Das Luftwaffenmanöver Air Defender 23 ist auf der Zielgeraden. Das Taktische Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ ist im mecklenburgischen Laage bei Rostock stationiert und mit seinen 35 Piloten im Epizentrum des Air-Defender-Szenarios. Kommodore Oberst Gerd Schnell skizziert den Auftrag seines Verbandes und liefert ein erstes Fazit zur Übung.
9 Fragen an Oberst Gerd Schnell
Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73
Im Szenario für Air Defender 23 muss auch der Rostocker Hafen verteidigt werden. Wirkt sich das auf Ihren Auftrag aus?
Nicht wirklich. Wir starten von Laage nach Westen. Von dort geht es nach Süden in einen speziell zugewiesenen Luftraum über Sachsen zur Luftbetankung. Von dort fliegen wir dann zu unseren Missionen in den „Einsatzraum Ost“ über Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Laage ist also kein „Frontflugplatz“.
Welche Aufträge haben Sie bisher durchgeführt?
Wir hatten unterschiedliche Missionen. Mitunter waren wir als Jagdschutz für eigene Jagdbomber eingeteilt, die feindliche Flugabwehrsysteme bekämpfen sollten. Dann wieder hatten wir Sweep Missions, bei denen es darum geht, den Luftraum von feindlichen Kampfflugzeugen zu säubern.
Nutzen Sie Ihre Eurofighter bei Air Defender auch in der Mehrzweckrolle für Bodenangriffe?
Nein, die Möglichkeit dazu hätten wir. Aber wir beschränken uns bei der Übung auf die Rolle als Luftüberlegenheitsjäger.
Wie gestalten sich Luftkämpfe im Verbund mit anderen Nationen und anderen Flugmustern?
Jedes Land hat bei der Fliegerei seine nationalen Eigenheiten. Aber wir erleben bei Air Defender auch, dass unsere NATONorth Atlantic Treaty Organization-Standardprozeduren funktionieren. Wir sind interoperabel mit den Verbündeten.
Wie schlägt sich der Eurofighter im Vergleich zu F-35, Saab 39 Gripen oder F-16?
Sehr gut. Der Eurofighter ist ein schnelles und agiles Kampfflugzeug. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Avionik, des Radars und des Selbstschutzes hält ihn auf dem erforderlichen Niveau. Und wir sehen, dass unsere Ausbildung bei der Luftwaffe allen Herausforderungen gewachsen ist.
Fliegen Sie immer für die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Kräfte Blau?
Nein, wir haben auch eine Reihe von Einsätzen für „Red Air“ geflogen. So heißen bei uns die Feindkräfte. Die Aggressor-Rolle ist immer speziell. Zumeist ist man in der Unterzahl und muss einen guten Plan entwickeln, um „Blau“ entsprechend herauszufordern.
Auf welche Nationen oder Flugzeuge schauen Sie am meisten? Die F-35 vielleicht, die auch die Luftwaffe bekommen soll?
Schon auf die F-35 der Amerikaner. Die ist durch AWACSAirborne Early Warning and Control System oder unser Bordradar tatsächlich schwer aufzuklären. Das wirkt sich im Luftkampf auf die Taktik aus und kann im Ernstfall den Unterschied machen. Das sind sehr wertvolle Erfahrungen. Alle bei uns sind schon auf diese neue Technik gespannt.
Welches Fazit ziehen Sie zur Übung Air Defender 23?
Die Übung ist für uns – abseits ihrer strategischen Bedeutung – immens wertvoll, da wir anders als in unserem täglichen Ausbildungsflugbetrieb sehr komplexe Szenare trainieren und so unseren Piloten den aktuellen Stand von Luftoperationen im gesamten Spektrum zeigen können.
Also etwas Besonderes?
Absolut. Solche Gelegenheiten haben wir im Geschwader ,,Steinhoff'' nur ein- bis zweimal im Jahr. Je nachdem, ob wir zu den Großübungen verlegen können. Unser Kernauftrag hier in Laage ist ja sonst die fliegerische Grundlagenausbildung auf dem Eurofighter.
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