Vor einem Jahr: Die Luftbrücke aus Kabul läuft an
Vor einem Jahr: Die Luftbrücke aus Kabul läuft an
- Datum:
- Ort:
- Berlin
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Nach der Machtübernahme der Taliban brachte die Bundeswehr in ihrer bislang größten militärischen Evakuierungsoperation rund 5.400 Menschen aus Afghanistan in Sicherheit. Der Beginn dieser Operation, die Teil einer internationalen Luftbrücke war, jährt sich am heute zum ersten Mal.
Vor genau einem Jahr, am 16. August 2021, begann die militärische Evakuierungsoperation aus Kabul. Kurz zuvor hatten die radikal-islamischen Taliban nach überraschend wenig Gegenwehr der afghanischen Streitkräfte die Regierung unter Präsident Aschraf Ghani gestürzt und die Macht im Land übernommen. In den folgenden zehn Tagen brachte die Bundeswehr im Rahmen einer multinationalen Mission deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, einheimische Ortskräfte und deren Familien sowie weitere Schutzsuchende aus 45 Nationen in Sicherheit. Insgesamt 5.347 Männer, Frauen und Kinder wurde per Luftbrücke in Transportflugzeugen des Typs A400M und A310 evakuiert.
An der Mission waren bis zu 600 Einsatzkräfte unter der Führung von Brigadegeneral Jens Arlt beteiligt: Fallschirmjäger, Spezialkräfte des KSKKommando Spezialkräfte, Feldjäger, Krisenunterstützungsteams, Fachkräfte des Sanitätsdienstes, Soldatinnen und Soldaten der Luftwaffe sowie weitere Spezialistinnen und Spezialisten aus allen Bereichen der Bundeswehr. Sie waren in Deutschland, im usbekischen Taschkent und am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul eingesetzt. In Taschkent befand sich die Operationsbasis der Bundeswehr. Hier wurden alle evakuierten Personen registriert, medizinisch versorgt und innerhalb von sechs Stunden nach Deutschland ausgeflogen.
Angespannte Lage, dramatische Szenen
Die Lage am Flughafen Kabul war durchgängig angespannt. Zahllose Menschen versuchten, sich Zugang zum Flughafen zu verschaffen, um das Land zu verlassen. Dramatische Szenen spielten sich ab. Viele Schutzberechtigte scheiterten bei dem Versuch, die deutschen Einsatzkräfte zu kontaktieren. Gerade die Schwächsten – Frauen, Kleinkinder, ältere Menschen – wurden zurückgedrängt von anderen Menschen, die aus Afghanistan flüchten wollten. Vor den Toren befanden sich nach einigen Tagen fast nur noch junge Männer, teils mit fragwürdigen Papieren. Soldaten des Kommandos Spezialkräften machten sich daher gezielt auf die Suche nach Schutzberechtigten, um sie anschließend zum Flughafen zu eskortieren – ein gefährlicher Auftrag angesichts der instabilen Lage im Stadtgebiet und im Umfeld des Flughafens.
Auch humanitäre Hilfe leistete die Bundeswehr. Sie transportierte tonnenweise Lebensmittel, Babynahrung, Windeln, Hygieneartikel und andere Hilfsgüter über Taschkent nach Kabul.
Würdigung durch Bundespräsident Steinmeier
Am 26. August 2021 endete die bisher umfangreichste militärische Evakuierungsoperation der Bundeswehr. Der Einsatz wurde rund einen Monat später im niedersächsischen Seedorf bei einem feierlichen Abschlussappell im Beisein der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damaligen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer gewürdigt. Alle Soldatinnen und Soldaten des Einsatzverbandes militärische Evakuierungsoperation sowie des Krisenunterstützungsteams, die vor Ort in Kabul oder in Taschkent eingesetzt waren, wurden mit der neuen Einsatzmedaille MilEvakOp – für Militärische Evakuierungsoperationen – ausgezeichnet.
Am 17. September 2021 verlieh Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zudem General Arlt für seinen beispielgebenden Einsatz den höchsten deutschen Orden, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse – auch stellvertretend für alle anderen an der Mission beteiligten deutschen Soldatinnen und Soldaten.