„Auch Soldatinnen und Soldaten sind Helden”
„Auch Soldatinnen und Soldaten sind Helden”
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 5 MIN
Für Carolina Jehle sind Soldatinnen und Soldaten Helden – deren Leistung jedoch zu wenig wahrgenommen und gewürdigt wird. In einer Geschichte über Soldaten im Auslandseinsatz macht die Schülerin auf die Entbehrungen aufmerksam, die die Truppe auf sich nimmt, um Freiheit und Demokratie zu verteidigen.
Zu Beginn war es einfach nur eine Schulaufgabe für Carolina. Geschrieben hat die 15-jährige Schülerin dann aber eine emotionale Geschichte, die zahlreichen Soldatinnen und Soldaten aus der Seele sprechen dürfte. Es geht um die Belastungen im Auslandseinsatz und die zusätzlichen Erschwernisse durch die Corona-Pandemie. Kurz vor der Heimkehr erfahren die Soldaten, dass sich ihr Einsatz um zwei weitere Wochen verlängert – es geht für 14 Tage in Quarantäne. Mit einem Schlag ist da nur noch Enttäuschung. Die Sehnsucht nach der Familie, nach Zuhause wird immer größer. Zwei Wochen erscheinen den Soldaten wie eine Ewigkeit. Und diese Nachricht den Liebsten mitzuteilen, wird zu einer Herausforderung, zu einer emotionalen Belastung.
„Großen Respekt vor den Soldatinnen und Soldaten“
Die Anforderungen an den Soldatenberuf sind hoch. Es ist nicht nur ein Job, es ist eine Berufung. Carolina weiß das. Ihr Vater ist Berufssoldat, ihr Großvater hat ebenfalls gedient. Die Bundeswehr ist Teil auch ihres Lebens. „Ich habe großen Respekt vor den Soldatinnen und Soldaten. Und ich finde es total beeindruckend, dass jemand bereit ist, sein Leben für die Verteidigung von Demokratie und Freiheit zu geben“, betont die Gymnasiastin. Mit ihrer Geschichte möchte sie Wertschätzung und Anerkennung für die Soldatinnen und Soldaten ausdrücken.
Die Schulaufgabe war, ein modernes Märchen zu schreiben, das in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie steht, berichtet die Koblenzerin. Sie habe dabei aber möglichst nah an der Realität bleiben wollen, so die Jugendliche. „Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger sind Helden. Gerade in der jetzigen Zeit wird das noch deutlicher. Aber Soldaten sind auch Helden, sie stehen nur nicht so im Mittelpunkt.“
Mit ihrer Geschichte möchte die 15-Jährige darauf aufmerksam machen, was die Frauen und Männer in der Armee leisten – und was ihnen abverlangt wird. „Man hört immer wieder von Kriegen, und es sind unsere Soldatinnen und Soldaten, die dort vor Ort sind und ihr Leben riskieren. Das sollte mehr Würdigung erfahren. Es ist absolut ehrenwert, was die Frauen und Männer machen“, betont die 15-Jährige.
Verständnis für die herausfordernde Situation
Dass die Soldatinnen und Soldaten ebenso von den Auswirkungen der Pandemie betroffen sind, zeigt sich insbesondere bei den Auslandseinsätzen. „Es muss sehr schwer sein, wenn man sich auf die Rückkehr freut und dann noch 14 Tage in Quarantäne muss. Die Soldatinnen und Soldaten müssen am Ende des Einsatzes bereits sehr erschöpft sein. Und sie sind schon so lange weg von Zuhause. Und dann dauert es noch länger, bis sie ihre Liebsten wieder in die Arme schließen können.“
So ist es auch in ihrer Geschichte: Der Soldat erwartet freudig die Heimreise. Statt für den Rückflug zu packen, packt er für die Zeit in Quarantäne. Seiner Frau mitzuteilen, dass sich seine Rückkehr und damit auch ihr Wiedersehen um zwei Wochen verzögert, wird zu einer Hürde, der er sich anfangs nicht stellen möchte – aber er muss es tun.
Der verlängerte Einsatz ist seelisch eine Belastung – auch für die, die daheim auf ihre Frau oder ihren Mann, Mutter oder Vater, Bruder oder Schwester, Freund oder Freundin warten. „Ich wollte damit zeigen, dass sie auch seelisch viel leisten und ertragen müssen. Das haben wir nur nicht immer direkt vor Augen oder es ist vielen nicht richtig klar. Und dass sie trotz der Corona-Pandemie noch immer in den Auslandseinsätzen weitermachen und was sie alles durchstehen, das ist sehr beeindruckend“, so Carolina.
Verteidigungsministerin reagiert auf den Brief
In der Schule sei die Geschichte gut angekommen. Lob gab es auch von ihren Eltern. Und dann kam der Vorschlag, die Geschichte an Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer zu schicken. „Erst haben wir nur darüber gewitzelt, dann wurde daraus Ernst.“ In ihrer schönsten Sonntagsschrift schrieb sie die Geschichte noch einmal auf und schickte sie in den Bendlerblock. Eine Reaktion hatte sich die Schülerin erhofft, aber keine erwartet. Als dann der Anruf aus dem Ministerium kam, war die Überraschung und Freude umso größer. „Ich dachte: Wow, aus so vielen Briefen, die sie erhält, hat sie meine Geschichte gelesen! Ich bin fast ausgeflippt. Das ist eine Erfahrung, die man wahrscheinlich nur einmal im Leben macht. Dieses Erlebnis werde ich sicher nie vergessen.“
Kramp-Karrenbauer betont: „Carolinas Geschichte hat mich sehr berührt. Ihre Zeilen zeigen, dass viele Menschen wissen und anerkennen, mit welcher Besonnenheit und Disziplin unsere Soldatinnen und Soldaten unserem Land dienen. In diesem Jahr, das so stark von dem Virus geprägt ist, müssen viele Familien zusätzliche Belastungen schultern.„ Und die Verteidigungsministerin weiter: „Das gilt umso mehr für unsere Männer und Frauen in Uniform in den Auslandseinsätzen und ihre Angehörigen in der Heimat. Es macht mir Mut, dass Carolina sich mit so viel Empathie dem Dienst unserer Soldatinnen und Soldaten widmet.“
Sie habe Carolina auch aus ihrer eigenen Quarantäne-Erfahrung berichtet und dass sie gut nachvollziehen könne, wie es den Soldatinnen und Soldaten damit geht, erinnert sich die Schülerin. Zudem habe sich die Ministerin beeindruckt davon gezeigt, dass Carolina sich überhaupt mit dem Thema beschäftigt und so viel Verständnis und Respekt für die Soldatinnen und Soldaten hat.
Das Interesse Carolinas an der Bundeswehr geht sogar noch weiter: „Ich könnte mir vorstellen, über die Bundeswehr Medizin zu studieren.“ Es liege ihr am Herzen, für Menschen da zu sein und ihnen zu helfen. Die nötige Fitness für den Dienst in der Armee bringt sie vermutlich auch schon mit. „Ich mache seit mehreren Jahren Kampfsport, Karate.“ Ob sie wirklich nach der Schule zur Bundeswehr geht, sei aber noch offen. Und selbst wenn sie sich nicht verpflichtet, werde ihr stets bewusst sein, „dass Soldatinnen und Soldaten auch Helden sind“.