Auf Herz und Nieren: Von der Musterung zum Assessment
Auf Herz und Nieren: Von der Musterung zum Assessment
- Datum:
- Ort:
- Köln
- Lesedauer:
- 2 MIN
Gestern war es die Musterung, heute ist es das Assessment: Wie neue Soldatinnen und Soldaten zur Bundeswehr kommen, hat sich in den letzten Dekaden geändert. Wurde früher vor allem Wert auf die körperliche Belastbarkeit gelegt, werden die Bewerberinnen und Bewerber heute ganzheitlich betrachtet.
Es war sicher nicht einer der liebsten Termine junger Männer im Alter von 18 Jahren seit den 1960er-Jahren bis ins Jahr 2011: die Musterung, also die Feststellung der körperlichen Eignung für den Grundwehrdienst.
Mit der Gründung der Bundeswehr am 12. November 1955 und der Einführung der Wehrpflicht im Jahre 1956 wurden fortan alle jungen Männer nach Vollendung des 18. Lebensjahres zur Musterung aufgefordert. Jeder Mann im richtigen Alter bekam einen Einberufungsbescheid zugesandt. Daraufhin musste er sich in einem der regionalen Kreiswehrersatzämter zur Musterung einfinden. Diese ärztliche Eingangsuntersuchung wurde kurz vor der Einberufung zum Wehrdienst durchgeführt. Dabei wurden die zu Untersuchenden sowohl auf die geistige als auch die körperliche Eignung getestet.
Damals: Musterung als erster Kontakt zur Bundeswehr
Gunnar Ott, ein Musterungsbeamter von damals, erinnert sich gerne an diese Zeit. Für ihn ist sein Einsatz im Kreiswehrersatzamt mit vielen guten Erfahrungen verbunden, denn oft blickten die Wehrpflichtigen entspannt ihrer Zeit beim Bund entgegen: „Die Musterung ist für viele damals der Erstkontakt zur Bundeswehr gewesen. Auch mit einer Musterung konnte man Menschen zufrieden machen.“ Ott war einer derjenigen, die abschließend über die Einberufung entschieden. Heute ist der Regierungsamtmann Personalbearbeiter bei der Bundeswehr in Leer und hat es dabei mit zivilen Beschäftigten zu tun.
Fragt man die damaligen Wehrpflichtigen heute nach den Erfahrungen bei der Musterung, so erinnern sich viele dabei an volle Warteräume und lange Wartezeiten, kurze Untersuchungen und neue Erkenntnisse über sich selbst. Doch alle sind sich einig: Jeder wurde der gleichen Untersuchung unterzogen. Man war einer von vielen.
Heute: Individuelles Assessment
Heute ist dies anders: Abhängig von der angestrebten Laufbahn werden für die Bewerberinnen und Bewerber individuelle Assessments zusammengestellt. Und: Die Bewerbenden kommen alle freiwillig, denn die Wehrpflicht ist ausgesetzt. So absolvieren Interessierte aller Laufbahnen weiterhin die ärztliche Untersuchung und bekommen eine Aufschlüsselung ihrer Verwendungsfähigkeit. Auch ein computergestützter Aufnahme-Test, kurz CAT, ist Bestandteil jedes Eignungsfeststellungsverfahrens. Doch hier beginnen schon die Unterschiede: Der CAT ist für jede Laufbahn anders konzipiert. Feldwebelanwärterinnen und -anwärtern werden andere Aufgaben gestellt als jenen, die die Mannschaftslaufbahn anstreben. Außerdem passt sich der Test an das Leistungsniveau der getesteten Person an. Wer sich gut schlägt, bekommt mehr Aufgaben.
Vergangen sind also die Zeiten, in denen man einer starren Prozedur in den Kreiswehrersatzämtern folgte. Heute werden die Bewerberinnen und Bewerber in die Karrierecenter eingeladen und durchlaufen eine hochkomplexe und individuelle Potenzialfeststellung. Das Ziel allerdings ist bei allen Bewerbenden gleich: eine Einstellung als Soldat oder Soldatin bei der Bundeswehr.