Deutschland eine Stimme geben

Deutschland eine Stimme geben

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Moderne Sprachausbildung ist in der Bundeswehr selbstverständlich. Die Bundeswehr ist fest in multinationalen Bündnissen verwurzelt und pflegt einen intensiven Austausch mit ihren Partnern in der NATONorth Atlantic Treaty Organization und der EUEuropäische Union. Die Grundlagen für diese Integration legt seit über 50 Jahren unter anderem das Bundessprachenamt in Hürth. Hier wurde Bundeswehrgeschichte nicht nur geschrieben, sondern oft auch übersetzt und durch Sprachausbildung ermöglicht.

Ein deutscher und ein französischer Soldat stehen mit einem Sprachmittler zusammen

Ein deutscher Soldat im Auslandseinsatz. Sein Französisch hat er am Bundessprachenamt gelernt. Professionelle Sprachmittler unterstützen ihn.

Bundeswehr/Jane Schmidt

Kaum ein Grundsatzdokument, das nicht hier übersetzt wurde, kaum ein Bundeswehr-Lebenslauf ohne fremdsprachliche Ausbildung im Bundessprachenamt. Fundierte Fremdsprachenkenntnisse sind inzwischen eine wichtige Voraussetzung für eine Karriere in der Bundeswehr. Insbesondere, wenn es in eine integrierte Verwendung geht, also zur NATONorth Atlantic Treaty Organization oder EUEuropäische Union, erhalten Bundeswehrangehörige eine umfassende Sprachausbildung. Fachlich und fremdsprachlich gleichermaßen versiert, geben sie Deutschland eine starke Stimme in internationalen Partnerschaften.

Moderne Sprachausbildung heute

Der Unterricht in über 50 Sprachen für die jährlich rund 16.000 Lehrgangsgäste ist eine der Kernaufgaben des Sprachenamtes. Angehörige der Bundeswehr und anderer Ressorts lernen hier Seite an Seite mit Soldatinnen und Soldaten aus aller Welt.

Wer heute im Bundessprachenamt in Hürth zu Gast ist, lernt aber nicht nur eine Sprache, sondern erlebt ein multimediales Gesamtkonzept, das vom WLAN auf den Stuben, Angeboten zum Selbststudium und Lerngruppen mit muttersprachlichen Personen bis zur nach neuesten didaktischen Erkenntnissen gestalteten Unterrichtsatmosphäre reicht.

Vier Personen schauen lachend auf einen Laptop.

Vor Corona war digitales Lernen eine sinnvolle Ergänzung für den Präsenzunterricht, aber während der Krise mussten Teile davon durch Fernunterricht kompensiert werden

Bundessprachenamt/Simon Ruhnke

Neue Formen des Unterrichts

Mit den Tablets, die sie für ihren interaktiven Unterricht verwendet, werde eine „ganz neue Form der Unterrichtsgestaltung“ möglich, meint Rachael Pickles. Die Englischlehrerin mit australischen Wurzeln ist wissenschaftliche Fachkraft im Bereich Sprachausbildung. Sie glaubt, dass die Tablets mit Touchpad, Kamera und Eingabestift die Art verändern können, wie Sprachen gelehrt und gelernt werden.

Viele Unterrichts- und Lernmaterialien könnten über digitale Medien verfügbar gemacht werden, bestätigt auch ihr Kollege Alexandre Mendes. Eine sinnvolle Ergänzung, denn so könne man den Unterricht „ganz neu gestalten, ihn lebendiger und attraktiver machen“. Das fremdsprachliche Portfolio des Bundessprachenamtes, man merkt es schon an den Namen der beiden native speakers, reicht von der portugiesischen Muttersprache des Brasilianers Mendes bis zur Weltsprache Englisch. Insgesamt umfasst es rund 50 Sprachen, von Afrikaans bis Vietnamesisch.

Die Krise als Chance – und Testlauf

Dass die technische Ausstattung nicht nur neue didaktische Konzepte ermöglicht, zeigte der Fernunterricht während der Corona-Krise, die so zu einem weiteren Testlauf für den Einsatz digitaler Medien in der Sprachausbildung wurde. Die Nutzung der Ausbildungstechnologie, eigentlich als Ergänzung für den Präsenzunterricht konzipiert, zeigte neue Möglichkeiten, aber auch deutliche Grenzen einer Sprachausbildung mit Kontaktbeschränkung.

Denn der Anspruch in der Sprachausbildung ist umfassend und kompetenzorientiert. Dazu gehört auch der Aufbau von Handlungssicherheit und interkulturellem Verständnis. Viele der Sprachlernenden werden ihre Kenntnisse nicht in Deutschland anwenden, sondern für die Bundeswehr ins Ausland gehen. Durch den persönlichen Kontakt mit ihren ausländischen Kameradinnen und Kameraden profitieren sie von der offenen Campus-Atmosphäre des Sprachenamtes und bereiten sich so auf ihre zukünftigen Aufgaben vor.

Dafür sei es wichtig, Sprache in konkreten Situationen anzuwenden, vor allem im direkten Gespräch und nicht allein im Rahmen von Online-Kommunikation, betont Abteilungspräsident Gerhard Matthey. Sprache sei ein Werkzeug, bei deren Verwendung es immer auch auf den kulturellen Kontext und die konkrete Situation ankomme, so der Leiter der Sprachausbildung im Bundessprachenamt. Auch wenn ein stetig wachsender Teil unseres Lebens online stattfinde, könne man viele Alltagssituationen noch immer am besten face to face trainieren.

Zwei deutsche und ein französischer Soldat sitzen an einem Tisch. Der Franzose erläutert etwas und macht dazu eine Geste.

Kompetenzorientierte Ausbildung: In gemeinsamen Gruppen lernen Soldatinnen und Soldaten nicht nur die jeweils andere Sprache, sondern üben auch die Anwendung in konkreten Situationen

Victoria Gramatke

Mit der Sprache geht die Welt auf

Eine Erfahrung, von der auch Lehrgangsteilnehmende immer wieder berichten. Mit der modernen Technik verändert sich zwar die Art, wie Informationen bereitgestellt, kommuniziert und geteilt werden, aber im Zentrum stehen noch immer die Menschen. Als Unterrichtende und als Lernende. Denn eines hat sich nicht geändert: Persönlicher Austausch und direkte Kommunikation sind unersetzlich.

„Erst mit der Sprache geht die Welt auf.“ Der Satz des Philosophen Hans-Georg Gadamer steht dem Leitbild des Bundessprachenamtes voran. Seit über 50 Jahren ist er ein Ausdruck des Anspruchs, den Angehörigen der Bundeswehr und des öffentlichen Dienstes Sprachendienstleistungen auf höchstem Niveau zu bieten – und Deutschland eine starke Stimme in der Welt zu geben.

von Ulrich Veen  E-Mail schreiben

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