Woche der Wahrheit: Die Mittleren Kräfte der Bundeswehr im Härtetest
Die im Aufbau befindlichen Mittleren Kräfte der Bundeswehr unterziehen sich einer weiteren Feuerprobe an der Seite der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbündeten. Bei der Übung Saber Strike auf dem Truppenübungsplatz Bemowo Piskie in Polen trainiert das Jägerbataillon 1 der Bundeswehr zusammen mit den Alliierten die Abwehr eines Angriffes im Verteidigungsfall.
Eingebettet ist die von den USUnited States-Streitkräften organisierte Übung in das größte NATONorth Atlantic Treaty Organization-Manöver in Europa seit dem Ende des Kalten Krieges: Bei Steadfast Defender üben 90.000 NATONorth Atlantic Treaty Organization-Truppen noch bis Ende Mai die Abwehr eines Angriffes auf das NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnisgebiet.
Deutschland fungiert dabei nicht nur als Drehscheibe für den Marsch der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Truppen durch Europa – die Bundeswehr organisiert mit Quadriga 2024 auch eine eigene Serie von Verlegeübungen. Ein Bataillon der Gebirgsjägerbrigade 23 wurde im März nach Nordnorwegen gebracht, um den Kampf in arktischer Umgebung zu üben. Ende April verlegen Teile der Luftlandebrigade 1 nach Rumänien, um Luftlandeoperationen zu trainieren.
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Übungsvorhaben mit Partnern – hier insbesondere USA, Polen und Litauen – stellen einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Interoperabilität im multinationalen Umfeld dar. Gleichzeitig gilt es, regelmäßig Präsenz an der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke zu zeigen und so einen Beitrag zum Schutz der Bündnispartner zu leisten.
Training mit der USUnited States-Armee
Eine dritter Militärverband machte sich am 11. April von Grafenwöhr in Bayern auf den Weg nach Polen. Zusammen mit dem 2. Kavallerieregiment der USUnited States-Armee in Europa marschierte das Jägerbataillon 1 der Bundeswehr mitsamt Unterstützungskräften zum rund 1.100 Kilometer entfernten Truppenübungsplatz Bemowo Piskie.
Die 800 Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland erwartet im polnischen Masuren eine echte Bewährungsprobe: Das Konzept der Mittleren Kräfte der Bundeswehr wird einem einwöchigen Härtetest inklusive scharfem Schuss unterzogen. Kernübungszeitraum ist vom 15. bis zum 21. April. Verstärkt wird der Kampfverband durch eine Aufklärungskompanie der niederländischen Streitkräfte. Nach der Teilnahme an Saber Strike geht es für die Soldatinnen und Soldaten durch den Suwalki-Korridor nach Litauen und von dort wieder zurück nach Deutschland.
Das Jägerbataillon 1 wird für die Übung unter USUnited States-Führung gestellt. Zum einen sollen die eigenen Fähigkeiten auf den praktischen Prüfstand gestellt werden. Zum anderen soll das taktische Vorgehen der Bundeswehr mit dem der USUnited States-Truppen abgeglichen werden – schließlich gilt die USUnited States-Armee als Vorreiter beim Einsatz Mittlerer Kräfte. Als Gefechtsfahrzeug nutzen die USUnited States-Truppen den Stryker-Radpanzer, der je nach Konfiguration für verschiedene militärische Zwecke eingesetzt werden kann.
Mittlere Kräfte vereinen Feuerkraft und Tempo
Mit den Mittleren Kräften wird die operative Lücke zwischen der beweglichen, aber nur leicht bewaffneten Infanterie und den schlagkräftigen Panzertruppen geschlossen, die länger für den Aufmarsch brauchen. Im Verteidigungsfall sollen die Mittleren Kräfte einen Angreifer so lange binden, bis die schwer gepanzerte Verstärkung da ist.
Das Heer der Bundeswehr hat das Konzept der Mittleren Kräfte vor drei Jahren in seinen operativen Leitlinien verankert. Mittelfristig sollen drei Brigaden der Mittleren Kräftekategorie in den deutschen Streitkräften aufgebaut werden. Die Panzerbrigade 21 mit den Jägerbataillonen 1, 91 und 413 ist die erste davon.
Als Hauptwaffensystem setzt das Jägerbataillon 1 leicht bewaffnete Radpanzer GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer ein. Die Gefechtsfahrzeuge können genau wie die Stryker-Radpanzer für verschiedene Einsatzzwecke konfiguriert werden. Ab 2026 sollen auch die beiden anderen Brigaden für einen Einsatz als Mittlere Kräfte vorbereitet werden.
Künftig sollen alle Mittleren Kräfte des Heeres den „Schweren Waffenträger Infanterie“ als Hauptwaffensystem nutzen. Dabei handelt es sich um einen Radpanzer auf Basis des GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer, der mit einer 30-Millimeter-Kanone und einem Panzerabwehrsystem MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem schwer bewaffnet ist. 123 dieser Radpanzer wurden kürzlich bestellt. Die ersten Exemplare sollen nächstes Jahr geliefert werden, die restlichen Radpanzer bis 2030 zulaufen. So lange werden die Mittleren Kräfte der Bundeswehr den leicht bewaffneten GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer und das wendige Kettenfahrzeug Wiesel einsetzen.