65 Jahre Sanitätsdienst: Vom Hauptverbandsplatz zum Einsatzrettungszentrum
65 Jahre Sanitätsdienst: Vom Hauptverbandsplatz zum Einsatzrettungszentrum
- Datum:
- Ort:
- Koblenz
- Lesedauer:
- 2 MIN
Für die medizinische Versorgung von Soldatinnen und Soldaten wurde im April 1956 der Sanitätsdienst der Bundeswehr gegründet. Während der Fokus im Kalten Krieg auf der Behandlung einer hohen Anzahl von Verwundeten lag, stehen die heutigen Einsatzrettungszentren für eine qualitativ hochwertige und individuelle Versorgung.
Im Kalten Krieg sollten Hauptverbandsplätze hinter der Front errichtet werden. Verwundete Soldaten konnten hier stabilisiert, operiert oder auch zahnärztlich versorgt werden. Die Verbandsplätze waren darauf ausgelegt, in kurzer Zeit möglichst viele Verwundete auf eine Verlegung in Krankenhäuser abseits der Front vorzubereiten. Die aus Zelten bestehenden Hauptverbandsplätze bestanden aus dem Schock-, Pflege-, Intensiv- und dem Operationsbereich. Zusätzlich gab es Bereiche für Sanitätsmaterial und Zahnmedizin.
Versorgung in Auslandseinsätzen
Nach der deutschen Wiedervereinigung änderte sich das Aufgabengebiet der Streitkräfte radikal. Landes- und Bündnisverteidigung waren zunächst kein Schwerpunkt mehr. Deutschland begann, international mehr Verantwortung zu übernehmen. Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr beteiligten sich an Auslandseinsätzen. Die sanitätsdienstliche Versorgung musste sich den neuen Anforderungen stellen. Beispielsweise war und ist die zivile medizinische Infrastruktur in den Einsatzgebieten für die Streitkräfte, sofern sie überhaupt vorhanden ist, nicht nutzbar.
Das Konzept der Hauptverbandsplätze in seiner damaligen Form war für die neuartigen Auslandseinsätze nicht mehr geeignet und bedurfte der Erweiterung. Die Entfernungen, über die Verwundete transportiert werden müssen, sind deutlich größer geworden. Ein strategischer Verwundetenlufttransport, kurz StratAirMedEvacStrategic Air Medical Evacuation, musste implementiert werden. Aber auch die medizinischen Behandlungseinrichtungen mussten mobiler und vor allem luftbeweglicher werden.
Das Endprodukt Einsatzlazarett
Aus dieser Überlegung heraus entstand die Rettungskette mit insgesamt vier Behandlungsebenen. Diese sieht eine nahtlose sanitätsdienstliche Versorgung vom Ort der Verwundung bis in eines der fünf Bundeswehrkrankenhäuser in Deutschland vor. Die umfassendste Behandlungsebene dieser Rettungskette im Einsatzgebiet sind die Einsatzrettungszentren. Leistungstechnisch sind sie mit einem deutschen Krankenhaus vergleichbar. Von der klinischen Akutversorgung, der stationären fachärztlichen Versorgung der Erkrankten oder Verwundeten bis hin zu größeren Operationen ist hier alles möglich.
Luftgestützter Verwundetentransport
Im Falle von schwerwiegenden und langwierigen Krankheits- und Verletzungsmustern wird eine luftgestützte strategische Rückverlegung der Soldaten ins Heimatland zu einem Bundeswehrkrankenhaus angestrebt, um so die klinische Folgeversorgung voranzutreiben. Im Vorgriff hierzu erhalten die Ärzteteams der Bundeswehrkrankenhäuser im Inland per Telemedizin entsprechende Daten zur nahtlosen Gewährleistung der Rettungskette. Das Equipment hierzu wird entsprechend im Auslandseinsatz vorgehalten.
Anders als die Hauptverbandsplätze einst, bestehen die Einsatzrettungszentren aus Containern. Das in diesen eingesetzte notwendige Fachpersonal wird für jedes Einsatzszenario individuell bestimmt. Die Einsatzrettungszentren heißen umgangssprachlich Einsatzlazarette. Hintergrund ist, dass bei der Aufstellung der Bundeswehr die Bundeswehrkrankenhäuser noch die Bezeichnung Bundeswehrlazarett trugen und somit ein Einsatzlazarett eine medizinische Einrichtung der Bundeswehr im Ausland ist.