Festakt in Schwielowsee

Wald der Erinnerung: Ein besonderer Ort für besondere Menschen

Wald der Erinnerung: Ein besonderer Ort für besondere Menschen

Datum:
Ort:
Schwielowsee
Lesedauer:
3 MIN

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Schmerz und Trauer brauchen einen Ort, um ihnen Ausdruck zu verleihen. Ein solcher Ort wurde 2014 beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr geschaffen. Im Wald der Erinnerung können Bundeswehrangehörige und Hinterbliebene ihr ganz persönliches Andenken an die Toten der Auslandseinsätze pflegen. Das wurde nun mit einem Festakt gewürdigt.

Viele Personen stehen mit gesenktem Kopf vor Blumenkränzen im Wald der Erinnerung

Andacht unter freien Himmel: Zum Ende der Gedenkzeremonie im Wald der Erinnerung versammelten sich Hinterbliebene und Bundeswehrangehörige zu einer multireligiösen Andacht der evangelischen, katholischen und jüdischen Militärseelsorge.

Bundeswehr/Marc Tessensohn

Der Wald der Erinnerung ist neben dem Ehrenmal in Berlin eine der zentralen Gedenkstätten für die Erinnerungskultur der Bundeswehr. Während das Ehrenmal dem offiziellen Andenken aller verstorbenen Bundeswehrangehörigen gewidmet ist, ist der Wald der Erinnerung ein Ort der individuellen Trauer für die Toten der Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Die Gedenkstätte wurde im November 2014 zum Volkstrauertag eingeweiht. Die Initiative war von einer Gruppe von Hinterbliebenen ausgegangen, die sich einen persönlichen Ort des Andenkens gewünscht hatten. Seit zehn Jahren finden sie im Wald der Erinnerung einen Platz, um in der Stille der Natur zu trauern. Auch viele Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr zieht es nach Schwielowsee, um ihre verstorbenen Kameraden zu würdigen und die Erinnerungen an sie zu bewahren.

Knapp 90.000 Menschen besuchten den Wald der Erinnerung seit seiner Eröffnung. Zum zehnten Jahrestag trafen sich Bundeswehrangehörige, Hinterbliebene und Repräsentanten aus Politik und Gesellschaft in der Henning-von-Tresckow-Kaserne zu einem Festakt. Mit Generalleutnant Andreas Hoppe war auch der Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr angereist, um die Bedeutung des Jahrestages für die Streitkräfte zu unterstreichen.

Ein Soldat spricht am Rednerpult
Generalleutnant Andreas Hoppe, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr Bundeswehr/Marc Tessensohn
„Jeder Name im Wald der Erinnerung ist ein Teil unserer Geschichte.“

„An diesem Ort wird die Tragweite des soldatischen Eides besonders deutlich“, sagte Hoppe zum Auftakt. Frieden und Freiheit hätten einen Preis – und der Wald der Erinnerung mahne die Lebenden, dass es Menschen brauche, die ihn zu zahlen bereit seien. Dies gelte umso mehr in einer Zeit, in der Frieden und Freiheit so gefährdet seien wie noch nie zuvor in der Geschichte der Bundeswehr, so der Generalleutnant.

Doch der Wald der Erinnerung sei auch ein Ort, an dem Gemeinschaft und Trost zu finden seien, fuhr Hoppe fort. Die Erinnerung an die Verstorbenen werde niemals erlöschen. „Jeder Name im Wald der Erinnerung ist ein Teil unserer Geschichte“, sagte Hoppe zu den Hinterbliebenen. „Die Toten bleiben immer ein Teil der soldatischen Familie und ein Teil der Bundeswehr.“ Ihr Andenken werde in Ehre gehalten.

Ein Soldat spricht am Rednerpult vor Publikum
Generalleutnant Bernd Schütt , Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr Bundeswehr/Marc Tessensohn
„Erinnerung und Mahnung: Beides braucht einen Ort. Und dieser findet sich seit zehn Jahren im Wald der Erinnerung.“

Der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr ergriff ebenfalls das Wort. „Der Wald der Erinnerung ist ein Ort der öffentlichen Anerkennung für Menschen, die bereit sind, mit ihrem Leben für Freiheit und Demokratie einzustehen“, sagte Generalleutnant Bernd Schütt. „Er verbindet Namen und Ereignisse, die wir als Einsatzveteranen nicht vergessen werden und die wir als Gesellschaft nicht vergessen dürfen.“

Es brauche Menschen, die für die Verteidigung der Demokratie bewusst Risiken in Kauf nähmen, sagte Schütt mit Blick auf die im Wald der Erinnerung verewigten Bundeswehrangehörigen. „Erinnerung und Mahnung: Beides braucht einen Ort. Und dieser findet sich seit zehn Jahren im Wald der Erinnerung“, so der Generalleutnant. Seine Gedanken seien bei allen Hinterbliebenen, die ein geliebtes Mitglied ihrer Familie im Dienst für Deutschland verloren hätten.

Eine Frau spricht am Rednerpult vor Publikum
Tanja M., Hinterbliebene Bundeswehr/Marc Tessensohn
„Der Wald der Erinnerung ist ein besonderer Ort: Ein lebendiger Gedenkort für verstorbene Menschen.“

Tanja M. ist eine dieser Hinterbliebenen. Ihr Sohn Konstantin fiel 2011 in Afghanistan. „Vor genau zehn Jahren stand ich zum ersten Mal hier“, sagte M. Sie habe sich damals einen Ort gewünscht, an dem die Hinterbliebenen und die Kameraden der Verstorbenen gemeinsam ihr Andenken pflegen könnten. Dieser Wunsch sei in Erfüllung gegangen.

„Der Wald der Erinnerung ist ein besonderer Ort: Ein lebendiger Gedenkort für verstorbene Menschen“, sagte M. Vor allem die dem Andenken der Toten der Bundeswehr gewidmeten, von ihren Familien und Kameraden individuell gestalteten Bäume im Wald der Erinnerung überraschten sie bei jedem Besuch aufs Neue. „Sie sind genauso einzigartig wie die Menschen, denen sie gewidmet sind“, so die Hinterbliebene. Die im Wald der Erinnerung verewigten Bundeswehrangehörigen seien bereit gewesen, für ihre Überzeugungen notfalls auch mit dem Leben einzustehen, sagte M. am Ende ihrer Rede. „Wir alle dürfen stolz auf sie sein.“

von Timo Kather

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