Die Feldjäger sind ganz vorn dabei
Die Feldjäger sind ganz vorn dabei
- Datum:
- Ort:
- Klietz
- Lesedauer:
- 4 MIN
Das Feldjägerwesen der Bundeswehr beteiligt sich mit Feldjägern aus Leipzig an der Übung Wettiner Schwert 2024 und bringt dort seine einzigartigen militärpolizeilichen Fähigkeiten ein. An Tag eins der Übung geht es darum, den Gefechtsverband bei der Gewässerüberquerung nahe des Truppenübungsplatzes Klietz zu unterstützen, bevor es weiter zum Gefechtsübungszentrum Heer geht.
Am Morgen liegen die Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt und der Himmel klart langsam auf. Der kleine Ort Hohengöhren in Sachsen-Anhalt liegt geruhsam direkt an der Elbe im Biosphärenreservat Mittelelbe. Hier in dieser Idylle, wo sich normalerweise Fuchs und Hase „gute Nacht“ sagen, deutet an diesem ruhigen Morgen nichts darauf hin, dass gleich ein etwas anderer Fuchs – der Transportpanzer – mit mehreren 100 anderen Fahrzeugen und rund 1.000 deutschen Soldatinnen und Soldaten bei der Übung Wettiner Schwert 2024 den Nebel durchschneidet, um dann die Elbe zu überqueren.
Die Herausforderung: Es existiert keine Brücke oder sonstige Möglichkeit, das Gewässer an dieser Stelle zu überwinden. Umkehren aber ist keine Alternative. Stattdessen werden Pioniere die Kampftruppe mit Fähren über den Fluss setzen – eine Aufgabe, die viel Koordination erfordert. Entscheidend unterstützt werden Pioniere und Gefechtsverband dabei von den
Intensive Vorbereitung ist die Basis
Bei der Übung Wettiner Schwert 2024, die zur Übungsreihe Quadriga 2024 gehört, sind die Feldjäger als Möglichmacher der Streitkräfte vorn mit dabei und fest in die Übung integriert. Die Feldjäger aus der 9. Kompanie des Feldjägerregiments 1 aus Leipzig verlegten bereits am Vortag mit mehreren gepanzerten Fahrzeugen im Landmarsch zum Truppenübungsplatz Klietz, um alle vorbereitenden Maßnahmen vor Ort bis zum Übungsbeginn abzuschließen.
Neben der Verbindungsaufnahme mit dem Gefechtsverband, der Panzergrenadierbrigade 37, lebte die Feldjägerkompanie im Verfügungsraum „im Feld“, um die letzten Voraussetzungen für die anstehenden schwierigen und fordernden Aufgaben als Kampfgemeinschaft zu schaffen. Wegen der geringen Entfernung zwischen beiden Standorten besteht bereits seit mehreren Jahren eine enge Beziehung zwischen der 9. Kompanie des Feldjägerregiment 1 und der Panzergrenadierbrigade 37. Das bringt Vorteile bei der Zusammenarbeit sowohl im Grund- als auch im Übungsbetrieb. Man kennt sich und trainiert gemeinsam die notwendigen Verfahren und Techniken, jetzt bei der Übung gebraucht werden.
Unterstützung mit einzigartigen Fähigkeiten
Die Feldjäger bringen verschiedene elementare militärpolizeiliche Fähigkeiten bei der Übung Wettiner Schwert ein. Schwerpunkt ist dabei die Förderung von Bewegungen der eigenen Kräfte für einen Gewässerübergang. Zudem betreiben sie bei der Übung das Verkehrsleitnetz. Dazu zählt unter anderem die Abstimmung mit den Pionierkräften am Engineer Regulation Point, einem Kontrollpunkt, der die Bewegungen über den Fluss regelt und überwacht.
Auch nach erfolgreicher Überquerung der Elbe im Pendelverkehr mithilfe der Schwimmschnellbrücke Amphibie M3 wirken die Feldjäger beim Betreiben eines Verkehrsleitnetzes – grundsätzlich bestehend aus Verkehrsleitstellen, Verkehrsleitpunkten und Verkehrsregelungspunkten – mit. Die Marschbewegungen des Gefechtsverbands werden koordiniert und so abgestimmt, dass alle beteiligten Truppenteile verzugslos in die jeweiligen Einsatzräume verlegen können. Feldjägerkräfte, Pioniere und die Zelle Verkehr und Transport arbeiten dabei Hand in Hand, denn das geht nur gemeinsam im Team.
Die „Dreifachrolle“ der Feldjäger
Der Kompaniechef der 9. Kompanie des Feldjägerregiments 1 ist eingesetzt im Brigadegefechtsstand als militärpolizeilicher Berater des Kommandeurs der Panzergrenadierbrigade 37. Der Major ist also Brigadefeldjägerführer. Im Gefechtsstand wird auch die digitale Lagekarte geführt, mit der alle Marschbewegungen überwacht werden. Lageänderungen erfordern in diesem Zusammenhang ein hohes Maß an Flexibilität und reaktionsschnelle Entscheidungen durch den eingesetzten Brigadefeldjägerführer vor Ort.
Ein weiteres Steuerungselement bei der Übung ist der Zugführer des Feldjägerzugs der Kompanie, der den Zuggefechtsstand und somit gleichzeitig einen Verkehrsleitpunkt abbildet. Dieser ist parallel die Schnittstelle mit der Zelle Verkehr und Transport der Brigade. Über den Verkehrsleitpunkt werden die stationär eingesetzten Feldjägerstreifen, sprich die Verkehrsregelungspunkte, koordiniert. In der Übung besteht die wesentliche Leistung der Feldjägerstreifen darin, den zivilen Verkehr zu warnen, um so möglichen Gefahrenquellen präventiv entgegenzuwirken. In einem Spannungs- oder Verteidigungsfall können die Rechtsgrundlagen der eingesetzten Feldjäger in dieser Aufgabe ausgeweitet werden.
Vielseitiges Einsatzspektrum
Das Fähigkeitsportfolio der Feldjäger bei der Übung Wettiner Schwert 2024 ist facettenreich. Neben den querschnittlichen militärischen Fähigkeiten und der Abbildung der militärpolizeilichen Kernaufgaben unterstützen sie mit „polizeiähnlichen Spezialisierungen“. In diesem Fall stellt die 9. Kompanie des Feldjägerregiments 1 den Personen- und Begleitschutz für den Brigadekommandeur während der Übung sicher. Reaktionsfähigkeit und Interoperabilität sind die Basis, um bei der einwöchigen Übung taktisch zu bestehen.
Im weiteren Verlauf verlegt der Gefechtsverband in das Gefechtsübungszentrum Heer in die Letzlinger Heide. Dort werden weitere Fähigkeiten der Feldjäger in den Fokus gestellt. Der Kommandeur der Panzergrendadierbrigade 37 setzt auf die streitkräftegemeinsame Zusammenarbeit der Pionierkräfte der Brigade mit den Feldjägern. Dies erfolgt in deren Spezialisierung „Erhebung und Ermittlung“, um bei möglichen Übungsszenarien, wie beispielsweise Anschlägen auf eigene Kräfte, einen unverzichtbaren Beitrag zur Aufklärung des Sachverhalts beizutragen.
Wie genau, das erklärt der Kompaniechef.
5 Fragen an Major René N.
Kompaniechef der 9. Kompanie des Feldjägerregiments 1
Welche militärpolizeilichen Fähigkeiten bringen Sie bei der Übung ein?
Eine Feldjägerkompanie stellt alle militärpolizeilichen Fähigkeiten mit der Befähigung zur Wahrnehmung des gesamten Aufgabenspektrums einer Brigade bereit. Bezogen auf die Einzelübung Wettiner Schwert 2024 kann man sicherlich den feldjägertypischen Mobility Support, also die Unterstützungsleistungen zur Förderung von Bewegungen eigener Kräfte beispielsweise während der Gewässerübergangsorganisation oder dem Verkehrsleitnetz, die unterstützende Funktion von Feldjägerkräften im Umgang mit Kriegsgefangenen sowie den Personenschutz für den Brigadekommandeur als prominenteste Aufgabe hervorheben.
Wie kann man sich Feldjägerunterstützung beim Gewässerübergang vorstellen?
Unser Auftragsschwerpunkt liegt in der Erkundung, der Einrichtung und dem Betrieb eines Verkehrsleitnetzes. Gemäß den Vorgaben der Brigade sind die Abruforganisation, die Organisation im Warteraum sowie die Einhaltung der Abmarsch- und Durchlaufzeiten prinzipiell Aufgaben der marschierenden Einheit. Selbstverständlich unterstützen wir auch hier bei der Umsetzung nach Kräften. Hierzu zählt zum Beispiel das Erkunden und Ausschildern von Marschstraßen, das Freihalten der Gewässerzone und auch die Durchsetzung von Befehlen und Auflagen. Selbstgestecktes Ziel ist immer, die Geschwindigkeit der Verlegung über eine Engstelle aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Kräftekonzentration durch Verzögerung zu vermeiden.