Weltraum und Cyber- und Informationsraum als Gefechtsfelder

Weltraum und Cyber- und Informationsraum als Gefechtsfelder

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

Es ist keine Science-Fiction: Weltraum sowie Cyber- und Informationsraum stellen neben Land, Luft und See längst operative Räume der Bundeswehr dar. Dafür sind neue militärische Einrichtungen zuständig. Es handelt sich dabei um das Air and Space Operations Centre (ASOCAir and Space Operations Centre) und den Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum (CIRCyber- und Informationsraum).

Soldat vor mehreren Bildschirmen im Weltraumlagezentrum

Hauptmann Sascha Hendel sitzt an seinem Arbeitsplatz im Weltraumlagezentrum in Uedem

Bundeswehr/Francis Hildemann

Was sich wie Science-Fiction anhört, ist inzwischen Realität: Die Bundeswehr hat neben ihren herkömmlichen Einsatzgebieten Land, Luft und See auch den Cyber- und Informationsraum (CIRCyber- und Informationsraum) sowie den Weltraum als Operationsfelder erkannt. Somit agieren die deutschen Streitkräfte mittlerweile in fünf verschiedenen Dimensionen. Mit dem Air and Space Operations Centre (ASOCAir and Space Operations Centre) in Uedem (Nordrhein-Westfalen) und dem Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum (CIRCyber- und Informationsraum) stellt sich die Bundeswehr Bedrohungen, die zu ihrer Gründung noch nicht absehbar waren.

Von drei auf fünf Dimensionen

Die militärische Relevanz von Weltraum und CIRCyber- und Informationsraum hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten stetig und schnell zugenommen: Satellitengestützte Technik ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Telekommunikation oder Navigation per Smartphone sind prominente Beispiele dafür. Um solche Dienste in Anspruch zu nehmen, sind Nutzer vom freien Zugang zu Weltraum-Technologien abhängig. Dieser Infrastruktur im Weltall kommt daher ähnlich wie dem Internet eine zentrale Bedeutung zu.

Im militärischen Bereich ist diese Abhängigkeit noch stärker ausgeprägt: Moderne Operationsführung hängt in hohem Maße von präziser Navigation sowie sicherer Kommunikation ab. Daten möglicher Feindbewegungen werden via Satelliten in Operationsbasen sowie an Einheiten vor Ort übermittelt. Stehen diese Daten infolge von Störungen auch nur für kurze Zeit nicht bereit, beeinträchtigt das auch militärische Fähigkeiten. So etwas kann schließlich zum Scheitern einer Operation führen.

Weltraumschrott im Blick behalten

Im ASOCAir and Space Operations Centre beispielsweise führt die Bundeswehr gleich mehrere Fähigkeiten in einer zentralen Einrichtung zusammen. Von dort aus halten etwa 50 Angehörige der Luftwaffe vorrangig Satelliten und Weltraumschrott im Auge. Bis 2031 soll das Zentrum um ungefähr 100 weitere Soldatinnen und Soldaten anwachsen. Zu den Aufgaben gehört, den erdnahen Weltraum zu beobachten und Objekte im Orbit zu katalogisieren, um so Satelliten zu schützen. Zudem achtet das ASOCAir and Space Operations Centre darauf, ob in die Atmosphäre eintretende Satelliten oder eben Weltraumschrott zur Gefahr für Menschen werden könnten.

Um diesen neuen Auftrag erfüllen zu können, ist das Weltraum-Zentrum der Bundeswehr zum Beispiel mit hochleistungsfähigen Teleskopen sowie Radarsystemen ausgestattet: Das German Experimental Space Surveillance and Tracking-Radar (GESTRAGerman Experimental Space Surveillance and Tracking) kann dementsprechende Objekte verfolgen.

Angriffe aus dem Internet abwehren

Die andere neue Dimension für die Bundeswehr ist der Cyber- und Informationsraum (CIRCyber- und Informationsraum). CIRCyber- und Informationsraum wurde vor drei Jahren als neuer  Organisationsbereich aufgestellt. Zum Auftrag gehören etwa Schutz und Betrieb des ITInformationstechnik-Systems der deutschen Streitkräfte im In- und Ausland sowie das Aufklären und Wirken im Cyber- und Informationsraum. Mit dem Geoinformationsdienst stellen die Angehörigen von CIRCyber- und Informationsraum zum Beispiel wichtige Gelände oder Wetterdaten für die gesamte Bundeswehr bereit. Im Organisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum arbeiten rund 14.500 Menschen, davon rund 1.300 Frauen. Es handelt sich dabei unter anderem um ITInformationstechnik-Spezialistinnen und -Spezialisten, um Soldatinnen und Soldaten des militärischen Nachrichtenwesens, der Elektronischen Kampfführung sowie dem Geoinformationsdienst.

Parallel dazu investiert die Bundeswehr etwa 160 Millionen Euro in den Aufbau eines Cyber-Forschungszentrums  an der Universität der Bundeswehr München. Der Forschungsbereich steht dabei auf fünf Säulen: Cyber Defence, Smart Data, Mobile Security, E-Health sowie Schutz kritischer Infrastrukturen. Ein neuer Masterstudiengang Cybersicherheit und 13 neue Professuren wurden dort geschaffen.

von Carsten Borgmeier