Quadriga 24

Was passiert am nördlichsten Punkt Europas?

Was passiert am nördlichsten Punkt Europas?

Datum:
Ort:
Norwegen
Lesedauer:
3 MIN

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Bereits Mitte Januar wurden die ersten Fahrzeuge und Container der Bundeswehr in Bad Reichenhall verladen und auf den Weg zum Polarkreis geschickt. Damit fiel der Startschuss für die erste der vier Teilübungen von Quadriga 2024. Im Norden von Norwegen bereiten sich die Soldatinnen und Soldaten jetzt unter arktischen Bedingungen vor. 

In einem bergigen Gebiet voller Schnee fahren Soldaten auf Kettenfahrzeugen einen Hang hinunter

Gebirgsjäger rücken vor. In der Vorbereitung auf die Übung Nordic Response trainiert das Gebirgsjägerbataillon 233 den Angriff.

Bundeswehr/Anna Weich

80 Transportfahrzeuge vom Typ Hägglunds, mehrere Panzermörser, Waffenträger Wiesel, Kraftfahrzeuge, viele unterschiedliche Lastkraftwagen, über 100 Container und rund 1.000 Soldatinnen und Soldaten sind in Norwegen angekommen. Per Schiff, Bahn, Lkw und Lufttransport wurden das Material und Personal in die Polarregion verlegt. 

Die riesige Verlegeübung Quadriga 2024 ist in vollem Gange. Um das Material über Tausende Kilometer rechtzeitig zum Einsatzort zu bringen, nutzt die Bundeswehr alle Möglichkeiten, die sie hat. Aus dieser Verlegung konnten bereits wertvolle Lehren gezogen werden, um im Ernstfall noch schneller reagieren zu können. Am Ende zeigt sich: Die Gebirgsjägertruppe als Teil der Leichten Kräfte können rasch verlegt werden, um sehr schnell zur Wirkung zu kommen.

Unterstützer leisten Enormes

Zahlreiche Kettenfahrzeuge und Container stehen auf einem großen Platz an einem Hafen

Der Hafen von Sørreisa bildet den Umschlagplatz. Nachdem das ganze Material über die verschiedenen Wege nach Norwegen gebracht worden ist, wird es dort für den kommenden Auftrag vorbereitet.

Bundeswehr/Sven Fischer

Im Hafen von Sørreisa an der Küste Norwegens werden alle Fahrzeuge für ihren Einsatz vorbereitet. 16 Soldaten von der Instandsetzung sind dafür verantwortlich. „Die Männer sind voller Elan und Tatendrang, sie freuen sich, endlich etwas zu bewegen. Auch wenn das heißt – arbeiten von frühmorgens bis spätabends“, berichtet stolz der Zugführer der Instandsetzung. 

Umrüsten auf Spikereifen, damit es sicher auf Eis und Schnee vorangeht. Tanken von Polardiesel, der noch bei minus 40 Grad Celsius die Motoren antreibt. Transportschäden beheben und das ganze zusätzliche Material zu den Ausbildungslagern transportieren. Das sind die ersten wichtigen Aufgaben, die das Unterstützungspersonal erfüllt. Ohne sie würde es nicht vorangehen.

Oberstleutnant Bastian Steves, Bataillonskommandeur
Ich bin hoch beeindruckt von der Einsatzbereitschaft und dem Durchhaltewillen meiner Soldatinnen und Soldaten, die sich hier bereits bewährt haben.

Anpassung an die Polarregion

Ein Kettenfahrzeug auf Schnee zieht mehrere Soldaten auf Skiern hinter sich her.

Das Skijöring will geübt sein. In Deutschland ist es nahezu unmöglich, dieses Verfahren der Verbringung zu trainieren. Hier am Polarkreis sind die Bedingungen ideal.

Bundeswehr/Sven Fischer

Die meisten Soldaten, die sich auf die große internationale Übung Nordic Response hier in Norwegen vorbereiten, kommen aus dem Gebirgsjägerbataillon 233 in Mittenwald. Allerdings sehen viele von ihnen Skandinavien oder eine arktische Region zum ersten Mal. Dennoch merkt man es ihnen so gut wie nicht an. Viele Ausbildungen sind schon in der Heimat erfolgt. Und dennoch heißt es hier: Erfahrungen sammeln. Verblüffend ist die hohe Motivation der Gebirgsjäger. Bei klirrender Kälte werden alle Verfahren Schritt für Schritt durchexerziert.

Am Beispiel des Skijöring zeigt sich die Wichtigkeit der Ausbildung in der Polarregion. In Deutschland kann diese Art der kräfteschonenden Verbringung mehrerer Soldaten auf Skiern so gut wie nicht umgesetzt werden. 

Ganz anders auf dem Trainingsgelände des norwegischen Militärs. Beim Skijöring werden die Soldaten auf Skiern an Seilen von einem Fahrzeug gezogen. Perfekte Wetterbedingungen und unendliche Weiten ermöglichen diesen Unterricht. Auch unerfahrene Skifahrer beweisen nach mehreren Stunden Training, dass sie im Ernstfall mit der Skijöring-Methode von A nach B fahren können.

Wenn nicht jetzt, wann dann

Ein gepanzertes Kettenfahrzeug springt durch den Schnee

Auf dem Übungsplatz Akkasæter in Norwegen gehen die Gebirgsjäger mit ihrem Panzermörser M113 im Gelände an ihre Grenzen. Hier dürfen sie auch ohne Kettenpolster fahren, ein absolutes Novum.

Bundeswehr/Carl Schulze

Vermeintlich normale Hürden werden wegen des hohen Schnees und des Eises schnell zum Hindernis. Das müssen die Gebirgsjäger feststellen, als bei einem kleinen Hang ihr über acht Tonnen schweres Hägglunds BV 206 S auf einmal ins Rutschen kommt und sich festfährt. Doch es hat keiner etwas falsch gemacht. 

Die Bedingungen sind hier in der Natur am Polarkreis einfach viel schwieriger als in Deutschland mit seinen „normalen“ Wintern und naheliegender, guter Infrastruktur. Mit vereinten Kräften und dem Know-how im Umgang mit ihrem Gebirgsmaterial meistern die Soldaten diese Probleme und jedes Besatzungsmitglied lernt enorm viel dazu.

Der Kompaniechef der schweren Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 233 bringt es auf den Punkt: „Deshalb ist es so wichtig, dass wir hier sind und unsere Erfahrungen sammeln.“ Seine Soldatinnen und Soldaten sind mit dem Panzermörser M113 und dem Waffenträger Wiesel unterwegs. Im meterhohen Schnee kommen diese Fahrzeuge schneller an ihre Grenzen als die Überschneefahrzeuge von Typ Hägglunds – auch eine Erfahrung.

Nach mehreren Tagen der arktischen Ausbildung sind alle bestens vorbereitet auf die anstehende Übung Nordic Response. Bereits in wenigen Tagen geht es los. Per Fähre und Flugzeug bewegen sich alle schnell in Richtung Einsatzgebiet.

Ausbildung unter extremen Bedingungen

  • Ein Kran steht auf einer verschneiten Fläche und hebt einen Container in die Luft

    Die Verladung der zahlreichen Container gestaltet sich schwieriger als gedacht. Aufgrund der Kälte sind sie oft am Boden festgefroren, sodass der Kran an seine Grenzen gerät. Tricks und Kniffe sind gefragt.

    Bundeswehr/Carl Schulze
  • Ein Kettenfahrzeug steckt tief im Schnee fest. Soldaten stehen und hocken drum herum.

    Bei meterhohem Schnee hat sich das über acht Tonnen schwere Hägglunds festgefahren. Die Gebirgsjäger schaufeln das Fahrzeug frei und nutzen ihr erlerntes Wissen über das Bergen mit Seilen.

    Bundeswehr/Anna Weich
  • Auf einem verschneiten Gelände steht ein Kettenfahrzeug, der Himmel ist strahlend blau

    In malerischer Kulisse findet die Ausbildung statt, doch die Kälte und der tobende Wind sind nicht zu unterschätzen

    Bundeswehr/Anna Weich
  • In einem bergigen Gebiet voller Schnee und Sträucher gehen bewaffnete Soldaten einen Hang hinunter

    Gebirgsjäger üben den Angriff. Nach der Fahrt mit Fahrzeugen geht es zu Fuß, mit Schneetrittlingen oder mit Skiern weiter.

    Bundeswehr/Anna Weich
  • Ein kleines Kettenfahrzeug mit einer 20-Millimeter-Maschinenkanone fährt im Schnee.

    Wiesel MK und Wiesel MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem, ausgestattet mit verschiedenen Waffen, sind ebenfalls bei Grand North dabei. So sammeln die Mittenwalder Jager viele Erfahrungen mit ihren Fahrzeugen unter arktischen Bedingungen.

    Bundeswehr/Carl Schulze
von PIZ Heer

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