Eine der Ersten: Aufklärungsfeldwebel beim KSKKommando Spezialkräfte

Eine der Ersten: Aufklärungsfeldwebel beim KSKKommando Spezialkräfte

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

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Sie ist eine der am besten trainierten Aufklärungssoldatinnen beim Kommando Spezialkräfte. Die 37-jährige Josephine Winkler* sagt: „Ich wollte zum KSKKommando Spezialkräfte, um eine von wenigen zu sein und um einen besonders verantwortungsvollen Auftrag zu haben.“

Eine vermummte Soldatin bedient ein tabletähnliches Gerät

Hauptfeldwebel Josephine Winklers war eine der ersten Soldatinnen, die ab 2012 beim KSKKommando Spezialkräfte ihren Dienst als „Aufklärungsfeldwebel Spezialkräfte“ antraten.

Bundeswehr/Jana Neumann

Frau Hauptfeldwebel Josephine Winkler ist schon lange bei der Bundeswehr: Mit gerade einmal 18 Jahren hat sie ihren Dienst bei der Artillerie angetreten. Berührungsängste mit der Truppe hatte sie nie, im Gegenteil. In ihrer Familie ist der Dienst Tradition. „Eigentlich wollte ich immer zu den Gebirgsjägern“, sagt sie. Diese Vorliebe zur Kampftruppe bleibt über all die Jahre bestehen. „Irgendwann wollte ich dann noch einmal über den Tellerrand schauen.“

Erste Missionen in Afghanistan

Viele Facetten des Auftrages der weiblichen Aufklärungskräfte des KSKKommando Spezialkräfte müssen aus taktischen Gründen geheim bleiben. Aber die feminine Kompetenz ist für die Kommandosoldaten im Einsatz oft unentbehrlich. Das ist spätestens seit dem Afghanistaneinsatz klar. Dort kam auch Winkler 2011 während eines ISAFInternational Security Assistance Force-Einsatzes erstmals mit dem KSKKommando Spezialkräfte in Kontakt. Wahrscheinlich war es Karma. „Damals wurden Soldatinnen gesucht, die mit den Kommandos zu Einsätzen ausrücken“, erklärt sie. Körperliche Durchsuchungen an Frauen etwa können aus religiösen und kulturellen Gründen in Afghanistan nur von Frauen vorgenommen werden.

Winkler sagte den Kommandos zu und absolvierte erste Missionen. Aber provisorisch rekrutierte „Search Girls“ wie sie waren bei den oft riskanten Einsätzen der Kommandokräfte gefährdet. Deshalb setzte das KSKKommando Spezialkräfte bald auf einen Ausbildungslehrgang für Frauen, die die Kommandosoldaten als Aufklärerinnen unterstützen sollen. Und zwar mit der bestmöglichen Ausbildung – auf Augenhöhe mit den Spezialkräften.

Eine Soldatin hält ein tabletähnliches Gerät in den Händen

Eine der Aufgaben als Aufklärerin: Informationen gewinnen. Dafür steht Hauptfeldwebel Winkler modernes Equipment wie das Auslesegerät zur Verfügung.

Bundeswehr/Jana Neumann
Die Hand einer Soldatin sortiert Adapter in eine Kabeltasche ein

In der Kabeltasche des Auslesegeräts befinden sich zahlreiche Adapter.

Bundeswehr/Jana Neumann

Auswahl mit strengen Kriterien

Im März 2012 werden die ersten 30 Kandidatinnen eingeladen. Unter ihnen Winkler. „Für mich war klar, das sind die Besten. Da will ich hin.“ Alle Soldatinnen werden über Wochen gründlich auf ihre persönliche Eignung abgeklopft. Starke, belastbare Charaktere sollen es sein, für eine sehr fordernde, individuelle und vielschichtige Ausbildung nach den Bedürfnissen des Verbandes.

Die Reihen lichten sich rasch. Am Ende schaffen es neun Frauen in die zweijährige Ausbildung zum Aufklärungsfeldwebel. Das Programm ist straff: viel Taktik und verschiedene Verbringungsarten, Schießen, Überlebenstechniken und Sport. Ein erheblicher Teil der Ausbildung entspricht der für Kommandosoldaten. Nicht ohne Grund. „Es ist klar, dass wir im Einsatz nicht das fünfte Rad am Wagen sein dürfen“, sagt Winkler. „Wir müssen kompatibel sein. Und gerade die taktische Ausbildung zahlt sich wirklich aus.“

Ganz spezielle Sensoren

Nach bestandener Ausbildung werden die Spezialisten und Spezialistinnen in der Spezialaufklärungskompanie zusammengefasst. Vor jeder Einsatzphase üben sie mit ihren Kommandokameraden. Das macht es später leichter, bei den Missionen zu harmonieren. Zu ihren Aufgaben im Einsatz gehören unter anderem technische Aufklärung und taktische Befragungen.

Insgesamt zeigt sich schnell, dass Frauen bestimmte Details anders und mitunter intensiver wahrnehmen. Diese speziellen Sensoren macht sich das KSKKommando Spezialkräfte seither erfolgreich zunutze. „Wir gehen Aufträge anders an als Männer“, berichtet Winkler. „Und wir werden selbst anders wahrgenommen, manchmal sicherlich auch unterschätzt.“

Zwei vermummte Soldatinnen laufen mit ihrer Ausrüstung nebeneinander

Die Aufklärungsfeldwebel sind taktisch und infanteristisch ausgebildet. Mit ihren Fähigkeiten können sie die Kommandosoldaten auch in schwierigsten Einsätzen optimal unterstützen.

Bundeswehr/Jana Neumann

Nahende Veränderungen

Die Rolle der weiblichen Aufklärungssoldatinnen im KSKKommando Spezialkräfte ist längst gefestigt. Die Kommandos bringen ihnen viel Wertschätzung entgegen. Als Kameradinnen auf Augenhöhe. „Natürlich ist Calw immer noch eine Männerdomäne“, sagt Winkler. „Aber wir machen unsere Arbeit, und das wird anerkannt.“

Mit 160 Zentimeter Körpergröße dieselbe Ausrüstung zu schleppen wie ein Mann, sei natürlich eine Herausforderung, sagt sie. Schmerzen ertragen und die eigenen Grenzen neu setzen, gehöre immer dazu. Sie habe in Calw einiges erlebt, das sie nicht missen möchte. Die Herausforderungen während der harten Ausbildung gehören dazu, aber auch Einsätze und die gelebte Kameradschaft. „Ich bin stolz, beim Kommando Spezialkräfte zu sein“, erzählt sie.

Das Alter schafft neue Notwendigkeiten. „Ich bin aus Überzeugung Aufklärungsfeldwebel“, erklärt Winkler. Aber mit Ende dreißig werde es langsam schwieriger mitzuhalten. Irgendwann läuft es auf eine Anschlussverwendung zu. Für sie ist klar: „Dann möchte ich meine Erfahrung im Verband weitergeben.“

*Name zum Schutz der Soldatin geändert.

von Markus Tiedke

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