Tagesbefehl: Ende der Evakuierungsoperation und der Amtshilfe bei der Flutkatastrophe
Tagesbefehl: Ende der Evakuierungsoperation und der Amtshilfe bei der Flutkatastrophe
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 4 MIN
Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, aktiv und in Reserve! Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
Mit der Evakuierungsoperation in Kabul endete am vergangenen Freitag der bisher größte, längste und gefährlichste militärische Einsatz dieser Art in der Geschichte der Bundeswehr. Alle beteiligten Soldatinnen und Soldaten haben unter schwersten Bedingungen Herausragendes geleistet. Sie haben unter hohem Druck und mit begrenzter Zeit alles dafür getan, so viele deutsche Staatsangehörige, Ortskräfte und andere Schutzbedürftige wie nur möglich zu evakuieren.
Das gilt für die Kameradinnen und Kameraden „vorne“ in Kabul genauso wie für die in Taschkent und in den zahlreichen Dienststellen, die mit vielen großen und kleinen Beiträgen die Operation unterstützt haben. Und es gilt für die Stäbe und Abteilungen im Einsatzführungskommando und im Verteidigungsministerium, in denen rund um die Uhr die wichtigen Führungs- und Koordinierungsaufgaben wahrgenommen wurden.
Am Flughafen in Kabul haben unsere Männer und Frauen zusammen mit internationalen Partnern unter Lebensgefahr das Flugfeld gesichert, den Zugang organisiert und auch außerhalb des Geländes operiert, um Schutzbedürftige und ihre Familien aus verzweifelter Situation zu befreien. 5347 Menschen aus über 45 Ländern verdanken ihnen ihre Rettung.
Der hinterhältige Anschlag, bei dem 13 amerikanische Kameradinnen und Kameraden ihr Leben verloren, hat auf tragische Weise verdeutlicht, wie gefährlich die Lage am Einsatzort war. Wir trauern mit ihren Familien, Freunden und Kameraden. Und wir gedenken heute auch der zivilen Opfer des Anschlags sowie jener, die bei dem Versuch, sich über die Luftbrücke zu retten, ihr Leben verloren. Ihren Familien und Angehörigen gilt unser tiefes Mitgefühl.
Und natürlich sind unsere Gedanken bei allen Menschen, die wir in Kabul zurücklassen mussten und für die das Ende der Luftbrücke ein Moment größter Sorge ist. Besonders gegenüber unseren ehemaligen Ortskräften und ihren Familien stehen wir weiter in der Verantwortung. Auch nach Ende der Operation werden wir uns dafür einsetzen, ihnen eine sichere Ausreise zu ermöglichen.
Die Evakuierungsoperation war der endgültige Schlusspunkt unseres Afghanistaneinsatzes, der 2001 begann. Für uns steht fest: dieser Einsatz war wichtig und sinnvoll. Eine Generation junger Afghaninnen und Afghanen konnte freier und sicherer aufwachsen. Vor allem aber wurde das militärische Ziel des Einsatzes erreicht: von Afghanistan ging 20 Jahre lang keine terroristische Bedrohung aus. Auch wenn heute die Enttäuschung groß und greifbar ist, wird diese historische Leistung aller unserer Einsatzkontingente bleiben.
Die Bundeswehr wird den Afghanistaneinsatz und die Evakuierungsoperation in den kommenden Monaten mehrfach würdigen: Am 22. September wird in Seedorf ein Abschlussan-treten für die Beteiligten der Luftbrücke stattfinden. Im Oktober richtet das BMVgBundesministerium der Verteidigung eine öffentliche Auftaktveranstaltung zur Bilanzierung des Gesamteinsatzes aus. Und ebenfalls im Oktober wird in Absprache mit dem Bundespräsidenten und dem Bundestagspräsidenten eine Kranzniederlegung am Ehrenmal der Bundeswehr, ein feierlicher Abschlussappell und ein Großer Zapfenstreich vor dem Reichstagsgebäude stattfinden.
Kurz nach der Evakuierungsoperation in Kabul endet in diesen Tagen auch unsere Amtshilfe bei der Bewältigung der Flutkatastrophe in Deutschland. Auch dies war ein außerordentlich fordernder, bisher beispielloser Auftrag – wenngleich die Anforderungen dabei ganz andere waren.
In den Fluten der Nacht vom 14. auf den 15. Juli haben mehr als 180 Menschen ihr Leben verloren, unter ihnen auch einer unserer Kameraden. Angehörige der Bundeswehr standen in dieser Nacht innerhalb kürzester Zeit im Einsatz, um Menschen aus akuter Lebensgefahr zu retten. Sie haben seitdem mit „helfenden Händen“ und schwerem Gerät in den betroffenen Regionen die Flutopfer bei Aufräumarbeiten unterstützt. Bis auf wenige Ausnahmen endet nun dieser Amtshilfeeinsatz. Wo erforderlich, werden wir selbstverständlich weiter zur Stelle sein.
In beiden Einsätzen haben die Soldatinnen und Soldaten und die zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Bundeswehr ihre Einsatzbereitschaft in hervorragender Weise unter Beweis gestellt – innerhalb kürzester Zeit und zusätzlich zu anderen laufenden Auslandsein-sätzen und Bündnisverpflichtungen. Dass sie diese Mehrfachbelastung gemeistert haben, ist ein Zeichen für die Verlässlichkeit und Professionalität unserer Streitkräfte. In beiden Extremsituationen war die Bundeswehr zu jedem Zeitpunkt handlungs- und reaktionsfähig, und zwar in der gesamten Bandbreite ihrer Aufgaben. Zu diesem Bild haben viele Angehörigen der Bundeswehr in den vergangenen Wochen ihren Beitrag geleistet – mit außerordentlichem Engagement, Ausdauer und auch mit Mut und Einfallsreichtum. Sie haben in heiklen Situationen Lösungen gefunden, sind an ihre Belastungsgrenze gegangen, oft auch darüber hinaus. Für andere einzustehen, Menschen in Not auch unter Inkaufnahme höchster persönlicher Gefährdung Hoffnung zu geben, ist Kern unseres beruflichen Selbstverständ-nisses, in einer robusten Evakuierungsoperation ebenso wie bei der Hilfe für die Menschen im Hochwassergebiet.
Wir wissen, dass Einsätze wie diese bei allen Beteiligten Spuren hinterlassen. Unsere Männer und Frauen haben Unglaubliches geleistet und dabei Unfassbares gesehen und erlebt, das sie nun verarbeiten müssen. Die Betreuung und Nachbereitung hatte bereits während der Einsätze begonnen und wird intensiv fortgesetzt. Wir kümmern uns um all jene, die Hilfe benötigen. Darauf können sie sich verlassen.
Unser Dank und unsere Anerkennung gilt allen Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in dieser extrem fordernden Zeit mit ihrem Einsatz zur erfolgreichen Auftragserfüllung beigetragen haben. Unser Dank gilt auch ihren Familien, die mitgebangt und mitgelitten haben. Unser Land steht tief in ihrer Schuld und wird ihren Einsatz nicht vergessen. Wir sind stolz auf sie.