So wichtig ist das Erkundungsteam
So wichtig ist das Erkundungsteam
- Datum:
- Ort:
- Türkei
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- 2 MIN
Bevor die Bundeswehr ihre Hauptkräfte in einen Einsatz schickt, erkundet ein Team aus verschiedenen Fachleuten die Lage vor Ort. Nur so ist gewährleistet, dass das notwendige Personal mit dem geeigneten Material eingesetzt wird.
„Wir müssen ein Gefühl für die Gesamtsituation bekommen“, sagt Arno Trapp, interkultureller Berater vom Einsatzführungskommando der Bundeswehr und Mitglied des Erkundungsteams. Zu den wichtigsten Fragen zählen: Wie steht es um die Bevölkerung nach der Katastrophe? Wie viele Menschen sind noch im Gebiet, wie steht es um ihre Versorgung, gibt es Spannungen?
Erkundet wird auch, wer die Entscheidungsträger am Ort der Katastrophe sind, welche nationalen und internationalen Hilfskräfte bereits im Einsatzgebiet arbeiten und wer da die Ansprechpartner sind.
Bei einem NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner wie der Türkei geht es zudem darum, welchen „Host Nation Support“, also welche Unterstützung das Gastland stellen kann. Im Erdbebengebiet bedeutet dies zum Beispiel, dass die türkische Polizei und das türkische Militär für die Sicherheit in der betroffenen Provinz sorgen. Als Katastrophenhelfer gehen die deutschen Kräfte weitgehend unbewaffnet in den Einsatz.
Straßen, Wasser, Handynetze
Nach einer Naturkatastrophe wie dem Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Infrastruktur in weiten Teilen zerstört. Das Erkundungsteam muss deshalb unter anderem herausfinden, welche Straßen und Brücken befahrbar sind, ob es im Einsatzgebiet Wasser gibt, welche Kommunikationswege existieren.
Wichtig sind auch, welche Regeln im Gastland gelten: Was darf eingeführt werden? Was muss angemeldet werden? Wer darf gegebenenfalls Waffen tragen?
Daneben wird festgestellt, welches Material am Einsatzort gebraucht wird und wie es dort hinkommt. Hier geht es auch darum, ob lokale Firmen und Arbeitskräfte angestellt werden können, beispielsweise für Transport- oder Aufbauarbeiten.
Außerdem klären die Fachleute, wie und wo die Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten untergebracht und verpflegt werden, in welcher Reihenfolge welche Truppenteile ankommen und wie die Kommunikation sichergestellt wird.
Fingerspitzengefühl in der Notlage
Um den Menschen im Einsatzgebiet optimal helfen zu können, muss man sie zuallererst einmal verstehen. Deshalb sind Sprachmittler existenziell notwendig. „In der Provinz Hatay wird neben Türkisch auch Englisch gesprochen“, erklärt Arno Trapp. Also braucht man Übersetzer und Übersetzerinnen für beide Sprachen.
Außerdem muss die deutsche Truppe wissen, wie die verschiedenen Ethnien zueinanderstehen, welche religiösen oder kulturellen Gebote oder Bräuche bedacht werden müssen.
In muslimisch geprägten Gesellschaften dürfen weibliche Patienten beispielsweise oft ausschließlich von Ärztinnen behandelt werden. Auch gilt es, die traumatisierten Patienten so zu versorgen, dass keine Bevölkerungsgruppe sich vernachlässigt fühlt. Aktuell werden beispielsweise obdachlos gewordene Erdbebenopfer ebenso der Fürsorge bedürfen wie Flüchtlinge aus Syrien.
Humanitärer Hilfseinsatz für die Grundversorgung
Das Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst (KdoKommando SESSchnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst) arbeitet normalerweise eng mit der Division Schnelle Kräfte und dem Kommando Spezialkräfte zusammen. In der Provinz Hatay hingegen wird es vorübergehend das türkische Gesundheitssystem unterstützen und einige Aufgaben des zerstörten Provinzkrankenhauses übernehmen. Deshalb stellt das Erkundungsteam fest, welche Schwerpunkte auf die Truppe zukommen.
Die Erstversorgung der Erdbebenopfer ist fünf Wochen nach der Katastrophe abgeschlossen. Deshalb werden nun neben notfallmedizinischen und chirurgischen Versorgungsmöglichkeiten auch umfangreiche allgemeinmedizinische, infektiologische sowie internistische Fähigkeiten bereitgestellt. Diese Überlegungen fliesen in die Auswahl des mitgebrachten Materials ein und bestimmen den Personalansatz sowie den Aufbau des Feldlazaretts.