Als Thomas Löwe* am 10. November 2016 in seinem Arbeitscontainer in Masar-i Scharif sitzt, spürt er plötzlich die Druckwelle einer Explosion. „Die Türen haben gewackelt“, berichtet er rückblickend. Schnell ist ihm klar, dass es eine große Detonation gegeben haben muss. Dann die Gewissheit, als die ersten Informationen das Lager erreichen: Terroristen greifen das deutsche Generalkonsulat in Masar-i Scharif an. Selbstmordattentäter lassen mindestens einen Lastwagen mit mehreren Tonnen Sprengstoff auf Basis von Ammoniumnitrat explodieren und zerstören so das Hauptgebäude des Konsulats, in dem sich zahlreiche deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger befinden. Es regnet Schutt, Staubwolken umhüllen das Gebäude. Löwe und sein Team sind gefragt. Für die Spezialkräfte bleibt keine Zeit, es muss sofort gehandelt werden. „Man schaltet sofort in einen anderen Modus und weiß genau, was zu tun ist“, sagt Löwe.
Reaktionsfähigkeit, Einsatzbereitschaft und Anpassungsfähigkeit – das zeichnet die Spezialkräfte der Bundeswehr aus. Sie sind dafür ausgebildet, ihr Können unter schwierigsten Bedingungen abzurufen, bei Einsätzen und speziellen Operationen. Im Afghanistaneinsatz standen sie vor neuen Herausforderungen, die den Kommandosoldaten ein noch höheres Maß an Flexibilität abverlangten als jemals zuvor. Aufklärung, Festnahmen, aber auch Ausbildung und Unterstützung afghanischer Kräfte prägten den Einsatz am Hindukusch. Sie waren an zahlreichen Operationen zur Festnahme gesuchter Verbrecher beteiligt und setzten dabei zusammen mit ihren afghanischen Partnern mehrere Schlüsselfiguren des terroristischen Netzwerks fest.
*Name zum Schutz des Soldaten geändert.