UNUnited Nations-terwegs für den Frieden
Deutschland beteiligt sich an Friedensmissionen, unterstützt im Bereich Ausbildung und mit gezielter Fachexpertise. Weltweit sind deutsche Soldatinnen und Soldaten im Einsatz für die Vereinten Nationen. Der nächste Auftrag führt ein Team in die Zentralafrikanische Republik.
Acht Offiziere und zwei Feldwebel bereiten sich aktuell auf eine Entsendung vor, die sie mitten ins Herz Afrikas führen wird: nach Bangui, in die Hauptstadt der zentralafrikanischen Republik. Seit 2014 unterstützt die UNUnited Nations mit der Mission MINUSCA (Mission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation de la République Centrafricaine) die Stabilisierung des afrikanischen Binnenstaates. Um den Stab im UNUnited Nations-Hauptquartier zu stärken, werden die Deutschen dort eine Stabsübung durchführen, auf Englisch Command Post Exercise genannt, kurz CPXCommand Post Exercise. Derzeit stellt nur Deutschland der UNUnited Nations die dafür notwendigen In-Mission-Training-Teams zur Verfügung.
Seit fünf Jahren bietet Deutschland der UNUnited Nations diese praxisorientierte Vertiefungsausbildung an. Mit ihren Trainings bereitet sie internationale Stabsoffiziere vor Ort in den Missionen darauf vor, in Krisen oder bei Notsituationen schneller und effizienter zu handeln. Das deutsche Team wird in Bangui bis zu 30 Blauhelmsoldatinnen und -soldaten unterschiedlichster Herkunftsländer dabei anleiten und unterstützen, ihre Abläufe bei unerwarteten Situationen zu optimieren.
Beispielsweise geht es darum, wie der Stab im UNUnited Nations-Hauptquartier auf plötzlich auftretende größere Flüchtlingsströme nach Kämpfen vor Ort reagieren kann. Anhand von Lageeinspielungen in der Übung, sogenannten Incidents, werden festgelegte Abläufe in den geltenden Vorschriften, den Standard Operating Procedures, geübt und so vertieft.
Vorbereitung auf Afrika in Brandenburg
Die Deutschen werden durch das Einsatzführungskommando in Schwielowsee bei Potsdam auf ihre Entsendung vorbereitet. Dazu gehört zum einen der medizinische Check, zum anderen landesspezifischer Unterricht. Interkulturelle Berater informieren die Soldatinnen und Soldaten über die Gepflogenheiten im Einsatzgebiet, ethnische Besonderheiten und die Konflikthistorie des jeweiligen Landes. Militärische Sicherheit und die aktuelle Bedrohungslage vor Ort sind weitere Themen der Einsatzvorbereitung.
Zehn Tage wird das In-Mission-Training-Team in der Zentralafrikanischen Republik bleiben, die Übung vorbereiten, begleiten und gemeinsam mit dem UNUnited Nations-Stabspersonal auswerten.
Durchgeführt wurden In-Mission-Trainings inzwischen bei MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali in Mali, UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan im Sudan, MINUSCA in der Zentralafrikanischen Republik sowie MONUSCOMission de l’Organisation des Nations Unies en République Démocratique du Congo in der Demokratischen Republik Kongo.
Die ersten UNUnited Nations-Einsätze der Bundeswehr
Am 18. September 1973 hatten die Vereinten Nationen beide deutsche Staaten in die UNUnited Nations aufgenommen: die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik. Bis zur Wiedervereinigung unterstützte Deutschland in den 1970er-Jahren unter anderem im Bereich Transport im Nahen Osten und im Libanon. Militärische Verpflichtungen wie die Gestellung größerer Kontingente war vor der Wiedervereinigung noch nicht denkbar.
Im Oktober 1991 begann die erste UNUnited Nations-Friedensmission der Bundeswehr: Die Vorausmission UNAMICUnited Nations Advance Mission in Cambodia in Kambodscha. Deutsche Sanitätssoldatinnen und Sanitätssoldaten hatten die Aufgabe, die Einsatzkräfte der Mission medizinisch zu betreuen und die sanitätsdienstliche Versorgung der nachfolgenden UNTACUnited Nations Transitional Authority in Cambodia-Mission vorzubereiten. Ab 1992 engagierte sich Deutschland mit Kontingenten in UNUnited Nations-Einsätzen.
Dass die Bundeswehr in bewaffnete Auslandseinsätze entsandt werden darf, stellte das Bundesverfassungsgericht am 12. Juli 1994 fest. Die Mitgliedschaft Deutschlands in einem System kollektiver Sicherheit wie den Vereinten Nationen sei grundgesetzkonform – und damit auch die Beteiligung an militärischen Einsätzen einer solchen Organisation. Allerdings verpflichteten die Karlsruher Richter die Bundesregierung dazu, für die Teilnahme an bewaffneten Auslandseinsätzen vorab die Zustimmung des Bundestages einzuholen.
Deutschlands Engagement bei UNUnited Nations-Friedensmissionen
Von August 1993 bis März 1994 beteiligte sich die Bundeswehr an der UNUnited Nations-Mission UNOSOMUnited Nations Operation in Somalia II in Somalia.
1994 engagierte sich Deutschland mit Sanitätskräften bei der UNUnited Nations-Mission UNOMIGUnited Nations Observer Mission in Georgia in Georgien. Ferner beteiligte sich Deutschland an UNUnited Nations-Einsätzen in Ruanda und auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens, in Äthiopien und Eritrea sowie Liberia.
Aktuell beteiligt sich die Bundeswehr personell und mit ausgewählten Fähigkeiten an UNUnited Nations-Missionen in Mali, dem Libanon, dem Südsudan und der Westsahara. Darüber hinaus engagiert sich Deutschland im Bereich Ausbildung und Kapazitätsaufbau für Missionsstäbe und UNUnited Nations-Truppensteller. Bis zu sechs dieser Mobile Training Teams werden jährlich eingesetzt.
Außerdem unterstützen das BMVgBundesministerium der Verteidigung und die Bundeswehr die Vereinten Nationen mit Expertise und im Bereich der Projektarbeit für effektivere, sicherere Friedensmissionen, nicht zuletzt im Bereich mentale Gesundheit, Frauen in der Friedenssicherung oder zur Nutzung von Technologien.