Quadriga 2024 endet in Litauen mit einem Verteidigungsgefecht
Soldatinnen und Soldaten der 10. Panzerdivision und der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner demonstrieren in Pabrade ihre Verteidigungsfähigkeit.
Während einer Abschlussübung im litauischen Pabrade verteidigt die NATONorth Atlantic Treaty Organization in einem Szenario ihr Bündnisgebiet. 1.200 Soldatinnen und Soldaten der Panzerbrigade 12, von der 10. Panzerdivision und aus weiteren Ländern stellen sich mit 600 Fahrzeugen dem Gegner entgegen. Es ist der Höhepunkt und gleichzeitig der Abschluss der Übungsreihe Quadriga 24.
Die Maßnahmen zur Abschreckung haben nicht gewirkt. Litauen wurde angegriffen und somit auch das Gebiet der NATONorth Atlantic Treaty Organization. Entlang der Grenze hat der Gegner immer mehr Fahrzeuge aufgefahren und seine Kampftruppen vorstationiert. So stellt sich laut Szenario die militärische Lage dar, mit der sich der multinationale Gefechtsverband auf dem Übungsplatz in Pabrade konfrontiert sieht.
Die Aufgaben des Heeres und seiner Verbündeten werden immer komplexer: Um im Verbund mit multinationalen Partnern eine Entscheidung herbeizuführen, müssen Landstreitkräfte in der Lage sein, schnell miteinander zu reagieren und im Fall der Krise oder eines Krieges gemeinsam zu kämpfen.
„Der heutige Tag markiert den Höhepunkt der Übungsreihe Quadriga. Es ist unser Teil unserer Antwort auf die dramatisch anwachsende Bedrohung aus Russland. Hier in Pabrade steht die Bundeswehr zu ihrem Wort, jeden Quadratzentimeter des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Gebietes zu verteidigen. Quadriga 2024 ist dabei die Übung der Zeitenwende.“
Hochmobil und durchsetzungsstark
Als erste Antwort auf die Aggression und zur schnellen Verteidigung Litauens hat die 10. Panzerdivision Mittlere Kräfte nach Litauen entsandt. Bereits Anfang Mai trafen erste Verbände der Deutsch-Französischen Brigade, wie auch der 13. Leichten Brigade aus Orischot am Hafen von Klaipėda ein.
Die radbeweglichen, hochmobilen Verbände sind ohne lange Vorbereitungszeit im gesamten europäischen Operationsraum der NATONorth Atlantic Treaty Organization verlegbar. Die gepanzerten Radfahrzeuge bringen schnell und zuverlässig viel Personal und feuerstarke Waffen zum Einsatz. Größere Distanzen per Landmarsch sind für diese Mittleren Kräfte kein Problem. Besonders das Gepanzerte Transport-Kraftfahrzeug Boxer hat sich hier bewährt.
Mittlere Kräfte in der Verteidigung
In Pabrade stehen die deutschen Boxer gemeinsam mit den Schützenpanzern Vilkas der litauischen Infanterie und den Infanteristen der niederländischen 13. Leichten Brigade in der Verteidigungslinie. Ihr Frontabschnitt ist ungefähr drei Kilometer breit. „Es ist die Zeit der Aufklärung und Fühlung zum Feind“, sagt ein Boxer-Kommandant. Weiter erklärt er: „Weit vor uns sind deutsche, niederländische und französische Aufklärer. Dazu Drohnen, die jede Bewegung aufnehmen.“ Jede Information über den Feind ist wertvoll. Parallel dazu verstärken bereits Pioniere das Gelände um die Verteidigungsline mit Minensperren.
Erste Schüsse fallen – der Gegner sucht im Angriff die Entscheidung. Litauer, Deutsche und Franzosen entlang der Verteidigungslinie stehen im Feuerkampf. Durch geschicktes Ausweichen und geplante Preisgabe von Gelände verlangsamt sich der gegnerische Angriff und der Feind nutzt sich ab.
Gegnerischer Angriff kommt zum Stehen
Der Druck auf die Verteidigung der Mittleren Kräfte nimmt zu. Unter Nebel weichen die Verteidiger aus, setzen aber immer wieder neu an. Sanitäter versorgen verwundete Infanteristen. Ein erster Erfolg: Die Spitzenfahrzeuge der feindlichen Einheiten fahren in die Minensperre. Somit kommt der gegnerische Angriff zunächst zum Stehen. Die Truppe nutzt das Momentum. Im Gefecht der verbundenen Waffen kommt den schweren, mechanisierten Kräften nach wie vor eine enorm große Bedeutung zu.
Die Soldatinnen und Soldaten der Schweren Kräfte führen mit ihren Schützen- und Kampfpanzern die Entscheidung herbei. Die Kettenfahrzeuge sind sehr gut geschützt. Mit ihrer Feuerkraft stehen die Panzerbesatzungen für sämtliche offensiven und defensiven taktischen Aktivitäten zur Verfügung. Ihre schwere Bewaffnung, der Panzerschutz und ihre taktische Mobilität machen sie zudem besonders durchsetzungs- und durchhaltefähig. Schwere Kräfte kämpfen im sogenannten Gefecht der verbundenen Waffen. Das bedeutet: Kampfpanzer Leopard 2 und Schützenpanzer Puma, die den Kern der Schweren Kräfte bilden, kämpfen im engen Verbund mit Kampf- und Einsatzunterstützern. Dazu gehören Kräfte am Boden und in der Luft. Also etwa Pioniere, Artilleristen und Kampfhubschrauberbesatzungen.
Schwere Kräfte bringen die Entscheidung
Ein sensibler Augenblick im Gefecht: Schützenpanzer Puma lösen die Mittleren Kräfte mit ihren Radfahrzeugen ab. Unter Feuer fahren die Vilkas aus ihren Stellungen und mit dem harten grollendem Schlagen der 30-Millimeter-Maschinenkanone fahren die Schützenpanzer Puma in die Stellungen der Litauer. An Engstellen sitzen die Grenadiere ab und kämpfen abgesessen. Auf den großen Distanzen von bis zu vier Kilometern setzen sie das Mehrrollenfähige Leichte Lenkflugkörpersystem MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem ein.
Doch für die Entscheidung im Gefecht braucht es mehr. Kampfhubschrauber Tiger schweben bereits über dem Gefechtsstreifen der Schützenpanzer. Parallel dazu rollen die Kampfpanzer Leopard fast geräuschlos aus ihren Stellungen und nutzen dabei jede Deckung des Geländes. Mit den Salven aus den Kampfhubschraubern eröffnet der Gefechtsverband einen enormen Gegenschlag aus Feuer und Bewegung. Das mächtige dumpfe Grollen der 120-Millimeter-Glattrohre der Kampfpanzer wird immer wieder von harten, hämmernden Schlägen der 30-Millimeter-Kanone der Pumas unterbrochen. Langsam, aber auf einer Linie, arbeitet sich der Gefechtsverband in Richtung Gegner vor. Das Ziel: das Bündnisgebiet der NATONorth Atlantic Treaty Organization bis an seine Grenze verteidigen.
Dank an die Soldatinnen und Soldaten
„Wir sind inmitten einer der größte NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verteidigungsübungen seit dem Kalten Krieg. Wir müssen üben für den Ernstfall, wir müssen üben für den Krieg, wir müssen üben, schnell und wirksam zu reagieren. Alarmieren, Verlegen, aber auch den Einsatz von Kräften – wir verteidigen das NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnisgebiet an der Ostflanke“, sagt der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer nach der Abschlussübung. Gemeinsam mit Admiral Joachim Rühle, Chef des Stabes im obersten Hauptquartier der alliierten Streitkräfte in Europa sowie dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte Litauens, General Valdemaras Rupšys, zeigt er sich beeindruckt von der Schlagkraft des Gefechtsverbandes in Pabrade und der Leistung jedes einzelnen Soldaten.
„Diese Übung bei Quadriga setzt das ultimative Highlight von Steadfast Defender 24. Sie steht am Ende der erstmaligen Alarmierung aller Truppenteile der 10. Panzerdivision. Das hat geklappt. Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr haben einen sichtbaren Beitrag zur Abschreckung geleistet und damit zum Schutz Deutschlands und zum Schutz unserer Verbündeten beigetragen. Wir haben bei dieser Übung gezeigt: Wir Alliierte können uns verteidigen und werden uns verteidigen. Wir haben Kriegstüchtigkeit bewiesen. Am Ende sind es Männer und Frauen, die die Freiheit auf dem Gefechtsfeld verteidigen“, so Generalinspekteur Breuer abschließend.
Was kommt nach Quadriga?
Quadriga war eine Volltruppenübung, beginnend mit Alarmmaßnahmen, fortlaufender Lageänderung und Erhöhung der Einsatzbereitschaft mit anschließender Verlegung ins Einsatzgebiet. Schließlich wurde ein Übungsvorhaben der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner in einem potenziellen und realitätsnahen Szenario umgesetzt.
Solche Übungen gehören auf absehbare Zeit zu den neuen Einsatzaufgaben der Soldatinnen und Soldaten. Sie sind ein wichtiges Instrument zum Erreichen der Einsatzreife. Dabei wird Quadriga 2024 nicht der Endpunkt, sondern erst der Anfang einer Entwicklung sein, um die geforderte Kaltstartfähigkeit und Kriegstüchtigkeit der Landstreitkräfte zu erlangen.