„Im Wasser fühle ich mich nicht behindert“: Schwimmen als Teil der Sporttherapie
„Im Wasser fühle ich mich nicht behindert“: Schwimmen als Teil der Sporttherapie
- Datum:
- Ort:
- Den Haag
- Lesedauer:
- 2 MIN
Auf der Schwimmbahn treten die deutschen Athleten gegen siebzehn Nationen an. In 50 und 100 Meter-Sprints sowie im Staffelschwimmen, liefern sie sich spannende Duelle. Die Deutschen geben Vollgas – so sehr, dass die ein oder andere Schwimmhaube während des Rennens verloren geht. Doch wie schwimmt man eigentlich, wenn man Querschnittsgelähmt ist?
Leichtigkeit des Wassers hilft Handicap zu vergessen
Dass Schwimmen als Heilmittel für Körper und Seele gilt, ist seit vielen Jahren in der Sportmedizin etabliert. Nachweislich werden die Gelenke weniger belastet, man fühlt sich einfach leichter im Wasser – das eigene Körpergefühl verändert sich. Für Menschen mit Querschnittslähmung, wie beim deutschen Invictus-Athlet Armin, eigne sich das Schwimmen besonders gut, sagt Teamarzt Philipp. Der Körperschwerpunkt verlagere sich und durch das viele Sitzen im Rollstuhl sei es angenehm, sich mal in die Bauch- oder Rückenlage legen zu können. Grundfähigkeiten, wie das Drehen am Ende der Bahn, müssen neu erlernt und angepasst werden. Das sei auch eine emotionale Hürde. Vorher war Armin es gewohnt, mit dem gesamten Körper zu schwimmen und jetzt fehle da etwas. „Die Bewegung laufen jetzt einfach anders ab, ich bin schneller ausgelaugt, als vor meinem Unfall. Die Stabilisierung der Beine fehlt. Ich kompensiere das dann mit den Armen.“ Wer es jedoch wie Armin schaffe, sich selbst und sein Handicap anzunehmen, der der hat einen großen Schritt gemacht in Richtung Rehabilitation, sagt Philipp.
Es sei nicht zu unterschätzen, wie schwierig es ist mit solch einer Einschränkung zu Schwimmen. Durch das Sitzen im Rollstuhl verkürze sich die Beinmuskulatur. Der Auftrieb im Wasser sorge dafür, dass die Beine von alleine Richtung Wasseroberfläche hochdrücken. „Da braucht man schon ordentliche Arm- und Rumpfmuskulatur, um dagegen zu steuern“, so Philipp. Doch nicht nur Techniktraining und Muskelaufbau sind wichtig. Es erfordert eine große Portion Mut, sich mit einer Einschränkung ins Wasser zu begeben. Dass man plötzlich nicht mehr auf seinen gesamten Körper zugreifen kann, mache möglicherweise Angst vor dem Ertrinken.
Impressionen aus dem Hofbad in Den Haag
In der Schwimmhalle der Invictus Games haben sich spektakuläre Bilder einfangen lassen. Die gute Stimmung ist ansteckend, als Zuschauer empfindet man große Anerkennung und Dankbarkeit für alle Athleten. „Derjenige, der als letztes ins Ziel kommt, wird am meisten angefeuert und bejubelt. Toller Zusammenhalt!“, resümiert Teamarzt Philipp. Der Schwimm-Wettkampf nimmt bei den Invictus Games eine besonders emotionale Rolle ein: Kleidung und Prothesen können die Verletzungen nicht mehr verdecken. Jede Verletzung und Erkrankung erzählt eine individuelle Geschichte, die die Athleten mit der Welt teilen möchten. Das Motto: „I am Invictus! – Ich bin unbezwingbar!“. Ganz gleich, aus welcher Nation man kommt oder wie hoch der Grad der Verletzung ist. Alle haben sich zurück ins Leben gekämpft: Sehen Sie selbst: