Flaming Sword 2024

Kampfschwimmer kommen auf allen Wegen ans Ziel – auch durch Auftauchen aus einem U-Boot

Flaming Sword 2024 ist eine multinationale Spezialkräfteübung im Rahmen der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Übung Quadriga 2024. Im maritimen Anteil üben die Kampfschwimmer der deutschen Marine aus Eckernförde zusammen mit einem U-Boot und dessen Besatzung, wie sie unentdeckt ans Ziel kommen und wie sie aus dem U-Boot austauchen.

Ein Kampfschwimmer in Tauchausrüstung in einer seitlichen Portraitaufnahme

Spezialkräfte mit maritimer Ausrichtung

Der Auftrag entscheidet über das Verbringungsmittel. Wie die Kampfschwimmer des Kommandos Spezialkräfte der Marine von ihrer Basis zum Einsatzraum gelangen, das hängt von der Aufgabe ab, die zu erledigen ist. Infrage kommen Landfahrzeuge, Luftfahrzeuge sowie Schiffe und Boote. Bei denen steht das U-Boot für unentdeckte Annäherung unter Wasser.

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  • Ein U-Boot am Pier mit gehisster Bundesdienstflagge
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    Flaming Sword 2024: Kampfschwimmer üben in der Ostsee

    Kampfschwimmer gehen an Bord eines U-Bootes und lassen sich damit von ihrem Heimatstützpunkt in Eckernförde zu ihrem Einsatzraum in küstennahe Gewässer eines Partnerlandes im Baltikum bringen. Dort verlassen sie das U-Boot und nähern sich dem Zielort ihres Auftrags. Das ist ein realistisches Szenario für die Kampfschwimmer – die maritimen Spezialkräfte der Bundeswehr – und daher wird es im Rahmen der multinationalen Spezialkräfteübung Flaming Sword 2024 trainiert. 

    Zwei Punkte sind dabei besonders wichtig: der Auftrag vor Ort und die Art und Weise,  wie man dorthin gelangt. Die Aufgaben der Kampfschwimmer reichen von Terrorismusbekämpfung und Geiselbefreiung über verdeckte Operationen und Kampf hinter feindlichen Linien bis zu Evakuierungseinsätzen oder asymmetrischer Kriegführung. Zusammengefasst geht es um diverse Formen der Aufklärung, zahlreiche direkte Handlungen wie beispielsweise die Festsetzung von Zielpersonen oder das Anbringen und Zünden von Sprengladungen sowie die Ausbildung und Beratung anderer Streitkräfte. Weltweit und in allen Klimazonen. 

    Dafür werden Kampfschwimmer für eine Verbringung in allen Dimensionen ausgebildet. Dadurch sind sie in der Lage, sich über alle erdenklichen Wege ihrem Zielort zu nähern: über Land, durch die Luft oder über See. Und das naturgemäß möglichst unentdeckt.

  • Eine Portraitaufnahme von einem Marinesoldaten in einem U-Boot
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    Marine Spezialkräfte: Von A nach B mit dem U-Boot

    Die Annäherung an einen Zielort mittels getauchtem U-Boot birgt gute Chancen darauf, vom Gegner unentdeckt zu bleiben. Aus diesem Grund zählt das Verbringen von Spezialkräften auch zu den Aufgaben der U-Boote der deutschen Marine. Für U-Boot-Besatzungen ist diese Art des Personentransports Teil der Ausbildung für die Einsatzzertifizierung. 

    Sobald die Kommandantin oder der Kommandant per Bordsprechanlage die Rolle „Einsatz Spezialkräfte“ verkündet, wissen alle Angehörigen der Besatzung, wo sie sich aufzuhalten und welche spezifischen Aufgaben sie dort zu erfüllen haben. Das wissen sie, weil es im Rollenplan festgehalten und entsprechend geübt worden ist. Ähnlich wie andere Situationen des Bordlebens, wie beispielsweise die Rollen „An- und Ablegen“, „Mann über Bord“ oder „Feuer im Boot“. 

    Mit Kampfschwimmern an Bord steigt der Anstrengungspegel für die Besatzung – insbesondere bei längeren Fahrten. Mehr Menschen müssen mit ihrem Gepäck bei ohnehin schon knappem Platz untergebracht und versorgt werden. Die Fahrt geht häufig in Gebiete, in denen Feindkontakt möglich ist. Das steigert die Aufmerksamkeit erheblich. Verlassen die Kampfschwimmer schließlich das getauchte U-Boot, dann zählt am Ende die erfolgreiche Ausschleusung.

  • Ein Soldat klettert in eine U-Boot Kapsel, ein weiterer hilft ihm dabei
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    Arbeitsteilung beim Ausschleusen: Wer macht wann was?

    Der Moment, in dem die Kampfschwimmer das getauchte U-Boot verlassen, sprich ausgeschleust werden, will gut vorbereitet und koordiniert sein. Daran beteiligt sind viele helfende Hände und Köpfe. Dazu gehört der Teamführer des Kampfschwimmereinsatzteams, der mit seinem Team das U-Boot verlässt, fachsprachlich ausgedrückt „austaucht“. 

    In Abhängigkeit vom anstehenden Auftrag gehören Scharfschützen, Sanitäter, Funker, Zugangstechniker und andere Spezialfunktionen zum Team. „Was man so braucht“, sagt der Teamführer, dessen Name hier aus Gründen des Identitätsschutzes nicht genannt werden soll. „Wir können weltweit unentdeckt hinkommen, an Land gehen und unseren Auftrag erfüllen“, ergänzt er selbstbewusst. 

    Neben ihm fungiert der Tauchereinsatzleiter als Schnittstelle zwischen dem Kampfschwimmerteam und der U-Boot-Besatzung. Als erfahrener Kampfschwimmer betreut „Scholli“* die Soldaten bei der Ausschleusung, bleibt jedoch selbst an Bord. „Alleine bist du nichts. Und du brauchst sehr viel Vertrauen zum Team, zur Ausrüstung und zu dir selbst“, so sein Credo. Das Austauchen der Kampfschwimmer erfolgt durch eines der Torpedorohre, das durch einen Sonarmeister der Besatzung bedient wird. Auf Anweisung des U-Boot-Kommandanten geht der erfahrene Portepee-Unteroffizier Schritt für Schritt den technischen Teil der Ausschleusung durch. Der Platz des Kommandanten in diesem Moment ist in der Operationszentrale (OPZOperationszentrale), dem operativen Hirn des U-Bootes. Die Kommunikation erfolgt über die Bordsprechanlage.

  • Ein Soldat in Tauchausrüstung kriecht Kopfwärts in liegender Bewegung in ein Rohr
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    Eintauchen: Kampfschwimmer verschwinden im Torpedorohr

    Das U-Boot ist im Zielgebiet angekommen und stoppt die Fahrt. Auf Befehl des Kommandanten befindet sich die gesamte Besatzung in der Rolle „Einsatz Spezialkräfte“. Die Kampfschwimmer haben jetzt ihre komplette Tauchausrüstung und ihre Bewaffnung angelegt. Humor hilft bei dieser schweißtreibenden Angelegenheit, weiß einer von ihnen und sagt trocken: „Wir ziehen uns dann mal an“. Tauchereinsatzleiter Scholli kontrolliert jeden einzelnen von ihnen sorgfältig: Alles dabei? Alles am richtigen Platz? Sitzt alles? Wackelt nichts? 

    Wenn alles passt, melden sie ihre Einsatzbereitschaft. Auf Befehl aus der OPZOperationszentrale wird die Bodenklappe des Torpedorohres geöffnet. Das Austauchen aus dem U-Boot beginnt für die Kampfschwimmer mit dem Einstieg in das Torpedorohr. Einer nach dem anderen verschwindet im Rohr. Dabei liegen die Rotten – jeweils zwei von ihnen – Kopf an Kopf, um sich gegenseitig unterstützen zu können. Scholli lotst die Jungs durch den Vorgang und achtet darauf, dass niemand irgendwo hängen bleibt. 

    Nachdem der letzte Kampfschwimmer seinen Platz im Rohr eingenommen hat, wird die Bodenklappe geschlossen. Dies erfolgt ebenfalls auf Befehl des Kommandanten, der den gesamten Vorgang koordiniert.

  • Ein Bildschirm in einem dunklen Raum, auf dem ein Schlauchboot mit Soldaten im Wasser zu sehen ist
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    Austauchen: Kampfschwimmer verlassen das U-Boot

    Beim Sonarmeister vor dem Torpedorohr ist es ruhig geworden. Die Kampfschwimmer sind im Rohr, die Bodenklappe ist geschlossen. Im stetigen Austausch mit dem Kommandanten erfolgen in den nächsten Augenblicken technische Schritte, die das Austauchen der Kampfschwimmer ermöglichen. So ist im Innenraum des Torpedorohres zunächst ein Druckausgleich herzustellen. Daraufhin strömt Wasser ein – das Rohr wird gewässert. Die Kampfschwimmer befinden sich noch immer im Rohr und atmen durch ihre Tauchgeräte. 

    Soweit es die Situation erlaubt, gibt der Kommandant dann den Befehl zum Öffnen der Mündungsklappen. Dadurch wird der Weg frei für die Kampfschwimmer. Auf das entsprechende Kommando hin gleiten sie aus dem Torpedorohr und verlassen damit das U-Boot. Sie tauchen aus. Jetzt sind sie unterwegs als Taucher in der offenen See. Der Teamführer des Kampfschwimmereinsatzteams übernimmt das Kommando. 

    Während sich die Mündungsklappen wieder schließen, treibt den Kommandanten noch die Frage um, ob alle Kampfschwimmer gut rausgekommen sind. Das erfährt er über Signale, die von den Kampfschwimmern kommen, bevor diese sich ihrem Auftrag zuwenden. Das U-Boot hat den Auftrag „Verbringen von Kampfschwimmern“ erfüllt und setzt die Fahrt fort.

    *Name zum Schutz geändert

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