Teamkapitän: „Eine Medaille wäre die Krönung“
Teamkapitän: „Eine Medaille wäre die Krönung“
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Es sind nur noch knapp drei Monate bis zum Start der Invictus Games 2023 in Düsseldorf. Erstmals richtet Deutschland die Spiele aus. Entsprechend viel vorgenommen hat sich das deutsche Team, das von Kapitänleutnant Jörg H.* angeführt wird. Wir haben mit dem Teamkapitän über die Vorbereitungen und seine Erwartungen an die Spiele gesprochen.
Herr Kapitänleutnant, Team Deutschland ist gerade wieder im Trainingslager an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf. Wie läuft‘s?
„Die Stimmung unter den Kameradinnen und Kameraden ist richtig toll. Es macht tierisch viel Spaß beim Training. Alle haben sich für ihre Disziplinen entschieden. Auch die Teams für die Mannschaftssportarten haben sich gefunden. Jetzt werden Spielzüge und Taktiken einstudiert. Und dann stehen die Invictus Games 2023 auch schon fast vor der Tür.“
Sind Sie aufgeregt?
„Obwohl es keine 100 Tage mehr bis zur Eröffnungsfeier sind, spüre ich noch keine Nervosität. Die Vorfreude auf die Spiele steigt ebenso wie Aufmerksamkeit, die unserem Team zukommt. Ende Juli haben wir unser letztes Trainingslager. Ich vermute, dann wird sich auch die Aufregung allmählich einstellen.“
Sie sind zum ersten Mal bei den Invictus Games dabei, wurden aber auf Anhieb zum Teamkapitän gewählt. Wie das?
„Ich war selber überrascht, dass es so gekommen ist. Geplant war da nichts. Am Abend vor der Wahl wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, die deutsche Delegation anzuführen. Und am nächsten Tag wurde ich einstimmig zum Teamkapitän gewählt.“
Was macht den Job aus?
„Zum einen habe ich repräsentative Aufgaben, zum Beispiel gebe ich Interviews wie dieses für die Medien. Das öffentliche Interesse an unserer Mannschaft ist erstaunlich groß. Daneben arbeite ich organisatorisch mit unserem Betreuerstab zusammen. Da beschäftigen uns Fragen wie die nach den Trainingsmöglichkeiten in Düsseldorf oder wie wir unsere Freunde und Familien unterbringen. Mein Ziel ist es, die Bedürfnisse unseres Teams so gut wie möglich umzusetzen.“
Wen bringen Sie als Verstärkung mit?
„Meine Frau und meinen neunjährigen Sohn. Ich will doch sehr hoffen, dass sie mich bei den Wettkämpfen ordentlich anfeuern – das gemeinsame Erleben spielt bei den Invictus Games ja eine große Rolle. Außerdem haben sich viele Kameradinnen und Kameraden aus meiner Dienststelle angekündigt, die Planungen für die Reise nach Düsseldorf laufen auf Hochtouren. Die Unterstützung ist wirklich riesig.“
Rechnen Sie sich bei den Wettkämpfen sportlich etwas aus?
„Natürlich werden alle ihr Bestes geben, aber ganz ehrlich: Wir rechnen nicht mit Medaillen. Da sind andere Nationen ganz anders unterwegs. Deren Athletinnen und Athleten trainieren das ganze Jahr und nehmen teils auch an den paralympischen Spielen teil. Wir wollen in erster Linie die Atmosphäre im Team, mit unseren Familien und den Athletinnen und Athleten anderer Nationen genießen. Wenn es dann doch klappen würde mit einer Medaille, wäre das die absolute Krönung unserer Arbeit. Man holt so eine Medaille ja nicht nur für sich. Sondern auch für die Unterstützer, die Familien und das ganze Team Deutschland.“
Sie sitzen im Rollstuhl. Wie sehen Sie den Umgang der Gesellschaft mit versehrten und beeinträchtigten Menschen?
„Ich glaube, wir sind gesamtgesellschaftlich auf einem guten Weg. Auch die Bundeswehr hat die Thematik erkannt. Es gibt aber immer noch Luft nach oben: sowohl was die Akzeptanz von beeinträchtigten Menschen angeht als auch zum Beispiel im Hinblick auf die Barrierefreiheit in den Liegenschaften der Bundeswehr. Ein weiteres Thema ist, die Versehrten oder PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Erkrankten mit passenden Dienstposten zu versorgen. Die Kameradinnen und Kameraden können vielleicht nicht mehr kämpfen, aber sie besitzen häufig langjährige Expertise. Es muss einen Weg geben, damit sie diese einbringen können.“
Die Invictus Games haben das Motto „A home for respect”. Können die Spiele dieses Versprechen erfüllen?
„Die Invictus Games sind ein Riesending für alle versehrten Soldatinnen und Soldaten. Sie bekommen ein Ziel, auf das sie hintrainieren können. Über den Sport integrieren sie sich wieder in die Gesellschaft: erst im Verein und dann ins restliche Leben. Die Bedeutung der Spiele für die Rehabilitation der Teilnehmenden kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.“
Herr Kapitänleutnant, ich bedanke mich für das Gespräch!
*Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.