„Behinderung entsteht nicht durch die Diagnose, sondern durch Barrieren.“
„Behinderung entsteht nicht durch die Diagnose, sondern durch Barrieren.“
- Datum:
- Ort:
- Berlin
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Diesen Gedanken unterstützt auch Oberstarzt Dr. Andreas Lison. Als Leiter des Zentrums für Sportmedizin der Bundeswehr in Warendorf hat er mit seinem Team 2011 die Gruppe Sporttherapie mit aufgebaut – in Zusammenarbeit mit der Sportschule der Bundeswehr.
Sie haben ein Ziel: die Rehabilitation von Verletzten und Verwundeten. Dabei spiele die Ursache der Verletzung keine Rolle. „Krankheit ist nie eine Frage von Schuld, jeder hat das Recht auf die bestmögliche Teilhabe“, betont Dr. Lison. Natürlich fühle er sich den Einsatzgeschädigten in besonderer Form verpflichtet, „weil sie für unsere Demokratie gekämpft haben. Aber beim Recht auf Reha gibt es keine Diskussion. Alle haben ein Recht auf Präventivprogramme und zur beruflichen Weiterentwicklung.“ So treten mit dem Bundeswehrteam bei den Invictus Games nicht nur Einsatzversehrte an, sondern auch Frauen und Männer, die eine schwere Krankheit oder einen Unfall hatten – auch außerhalb des Dienstes.
Rehabilitation im Vordergrund
Im Vergleich zu anderen Nationen verfolgt die Bundeswehr grundsätzlich einen anderen Ansatz. „Es zeigt sich, dass andere Länder mehr Medaillen gewonnen haben. Der Rehabilitationsgedanke steht bei uns im Vordergrund, nicht der Wettkampf“, erklärt Dr. Lison. Sport sei ein effektives Mittel zur Bewältigung von Lebenskrisen, um verlorene Körperfunktionen zu verbessern, emotionales Gleichgewicht zu bekommen. Und das Erreichen sportlicher Ziele fördere auch Fähigkeiten wie Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen und Motivation, erläutert der Oberstarzt. Sport wirke wie ein Medikament.
Barrieren erkennen und überwinden
„Das kann aber auch unerwünschte Nebenwirkungen enthalten wie Verletzungen, Überlastungsschäden, Schmerzen oder Abhängigkeit. Sport hilft nicht immer.“ Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass Sport allein Behinderungen überwinde. „Behinderung entsteht nicht durch die Diagnose, sondern durch Barrieren.“ Gerade Menschen mit einer psychischen, nicht sichtbaren Beeinträchtigung stießen auch auf nicht sichtbare Hürden. Was sich der Mediziner erhofft: „Dass die Invictus Games mit ihrer Öffentlichkeit dazu beitragen können, dass wir als Gesellschaft alle miteinander Barrieren erkennen und aktiv überwinden.“ Das begrenzt er keineswegs nur auf Sport, es gelte für alle Bereiche – Familie, Arbeit, Freizeit. Bei den Invictus Games 2023 in Düsseldorf soll dieser Aspekt in den Fokus gerückt werden.