Bundeswehr für Sicherheit und Frieden im Indo-Pazifik
Der Indo-Pazifik ist die wirtschaftlich dynamischste und am schnellsten wachsende Region der Welt. Zugleich verlaufen hier geostrategische Konfliktlinien, die die besondere Aufmerksamkeit Deutschlands und seiner Verbündeten erfordern. Die Bundesrepublik stellt sich diesen Herausforderungen und zeigt Präsenz in der Region – auch mit der Bundeswehr.
Für Deutschland als eine der weltweit größten Exportnationen ist die Region von immenser Bedeutung. „Der Indo-Pazifik ist eine der zentralen Regionen, wenn wir auf Sicherheit und Wohlstand im 21. Jahrhundert schauen“, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius 2023 beim Shangri-La-Dialog in Singapur.
„Eine Vernachlässigung dieser Region können wir uns nicht erlauben.“
Damit unterstrich der Minister die im September 2020 verabschiedeten sicherheitspolitischen Leitlinien zum Indo-Pazifik. Aus deutscher Sicht stehen dabei Sicherheit und Frieden im Vordergrund. Und freie Seewege sind ein integraler Bestandteil dieses Themenkomplexes.
Konsequenterweise ist Deutschland bereit, sein sicherheitspolitisches Engagement in der Region auszubauen. Dazu sollen bereits bestehende verteidigungspolitische Kontakte intensiviert und die Kooperation mit Partnernationen ausgebaut werden. Unter dieser Maßgabe will die Bundesrepublik künftig gemeinsam mit ihren Partnern vermehrt an militärischen Übungen teilnehmen.
Engagement in 2024
2024 hält die Bundeswehr gemeinsam mit ihren Partnerstaaten zwei Übungsreihen im Indo-Pazifik ab. Zum einen übt die Luftwaffe in der Reihe Pacific Skies. Dazu fliegen unter anderem Eurofighter und Tornados über den Atlantik nach Kanada. Anschließend geht es weiter nach Alaska, wo bei Arctic Defender der Luftkampf mit bis zu 60 Flugzeugen internationaler Partner geübt wird.
Anschließend überqueren die Eurofighter den Pazifik und üben bei Nippon Skies zusammen mit der japanischen Luftwaffe. Hier wollen die Piloten die Verfahren der japanischen Selbstverteidigungskräfte kennenlernen. Bei Pitch Black im Anschluss stehen Übungen mit der australischen Luftwaffe auf dem Programm, bevor die Eurofighter bei RIMPACRim of the Pacific zusammen mit der Deutschen Marine auf Hawaii üben. Zuletzt fliegen die Luftwaffenpiloten zusammen mit den Luftstreitkräften Indiens: mit der Übung Tarang Shakti 1 schließt die Übungsreihe Pacific Skies ab.
Die Marine nimmt mit der Fregatte „Baden-Württemberg“ und dem Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ an der Übung RIMPACRim of the Pacific teil. Die beiden Marineschiffe nehmen die lange Reise auf sich, um an gemeinsamen Übungen mit den USA teilzunehmen, wie beispielsweise dem Schießen mit Flugkörpern im Seegebiet bei Hawaii. Auch die Jagd auf U-Boote und das Bekämpfen von Zielen an Land wird geübt.
Engagement von 2021 bis 2023
Von August 2021 bis Februar 2022 hat die Fregatte „Bayern“ auf ihrer Route durch die Meeresregion auf 43.000 Seemeilen für die Deutsche Marine Flagge gezeigt und zahlreiche Partnernationen besucht.
Im August 2022 demonstrierte die Luftwaffe bei Rapid Pacific 2022 ihre Fähigkeit, binnen 24 Stunden mit Kampfflugzeugen in den Indo-Pazifik zu verlegen. Bei der anschließenden Luftkampfübung Pitch Black übten die deutschen Piloten Seite an Seite mit ihren Kameraden aus Australien, Indien, den USA und rund einem Dutzend weiterer Staaten.
Und auch das Deutsche Heer festigte 2023 bei der Übung Talisman Sabre 23 in Australien seine Interoperabilität mit NATONorth Atlantic Treaty Organization-Alliierten und Partnerstaaten aus dem indopazifischen Raum.
Hintergrund
Der Indo-Pazifik-Raum ist ein ökonomischer Hotspot. Wirtschaftsdaten zeigen das ganz klar. Mit den USA, China und Japan sind die drei stärksten Wirtschaftsnationen der Welt Pazifikanrainer. Wichtige BRICSBrasilien, Russland, Indien, China und Südafrika-Staaten wie Indien und Russland sind ebenfalls Anrainer.
Fast 60 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung werden heute im Indo-Pazifik generiert. Dasselbe gilt für etwa zwei Drittel des weltweiten Wirtschaftswachstums. Und da rund 90 Prozent des Welthandels auf dem Seeweg abgewickelt werden, kommt dem Indo-Pazifik auch als Wirtschaftsroute überragende Bedeutung zu. Allein durch die Straße von Malakka läuft etwa ein Viertel des maritimen Welthandels.
Aber der Indo-Pazifik ist auch eine Region massiver geopolitischer Konflikte. Vor allem die Volksrepublik China versucht seit vielen Jahren, ihre Machtposition im Pazifikraum auf Kosten verschiedener Nachbarstaaten auszubauen. Mit dem Aufschütten unbewohnter Eilande etwa im Südchinesischen Meer hat China militärische Basen außerhalb seines Hoheitsgebietes geschaffen und provoziert damit Konflikte um Seewege, Bodenschätze und Fischereirechte. Das gefährdet den Frieden in der Region und auch die Sicherheit der internationalen See- und Handelswege.
Hinzu kommt, dass viele der bevölkerungsreichen und dynamisch wachsenden Staaten im Indo-Pazifik seit Jahren untereinander Grenzkonflikte austragen. Die Spannungen zwischen China und Indien haben schon mehrfach zu militärischen Auseinandersetzungen geführt. Auch zwischen Pakistan und Indien droht ständig eine Eskalation. Dass die genannten Länder und inzwischen wohl auch Nordkorea Atomwaffen besitzen, macht die Situation noch brisanter: Erhebliche Wachstumschancen und eine dynamische gesellschaftliche Entwicklung einerseits, latente Kriegsgefahr andererseits.