Allied Spirit 24

So funktioniert Logistik im modernen Gefecht

So funktioniert Logistik im modernen Gefecht

Datum:
Ort:
Hohenfels
Lesedauer:
3 MIN

Die Soldatinnen und Soldaten der 3. Kompanie des Versorgungsbataillons 142 zeigen bei der multinationalen Übung Allied Spirit 2024 auf dem Übungsplatz Hohenfels, wie eine gegen Angriffe gesicherte Logistik funktioniert. 

Ein Soldat stellt einen Benzinkanister in eine Box, in der bereits andere Kanister stehen

An der Übung Allied Spirit nehmen rund 5.000 Soldatinnen und Soldaten aus 13 Nationen teil. Hier stehen für die Fahrzeugbetankung während des Gefechtes Kanister bereit. Die Paletten werden zu einem Sammelpunkt transportiert und von dort aus verteilt.

Bundeswehr/Ralf Heberer

Die Kompanie sorgt dafür, dass jederzeit genügend Kraftstoff, Munition und andere Verbrauchsgüter für die Kampftruppe bereitstehen und kaputte Fahrzeuge instandgesetzt werden. Über 320 Hektar benötigt sie, um in einem modernen, hochdynamischen Gefecht diesen Auftrag permanent erfüllen zu können. Die Versorger laufen immer Gefahr, von der gegnerischen Drohnenaufklärung entdeckt zu werden. 

Auf einer Fläche, die etwa 320 Fußballfeldern entspricht, sind die logistischen Einzelelemente Transport, Umschlag, Instandsetzung und Nachschub so aufgestellt, dass die tägliche Arbeit der Logistiker militärisch abgesichert und der notwendige Sichtschutz nach oben gewährleistet ist.

Die Bedrohung ist dabei allgegenwärtig. Die Versorgungskräfte rechnen in ihrem Einsatzraum, der sich 30 bis 50 Kilometer hinter den vordersten Linien des Gefechtes befindet, immer mit feindlicher Artillerie und Spezialkräften als ständigen Gegnern: Deren Ziel ist es, den zeit- und zielgerichteten Nachschub von Munition, Kraftstoff und Lebensmitteln zu verhindern.

Gute Selbstorganisation gehört zum Tagesdienst

In einem großen weißen Zelt stehen mehrere Panzer und große Motoren

Immer flexibel reagieren: Bei der Instandsetzung im Bereich Panzer wird einem Bergepanzer ein neuer Motor eingebaut

Bundeswehr/Ralf Heberer

Für die mehr als 300 Soldatinnen und Soldaten ist der Tag klar gegliedert: Acht Stunden dienen sie in ihren normalen Arbeitsbereich, hinzu kommen acht Stunden Wach- oder Sicherungsdienst, den Rest des Tages ruhen sie. Immer wieder beeinflussen die Kämpfe in dem weit vorn liegenden Gefechtsstreifen diesen Routinebetrieb: Mal wird ein Gütertransport kurzfristig angefordert oder ein Kampfpanzer Leopard muss repariert werden. Letzteres kann schnell mehr als zehn Stunden in Anspruch nehmen. Daher müssen die Zugführer inklusive der Kompanieführung immer wieder flexible Lösungen finden, auf welche die Soldaten wiederum reagieren müssen.

„Für uns sind neben der fachlichen Qualifikation unserer Männer und Frauen vor allem eine clevere und flexible Auftragsbewältigung wichtig“, erklärt ein Zugführer für Instandsetzung. Darüber hinaus sollte sich jeder selbst gut organisieren können. Denn nicht jeder Tag ende, wie er am Morgen einmal geplant worden sei. „Im Ernstfall kann sich zu jedem Zeitpunkt alles ändern. Und allein das, was gerade anliegt, muss schnell umgesetzt werden“, so der Oberleutnant.

Versorger sind vielfältig qualifiziert

Drei Soldaten hocken am Boden und schauen auf eine Landkarte, hinter ihnen ein Gefechtsfahrzeug.

Vor dem Abmarsch werden Details zur Absicherung eines Gütertransportes besprochen. Mit dem Allschutz-Transportfahrzeug Dingo sichern die Soldaten den Konvoi, der Wasser und Verpflegung zur kämpfenden Truppe transportiert.

Bundeswehr/Ralf Heberer

Um eine gegen Beschuss geschützte Logistik an der Seite der Kampfverbände zu haben, sind mehrere Faktoren der Schlüssel zum Erfolg: Es beginnt mit der Nutzung eines geeigneten Geländes. Wälder, große Gebäudekomplexe oder Industrieanlagen bieten beste Voraussetzungen, um Werkstattbereiche und Fahrzeuge für den Feind unsichtbar zu machen. In solchen urbanen, bebauten Räumen können auch Verpflegung, Munition oder Großgerät für die Kampftruppe bereitgehalten werden. Darüber hinaus sind fast alle Fahrzeuge der Versorgungstruppe geschützt oder auch gepanzert.

So kann etwa ein beschädigter Schützenpanzer auch unter Beschuss aus dem Gefechtsstreifen geborgen werden. Aber auch sogenannte Betriebsstoffe wie Diesel oder Munition können mit geschützten Fahrzeugen nah an die Kampftruppe gebracht werden. Die Qualifikationen der Soldaten im Versorgungsbataillon sind dabei mit denen im zivilen Leben vergleichbar und entsprechend vielfältig: An einem Kampfpanzer arbeiten Mechaniker mit Meisterbrief, Berufskraftfahrer bewegen mit großen Schwerlasttransportern defekte Schützenpanzer, aber auch Reservisten sind in den Reihen der Kompanie zu finden und ermöglichen mit ihrer zivilen Qualifikation etwa den Transport von Gefahrgut.

Letztendlich ist allen bewusst: Im Gefecht sind Kampftruppe und rückwärtige Truppenteile auf den jeweils anderen angewiesen, nur so wird der gemeinsame Auftrag erfolgreich umgesetzt: Deutschland und seine Verbündeten erfolgreich gegen einen Angriff verteidigen.

Versorgung bei der Übung Allied Spirit

  • Unter einem schwebenden Hubschrauber stehen Soldaten und halten eine Schlaufe hoch

    Soldaten des Versorgungsbataillons 142 bereiten eine Außenlast mit Verbrauchsgütern für den Lufttransport durch einen USUnited States-Hubschrauber vom Typ Black Hawk vor

    Bundeswehr/Susanne Haehnel
  • In einem großen, weißen Zelt steht ein Panzer. Davor liegen Ersatzteile.

    40 Kilometer hinter der Gefechtslinie: In einem großen Instandsetzungszelt werden Panzermotoren oder -ketten repariert

    Bundeswehr/Ralf Heberer
  • Ein Tanklastzug steht neben mehreren Militärgeländewagen in einem Wald

    Die Versorgung wird abgesichert: Der Kraftstoff muss zur Truppe. Die Betankung erfolgt sehr weit vorn – das Gefecht darf nicht wegen Kraftstoffmangels ins Stocken geraten.

    Bundeswehr/Ralf Heberer
  • Ein Gefechtsfahrzeug fährt zu Soldaten, die auf einem Platz stehen.

    Die Umschlagsgruppe der 3. Kompanie bereitet das Anbringen von Hubschrauber-Außenlasten vor, gleichzeitig patrouilliert ein gepanzerter Dingo im Bereich und sichert die Arbeiten ab

    Bundeswehr/Ralf Heberer
von Ralf Heberer

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