Hilfe im Abwehrkampf

Wie Ukrainer in Deutschland lernen, deutsche Waffensysteme zu reparieren

Wie Ukrainer in Deutschland lernen, deutsche Waffensysteme zu reparieren

Datum:
Ort:
Deutschland
Lesedauer:
3 MIN

Deutschland unterstützt die Ukraine – mit Waffen, Munition, Material und Know-how. Beispielsweise unterweisen deutsche Ausbilder ukrainische Soldaten darin, Defekte und Beschädigungen an Waffensystemen schnell vor Ort reparieren und beseitigen zu können. Denn ohne eine solche Instandsetzung bleibt kein Waffensystem lange einsatzbereit.

Ein Schützenpanzer „Marder“ fährt durch ein Übungsgelände im Wald. Der Panzer ist mit einer roten Flagge versehen.

Deutschland unterstützt die Ukraine unter anderem mit der Lieferung des bewährten Schützenpanzers Marder, hier bei einer Übung in Litauen. Ukrainische Soldaten lernen in Deutschland, das Waffensysteme schnell zu reparieren (Symbolbild)

Bundeswehr/Lisa Engler

Die Ukrainer lernen jeweils in eigenen Lehrgängen alles hierfür Nötige über den Kampfpanzer Leopard 2, den Schützenpanzer Marder, die Panzerhaubitze 2000, den Mehrfachraketenwerfer MARSMittleres Artillerieraketensystem oder das geschützte Fahrzeug Dingoin Theorie und Praxis. 

Gefechtsschäden selbstständig reparieren

Beispielsweise in einer Halle an einem Bundeswehrstandort in Deutschland. Mehrere Schützenpanzer Marder sind aufgereiht, bei einigen wurde der Motor ausgebaut, bei anderen der Turm mit der Waffenanlage. Konzentriert stehen ukrainische Soldaten um einen deutschen Ausbilder, ein Dolmetscher oder ein militärischer Sprachmittler übersetzt. Die ukrainischen Lehrgangsteilnehmer hören zu, sind aufmerksam, stellen Fragen und folgen der Ausbildung.

Alle sind hoch motiviert, denn bald werden sie wieder an der Front in der Ukraine sein und dort das hier Gelernte anwenden müssen. Einer der Ausbilder erklärt: „Wir bilden die Ukrainer so aus, dass sie in der Lage sind, Fehler an den Waffensystemen zu lokalisieren, defekte Teile zu tauschen und Gefechtsschäden bestmöglich selbst zu reparieren.“

Breites Spektrum an Themen

Die Themen Elektrik, Motor, Getriebe, Fahrgestell und Waffenanlage werden nach und nach strukturiert abgearbeitet. Ein Marder ist ein komplexes Waffensystem. Trotzdem sind die Ukrainer durch die gute Methodik und Didaktik der Ausbildung schnell in der Lage, die Zusammenhänge zu verstehen und das Gelernte anzuwenden. Dolmetscher und Sprachmittler halten die sprachliche Herausforderung so gering wie möglich und sind dabei unersetzlich.

Ausgebildet wird in kleinen Gruppen – pro Station nur maximal drei ukrainische Soldaten. Dadurch können alle der Ausbildung folgen. Besonders gute Lehrgangsteilnehmer werden in einem weiteren Lehrgang zu Ausbildern weitergebildet. Sie können dann ihr Wissen später direkt an ihre ukrainischen Kameraden weitergeben. 

Ausbildung an sieben Tagen der Woche

Die Ausbildung dauert je nach Waffensystem mindestens sechs Wochen. Dabei findet grundsätzlich an bis zu sieben Tagen in der Woche Ausbildung statt. Die Lehrgänge sind für Ausbilder und Lehrgangsteilnehmer sehr fordernd, so manchem ukrainischen Soldaten raucht abends der Kopf. Sie hätten gerne mehr Zeit für die Ausbildung, wissen jedoch auch: In der Ukraine werden sie dringend gebraucht. Mehr Zeit zur Vertiefung ist derzeit einfach nicht drin. Sie sind den deutschen Ausbildern sehr dankbar für die wertvollen Informationen und Tipps, die sie erhalten.

Eine Person trägt ein ukrainisches Flaggen-Patch am Oberarm. Im Hintergrund ist unscharf ein deutscher Soldat zu sehen.

In Theorie und Praxis: Ukrainische Soldaten lernen in Deutschland, Waffensysteme schnell zu reparieren

Bundeswehr

Rundum-Betreuung

Die Ausbilder wissen, wie wichtig ihr Auftrag ist. Schon vor Beginn der Ausbildung und an vielen Abenden nach Ausbildungsende haben sie selbstständig Lernunterlagen und Informationsmaterial für die Ukrainer erstellt, damit diese auch später in der Ukraine etwas zum Nachschlagen haben. Zusätzlich werden die Ukrainer rundum betreut. Deutsche Soldaten gehen für sie einkaufen und erfüllen ihnen Wünsche, damit sie sich bestmöglich auf die Ausbildung konzentrieren können. Für die spärliche Freizeit wurde ein Betreuungsraum eingerichtet. 

Stabsfeldwebel Michael W.* ist für mehrere deutsche Ausbilder verantwortlich: „Klar ist es anstrengend, an bis zu sieben Tagen die Woche auszubilden. Eigentlich fährt man nur nach Hause, um zu schlafen und ein wenig Zeit mit seinen Lieben zu verbringen. Aber für uns ist es auch ein großer Ansporn, die Ukrainer auszubilden. Ihre Motivation und Dankbarkeit geben einem viel zurück.“

Das Highlight: Die Abschlussübung

Kurz vor Ende des Lehrganges steht die Abschlussübung an. Die Ukrainer zeigen hier, was sie können und gelernt haben und unterstreichen nochmals ihre hohe Motivation: Bei eingeschränkter Sicht und schlechtem Wetter werden sie vor eine Situation gestellt, die sie selbstständig lösen müssen. Hierbei kommt es unter anderem auf Ressourcenmanagement und die richtige Einteilung des Personals an. Die Zeit ist hier der wesentliche Faktor, denn – in der Ukraine herrscht Krieg.

Nach der Übung ist nur wenig Zeit, einzelne Abschnitte der Ausbildung erneut zu vertiefen oder Fragen zu klären, die offengeblieben sind. Danach geht es für die Ukrainer zurück in die Heimat. Zurück in den Krieg. Sie werden dort ihr Wissen anwenden und ihre Kameraden unterstützen.

*Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.

von Redaktion der Bundeswehr 

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