Die ISAFInternational Security Assistance Force: Ein internationaler Beitrag für Afghanistan
Von 2002 bis Ende 2014 engagierte sich die Weltgemeinschaft mit der International Security Asisstance Force (ISAFInternational Security Assistance Force) für ein sicheres Afghanistan.
Ein Einsatz für Stabilität und Wiederaufbau
Nach den Terror-Anschlägen des 11. Septembers 2001 und dem Sturz der islamistischen Taliban durch die USA, Großbritannien und die internationale Gemeinschaft stabilisierte ISAFInternational Security Assistance Force die Situation in Afghanistan und unterstützte den Wiederaufbau des kriegsverheerten Landes. Die Bundeswehr leistete hierzu einen wertvollen Beitrag – der seinen blutigen Preis hatte: Bei Anschlägen und in Gefechten wurden deutsche Soldaten verwundet oder ließen gar ihr Leben.
USUnited States-amerikanische und britische Truppen besiegten 2001/2002 im Rahmen der Anti-Terror-Operation Enduring Freedom (OEFOperation Enduring Freedom) die Taliban mit Hilfe der afghanischen Nord-Allianz. Die Taliban hatten den Drahtziehern der Terroranschläge des 11. Septembers, der islamistischen Terror-Organisation al-Quaida unter Osama Bin Laden, Unterstützung und Rückzugsmöglichkeiten geboten.
Grundlage für den darauffolgenden ISAFInternational Security Assistance Force-Einsatz war die UNUnited Nations-Resolution 1386 und für den Bundeswehrbeitrag das Mandat des Bundestages. ISAFInternational Security Assistance Force hatte den grundlegenden Auftrag, für die neu geschaffenen afghanischen Institutionen und für die Arbeit der internationalen Organisationen ein sicheres Umfeld zu schaffen. Die Etablierung demokratischer Strukturen und die Handlungsfähigkeit der frei gewählten Zentralregierung sollte international und militärisch unterstützt werden.
Um den Wiederaufbau des Landes zu gewährleisten, operierten die ISAFInternational Security Assistance Force-Truppen und die afghanischen Sicherheitskräfte gemeinsam gegen die Taliban. Diese galten zwar zunächst als militärisch besiegt, doch die islamistischen Kämpfer operierten und reorganisierten sich weiter im Untergrund. Mit Terroranschlägen auf die Bevölkerung, aber auch auf internationale und afghanische Truppen, destabilisierten sie das Land nachhaltig.
Von einer Stabilisierungsoperation zum Gefechtseinsatz
ISAFInternational Security Assistance Force galt lange Zeit als reine Stabilisierungsoperation. Nachdem sich deren Einsatzraum zu Beginn auf Kabul und dessen Umgebung beschränkte, wurde das Operationsgebiet ab 2003 auf ganz Afghanistan ausgeweitet und die Mission ab August 2003 unter NATONorth Atlantic Treaty Organization- Kommando gestellt. Die Bundeswehr übernahm daraufhin die Einsatzführung in den nordafghanischen Provinzen und baute Feldlager auf – das Camp Marmal in Masar-i Scharif, aber auch je ein Feldlager in den nordafghanischen Städten Kundus und Faisabad.
Aufgrund einer sich stetig verschlechternden Sicherheitslage stockte die NATONorth Atlantic Treaty Organization ihre Truppenstärke ab 2009 kontinuierlich auf, sodass Ende 2010 circa 130.000 ISAFInternational Security Assistance Force-Soldaten und Soldatinnen aus 28 Nationen vor Ort waren. Die Bundeswehr war zeitweise mit 5.350 Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan aktiv und gehörte somit zu den größten Truppenstellern.
Für alle beteiligten Nationen entwickelte sich die ISAFInternational Security Assistance Force gegen Ende der 2000er-Jahre von einer Stabilisierungsoperation zu einem Gefechtseinsatz. Gemeinsam mit der afghanischen Regierung kämpften die ISAFInternational Security Assistance Force-Truppen gegen eine an Präsenz und Stärke gewinnende Aufstandsbewegung verschiedener Talibangruppen. Die Bundeswehr stand erstmals seit ihrer Gründung in schweren Gefechten. Sie wurde notgedrungen zu einer Konfliktpartei, die militärisch robust und entschlossen gegen die erstarkenden Taliban vorging, um Afghanistan nicht erneut an radikale Islamisten zu verlieren.
Ein Jahr, eine Zäsur
Im Fokus von ISAFInternational Security Assistance Force stand ab 2010 die Aufstandsbekämpfung (Counterinsurgency) gegen die Taliban. Von April bis Oktober 2010 führte die Bundeswehr die Operation Taohid, zu deutsch: Einigkeit. Die Taliban sollten in der nordafghanischen Provinz Baghlan zurückgedrängt werden, der afghanische Staat die Kontrolle der Gebiete zurückerlangen. Es gelang, die Islamisten nachhaltig zu schwächen.
Im Anschluss versuchten deutsche, internationale und afghanische Truppen im Oktober und November 2010 gemeinsam, den Raum um Kundus zu sichern. Die Operation Halmasag, deutsch Blitz, stand unter Bundeswehr-Führung und wirkte sich nachhaltig auf die Lage vor Ort aus. Doch das Jahr 2010 wurde für die Bundeswehr auch ein bitteres: In mehreren Gefechten, darunter dem Karfreitagsgefecht von Isa Khel am 2. April, fielen binnen eines Jahres sieben Soldaten, viele weitere wurden verwundet.
Ausbildung und Unterstützung
Zudem stellten die NATONorth Atlantic Treaty Organization und die Bundeswehr Ausbildungs- und Schutzbatailone auf, um das Partnering mit den afghanischen Sicherheitskräften zu fördern. Neben den Bataillonen wurden die Streitkräfte Afghanistans in Operational Mentor and Liaison Teams (OMLT) für Gefechte ausgebildet. Die Bundeswehr war im Norden Afghanistans hauptsächlich für die Ausbildung des 209. Korps der afghanischen Armee verantwortlich. Ab dem Jahr 2011 sank die Zahl der deutschen Soldatinnen und Soldaten kontinuierlich. Beim Missionsende 2014 lag die vom Bundestag beschlossene Mandatsobergrenze bei 3.300.
Nachfolger: Ausbilden, unterstützen, beraten
Für den Einsatz in Afghanistan zahlten die internationalen Truppen einen hohen Preis: Im Rahmen von OEFOperation Enduring Freedom und ISAFInternational Security Assistance Force kamen mehr als 3.400 Soldatinnen und Soldaten ums Leben, darunter 57 Bundeswehrsoldaten. 35 von ihnen fielen bei Gefechten. Viele andere Kameraden wurden an Körper und Seele verletzt.
Im November 2010 beschloss die NATONorth Atlantic Treaty Organization auf ihrem Lissabonner Gipfel, die Verantwortung für die Sicherheit in Afghanistan schrittweise bis Ende 2014 an die afghanischen Kräfte zu übergeben. Damit endete auch der ISAFInternational Security Assistance Force-Einsatz. Auf ISAFInternational Security Assistance Force folgte am 1. Januar 2015 die Resolute Support Mission (RSMResolute Support Mission). Ihr Auftrag ist es, unter Führung der NATONorth Atlantic Treaty Organization die afghanischen Sicherheitskräfte weiter zu beraten, zu unterstützen und auszubilden – damit sie selbstverantwortlich für Sicherheit vor Ort sorgen können. Die Bundeswehr darf sich an Resolute Support laut Beschluss des Bundestages mit bis zu 1.300 Soldaten und Soldatinnen beteiligen.