NATONorth Atlantic Treaty Organization oder die EUEuropäische Union erteilt wurden. Ziele dieser Einsätze sind in der Regel die Wiederherstellung und Aufrechterhaltung von Frieden in Konfliktgebieten, die Verhinderung von Eskalationen oder des Wiederaufflammens von Konflikten sowie der Schutz von Zivilisten vor Gewalt und Menschenrechtsverletzungen. Dazu gehört auch der Einsatz von Militärbeobachtern bei Friedensmissionen der Vereinten Nationen.

Die Bundeswehr leistet in Krisensituationen humanitäre Hilfe, etwa nach Naturkatastrophen oder in Gebieten mit humanitären Notlagen. Diese Einsätze umfassen zum Beispiel die Bereitstellung von Logistik und Transportmitteln, um die Betroffenen mit lebenswichtigen Gütern und Medizin zu versorgen, sowie die Unterstützung bei der Wiederherstellung der Infrastruktur.

Eine weitere Aufgabe der Bundeswehr ist die Ausbildung und Beratung der Streitkräfte anderer Länder. So sollen lokale Sicherheitskräfte in die Lage versetzt werden, eigenständig für Stabilität und Sicherheit in ihren Ländern zu sorgen. Die Schwerpunkte liegen dabei auf der Ausbildung in militärischen Taktiken und Strategien, der Vermittlung von Wissen im Bereich Menschenrechte und Völkerrecht oder der Bereitstellung technischer und logistischer Unterstützung.

Auch bei der Ertüchtigung geht es darum, die jeweiligen Partnerstaaten in die Lage zu versetzen, selbst für Sicherheit zu sorgen. Mit der Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung werden durch die Bundeswehr Beratung, Ausbildung und militärische Ausstattungshilfe geleistet. Die Partnerländer der Initiative sollen so unterstützt werden, dass sie unter Beachtung menschenrechtlicher und rechtsstaatlicher Standards eigene Krisenprävention und Krisenbewältigung betreiben können.

Die Bundeswehr beteiligt sich an präventiven Maßnahmen, um Krisen und Konflikte frühzeitig zu verhindern. Dazu gehören unter anderem die Beobachtung von Spannungen in Krisenregionen und die Bereitstellung von Frühwarnsystemen. Verteidigungsdiplomatie wird zur Unterstützung von Sicherheitsstrukturen sowie zum Aufbau und zur Pflege sicherheitspolitischer und militärischer Beziehungen eingesetzt, um die regelbasierte internationale Ordnung zu stärken.

Insbesondere bei maritimen Einsätzen schützt die Bundeswehr internationale Handelswege und bekämpft Piraterie. Diese Einsätze beinhalten die Überwachung und Sicherung von Schifffahrtsrouten sowie den Schutz ziviler Handelsschiffe vor Bedrohungen. Zu den Aufgaben der Bundeswehr gehört es auch, sich an der Durchsetzung von Embargos und Sanktionen zu beteiligen. Darüber hinaus leisten die deutschen Streitkräfte Beiträge zum Kampf gegen den transnationalen Terrorismus, gegen Bedrohungen aus dem Cyber- und Informationsraum sowie gegen neuartige Gefahren hybriden Charakters.

Einsatzgeschichte

Der Deutsche Bundestag stimmte am 22. Juli 1994 erstmals über einen bewaffneten Auslandseinsatz der Bundeswehr ab. Es ging um die Durchsetzung des UNUnited Nations-Embargos gegen Jugoslawien und die Überwachung des Flugverbots über Bosnien und Herzegowina. Damit begann nach dem Ende des Kalten Krieges für die Bundeswehr eine neue Ära als „Armee im Einsatz“. Seit einigen Jahren wird sie wieder auf ihren Kernauftrag, die Landes- und Bündnisverteidigung, ausgerichtet. Hunderttausende deutsche Soldatinnen und Soldaten waren bereits in den unterschiedlichsten Auslandseinsätzen.

Internationale Krisenprävention

Abgeschlossene Einsätze und anerkannte Missionen der Bundeswehr

Die Aufträge und Aufgabenstellungen wurden im Laufe der Jahre immer umfassender und anspruchsvoller, damit aber auch risikoreicher.

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Mandatierung von Einsätzen

Die Bundeswehr unterscheidet bei ihrem Engagement außerhalb Deutschlands zwischen Auslandseinsätzen und anerkannten Missionen. Auslandseinsätze wie zum Beispiel der in Bosnien und Herzegowina dienen dazu, im Einsatzgebiet ein sicheres Umfeld zu schaffen und zu erhalten. Sie werden meist von den Vereinten Nationen oder der Europäische Union geleitet. Der Bundestag muss einer Beteiligung der Bundeswehr an solchen bewaffneten Einsätzen im Ausland vorher zustimmen. Anerkannte Missionen dagegen sind keine Einsätze bewaffneter Streitkräfte im Sinne des Parlamentsbeteiligungsgesetzes und bedürfen deshalb nicht der Mandatierung durch den Bundestag.

Parlamentsarmee

Die rechtlichen Grundlagen für Auslandseinsätze

Einem bewaffneten Einsatz deutscher Soldatinnen und Soldaten im Ausland muss der Bundestag grundsätzlich vorher zustimmen.

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Einsätze und Missionen

Mit ihrem Dienst in internationalen Missionen tragen deutsche Soldatinnen und Soldaten vor allem in Europa und dessen Nachbarschaft zu regionaler Sicherheit und Stabilität bei und leisten wichtige Beiträge zum Internationalen Krisenmanagement. Vorrangig engagiert sich die Bundeswehr in Missionen unter dem Dach der Vereinten Nationen sowie der NATONorth Atlantic Treaty Organization und der EUEuropäische Union. Das Einsatzspektrum geht von der Abkommandierung einzelner Soldatinnen und Soldaten über die Abstellung militärischer Beratergruppen oder mobiler Trainingsteams bis zur Entsendung umfangreicher Truppenkontingente.

Eine Karte zeigt die Einsätze der Bundeswehr mit Mandat weltweit
Eine Karte zeigt die Einsätze der Bundeswehr mit Mandat weltweit

Nach dem Ende des Kalten Krieges änderte das Internationale Krisenmanagement die Bundeswehr von Grund auf: Sie wurde zur „Armee im (Auslands-)Einsatz“. Die Beteiligung am UNUnited Nations-Einsatz in Kambodscha von Mai 1992 bis November 1993 leitete diese Entwicklung ein. Es folgten Missionen in Somalia, in anderen Staaten Afrikas, auf dem Balkan, im Nahen und im Fernen Osten. Aktuell ist die Bundeswehr an folgenden Einsätzen beteiligt:

Einsatz (Bezeichnung)EinsatzgebietErstes Mandataktuelles MandatMandats-
ende
Mandats-
obergrenze
KFORKosovo Force (Kosovo Force)Kosovo12.06.199927.06.2024unbefristet400
EUFOREuropean Union Force (European Union Force) AltheaBosnien und Herzegowina08.07.202227.06.202430.06.202550
UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan (United Nations Mission in South Sudan)Südsudan08.07.201130.01.202531.10.202550
UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon (United Nations Interim Force in Lebanon)Libanon20.09.200627.06.202430.06.2025300
MINURSOMission des Nations Unies pour l'organisation d'en Referendum au Sahara Occidental (Mission des Nations Unies pour l'organisation d'en Referendum au Sahara Occidental)Westsahara16.10.201316.10.2013unbefristet4
EUNAVFOREuropean Union Naval Force MEDMediterranean (European Union Naval Force Mediterranean) IriniMittelmeer07.05.202030.01.202530.11.2025300
Counter Daesh/Capacity Building IraqJordanien 
und Irak
04.12.201517.10.202431.01.2026500
EUNAVFOREuropean Union Naval Force (European Union Naval Force) AspidesRotes Meer23.02.202430.01.202531.10.2025700
Sea Guardian (NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mission)Mittelmeer29.09.201630.01.202530.11.2025550

Stand: 31. März 2025

Abgeschlossene Einsätze

Schon seit den 1990er-Jahren ist die Bundeswehr auch eine Einsatzarmee. Seitdem waren viele Tausend Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland für Frieden und Freiheit weltweit im Einsatz. Ob bewaffnet oder nicht, im Kampfgebiet oder im Hauptquartier, auf dem Wasser, zu Lande oder in der Luft – weltweit haben Bundeswehrangehörige ihren Beitrag in zahlreichen Auslandseinsätzen und anerkannten Missionen geleistet.