Zertifizierungen für NATONorth Atlantic Treaty Organization und EUEuropäische Union: Die Meisterprüfung der Einsatzbereitschaft
Zertifizierungen für NATONorth Atlantic Treaty Organization und EUEuropäische Union: Die Meisterprüfung der Einsatzbereitschaft
- Datum:
- Ort:
- Berlin
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Ob NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force (NRFNATO Response Force) oder EUEuropäische Union-Battlegroups – die schnellen Eingreiftruppen von NATONorth Atlantic Treaty Organization und Europäischer Union – oder die Kampfverbände für die Enhanced Forward Presence in Litauen: Regelmäßig berichtet die Truppe, dass ihre Gefechtsverbände erfolgreich zertifiziert sind. Doch was verbirgt sich hinter diesen Zertifizierungen überhaupt?
Vereinfacht gesagt sind Zertifizierungen eine Art Meisterprüfung für die Streitkräfte. Dabei bewerten nationale oder internationale Prüfer und Beobachter (monitors) nach festgelegten Standards das theoretische Wissen und die praktischen Fähigkeiten von Truppenteilen und Stäben. Eine erfolgreiche Zertifizierung ist somit ein Nachweis der Befähigung und der Einsatzbereitschaft.
Bei kämpfenden Einheiten bedeutet das: Sie sind bereit zum Gefecht – combat ready. Das bezieht sich nicht allein auf die militärischen Fähigkeiten der Soldatinnen und Soldaten, sondern auch auf die eingesetzten Waffensysteme, Plattformen und Module in Heer, Marine und Luftwaffe sowie auf die Anwendung standardisierter Verfahren der Operationsführung.
Neben Gefechtsverbänden des Heeres werden auch reine Führungsstäbe und Unterstützungsverbände beispielsweise in der militärischen Logistik oder im Sanitätsdienst zertifiziert. Sie belegen ihre Einsatzbereitschaft, indem sie bestimmte Prozesse beherrschen oder Qualitätsstandards nachweisen, etwa in der medizinischen Versorgung von Verwundeten.
Gemeinsame Standards für erfolgreiches Zusammenwirken
Einen besonderen Stellenwert haben Zertifizierungen im Zusammenhang mit internationalen Einsatzverpflichtungen. Denn alle Bündnispartner in NATONorth Atlantic Treaty Organization und Europäischer Union müssen einheitliche Standards erfüllen, wenn sie Streitkräfte für schnelle Eingreiftruppen oder multinationale Aufgaben melden. Für Verbände und Einheiten, die die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnispartner für die NRFNATO Response Force bereitstellen, ist daher vorgeschrieben, dass zum Aufstellungsbeginn die militärische Einsatzbereitschaft durch eine Zertifizierung geprüft und bestätigt sein muss.
Auch die Kontingente, die im Rahmen der anerkannten Mission Enhanced Forward Presence die Ostflanke der NATONorth Atlantic Treaty Organization in Litauen sichern, belegen regelmäßig ihre Gefechtsbereitschaft. Das geschieht halbjährlich während der multinationalen Übung Iron Wolf. Denn die Einsatzverbände in Litauen wechseln alle sechs Monate und jedes neue Kontingent muss seine Einsatzbereitschaft unter Beweis stellen.
Die Zertifizierungen garantieren, dass multinational zusammengesetzte Streitkräfte dasselbe Ausbildungsniveau haben und nationenübergreifend zusammenarbeiten können. Gemeinsame Standards und gemeinsame Übungen schaffen dabei die Grundlage für Interoperabilität, also das erfolgreiche Zusammenwirken von Soldatinnen und Soldaten verschiedener Nationen im Einsatz.
Von der Grundbefähigung zur Einsatzbereitschaft
Der Weg zu einer erfolgreichen Zertifizierung ist lang. Ihr voran geht die Evaluierung, also eine Überprüfung der allgemeinen militärischen Fähigkeiten, die ein bestimmter Gefechtsverband seiner Aufgabe und Funktion nach haben muss. Die Zertifizierung erfolgt auftragsbezogen. Sie bestätigt die Einsatzbereitschaft für einen bestimmten Auftrag in der Landes- und Bündnisverteidigung oder im internationalen Konfliktmanagement wie die Enhanced Forward Presence der NATONorth Atlantic Treaty Organization in Litauen oder die NRFNATO Response Force.
Viele Vorgaben sind daher bereits vor der eigentlichen Zertifizierungsübung zu erfüllen. So müssen Waffensysteme und Material bereitgestellt, Personal ausgewählt und ausgebildet werden. Und zwar sowohl auf der Seite der zu zertifizierenden Truppe als auch im Evaluatorenteam, also bei den Prüfern, die die Zertifizierung durchführen: ein Prozess, der mehrere Monate bis Jahre andauern kann und auf nationaler Ebene sechs Monate vor Beginn einer Bereitschaftsphase abzuschließen ist.
Bestandsaufnahme zu Beginn jeder Zertifizierung
In der Bundeswehr steht am Beginn einer geplanten Zertifizierung immer die Bestandsaufnahme und Bewertung der Fähigkeiten eines Truppenteiles als Ganzes, des Ausbildungsstandes der einzelnen Soldatinnen und Soldaten sowie gegebenenfalls der genutzten Waffensysteme und des Materials.
Die Prüfstandards basieren dabei in der Regel auf Leistungsvorgaben der NATONorth Atlantic Treaty Organization, den sogenannten Allied Force Standards. In der Bundeswehr gelten diese in der Regel auch für die EUEuropäische Union-Aufträge. Zwar hat die Europäische Union eigene Fähigkeitsanforderungen definiert. Deutschland hat jedoch entschieden, die Befähigung der landbasierten Kräfte der Bundeswehr an den anspruchsvolleren NATONorth Atlantic Treaty Organization-Standards zu messen.
Übungsszenarien nah an der Einsatzrealität
Sind die identifizierten Fähigkeitslücken behoben – beispielsweise durch Fortbildungen der Soldatinnen und Soldaten oder die Beschaffung von Material – wird geübt. Das umfasst nicht nur das Gefecht auf dem Übungsplatz, sondern auch Führung und Ablauforganisation. Der Katalog an Leistungskriterien legt dabei genau fest, wer was können muss: eindeutig definiert, messbar und für beide Seiten transparent.
Am Abschluss der Vorbereitungsphase stehen Evaluierung und Zertifizierung, meist im Rahmen einer Übung. Dabei trainieren die Soldatinnen und Soldaten ein bestimmtes Szenario, zum Beispiel die Verteidigung der Bündnisgrenze gegen einen Angreifer. Darin müssen sie auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren.
Diese sogenannten Incidents orientieren sich eng an der Einsatzrealität im geplanten Operationsraum. Je nach Einheit und Auftrag kann dies ein Drohnenangriff auf die eigenen Stellungen oder eine Brückensprengung durch irreguläre Kräfte auf einer dringend benötigten Nachschubroute sein. Denkbar ist auch ein Trupp Soldaten, der in feindlichem Gebiet plötzlich von seiner Einheit getrennt wird. Die Bandbreite möglicher Vorfälle ist groß.
Haben die Soldatinnen und Soldaten sämtliche Aufgaben erfüllt und alle Probleme gemeistert, stellt das Prüfteam (Evaluation Team) die erfolgreiche Evaluierung fest. Die Zertifizierung bestätigt dann formell, dass die Einheit NATONorth Atlantic Treaty Organization-Operationen planen sowie wirksam und durchhaltefähig durchführen kann. Die so bestätigte Einsatzreife und die Einsatzbereitschaft wird der NATONorth Atlantic Treaty Organization gemeldet.
Zertifizierung für alle ab Bataillonsebene geplant
Zertifiziert wird in der Regel auf rein nationaler Ebene durch die jeweilige Teilstreitkraft. NATONorth Atlantic Treaty Organization-Beobachter begleiten und dokumentieren jedoch die Zertifizierungsübungen. Ab 2025 plant die Bundeswehr, nicht nur Einsatzverbände für NATONorth Atlantic Treaty Organization- und EUEuropäische Union-Aufträge zu zertifizieren, sondern in regelmäßigen Abständen alle Einheiten der Bundeswehr ab Bataillonsebene nach NATONorth Atlantic Treaty Organization-Kriterien zu überprüfen. Dann heißt es für alle: Wir sind bereit zum Gefecht – multinational nach NATONorth Atlantic Treaty Organization-Standards.