Schnelltests in Heimen: Dank Bundeswehr können Bewohner mehr Besuch bekommen
Schnelltests in Heimen: Dank Bundeswehr können Bewohner mehr Besuch bekommen
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Wer die Mutter, Oma oder den Opa im Heim besuchen möchte, muss einen Termin vereinbaren und einen negativen Corona-Test vorweisen. Damit Besuche leichter möglich sind, testen nun Soldaten in einigen Einrichtungen die Besucher, so wie im Johanniter-Stift in Berlin-Adlershof. Die Freude über die Unterstützer in Uniform ist groß.
„Ich zähle von drei runter. Drei, zwei, eins“, sagt Oberstabsgefreiter Mario Rühlmann und dreht behutsam das lange Wattestäbchen in der Nase der Besucherin. Ihr Gesicht verzerrt sich leicht, dann ist es auch schon vorbei. Eine dicke Träne kullert über ihre Wange.
„Wenn Sie niesen oder Tränen laufen, dann wurde der Nerv gereizt und ich habe alles richtig gemacht“, sagt der Soldat des Feldjägerregiments 1 mit einem Augenzwinkern. Er ist noch frisch in der Position als Corona-Schnelltester im Altenheim Johanniter-Stift in Berlin-Adlershof. Er weiß dennoch genau, was er tut – mit Ruhe und Bedacht.
Von den Johannitern sei er in das Vorgehen eingewiesen worden. Danach sei man fit für diese Aufgabe, wie sie nun zahlreiche Soldatinnen und Soldaten auch in anderen Einrichtungen erfüllen. Vier davon im Johanniter-Stift in Berlin-Adlershof, drei sind immer gemeinsam im Einsatz.
Ruhe ausstrahlen und alles erklären
Die Schnelltests in Alten- und Pflegeheimen gehören zur Amtshilfe im Zuge der Corona-Pandemie. Viele Soldatinnen und Soldaten durchliefen bereits mehrere Stationen der Amtshilfe: Sie haben für die Gesundheitsämter Kontakte nachverfolgt, waren als Helfende Hände beim Testen von Reiserückkehrern, in Impfzentren oder in Mobilen Impf-Teams im Einsatz.
Und jetzt testen Soldatinnen und Soldaten selbst auf COVID-19Coronavirus Disease 2019. Auch ohne medizinische Ausbildung weiß Oberstabsgefreiter Rühlmann, worauf es ankommt.
„Man muss Ruhe ausstrahlen, vermitteln und gut erklären, wie der Schnelltest abläuft.“ Sorge, dass mal ein Stäbchen in der Nasenhöhle versinkt, sei unnötig. „Man merkt, wenn man oben angekommen ist. Ein leichtes Zucken der Person ist unumgänglich und man spürt einen leichten Widerstand.“ Und nach 15 Minuten liege bereits das Ergebnis vor.
Positive Tests werden gemeldet
„Bisher waren alle unsere Besucher negativ“, berichtet Einrichtungsleiter Luis Rulle erfreut. Sollte doch mal ein positiver Test dabei sein, müsse das unverzüglich an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden – an das Amt, das für den Wohnort der betreffenden Person zuständig sei.
„Jeder, der ins Haus kommt, muss sich anmelden und wir müssen die Kontaktdaten aufnehmen. Erst dann geht es zum Schnelltest“, erläutert Rulle das Vorgehen. Zudem müssten der gesamte Bereich, in dem sich der oder die Infizierte aufgehalten hat, desinfiziert und alle Räume gelüftet werden.
Längere Besuchszeiten dank Bundeswehr-Unterstützung
Er ist froh, dass die Bundeswehr in dem Haus unterstützt. Bis Anfang Februar ist die Amtshilfe genehmigt. Eine Verlängerung ist für die Einrichtung wünschenswert. Denn dank der Schnelltests vor Ort sind wieder längere Besuchszeiten möglich. „Das ging alles schnell und unkompliziert. Zum Ende der Woche stellte ich die Anfrage, am Montag waren schon die Soldaten da. Und die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut“, lobt Rulle.
Rund 40 Besucherinnen und Besucher seien es pro Tag. Und alle zwei Tage werde noch ein Teil des Personals getestet. „Der Rest testet sich gegenseitig“, erklärt der Einrichtungsleiter. Auch am Wochenende sind die Soldaten im Einsatz und ermöglichen so, dass Angehörige ihre Verwandten besuchen können.
Dosenwerfen und Kegel-Olympiaden
„Wir haben sehr viel davon, dass die Soldaten hier sind. Ich begrüße sie jeden Morgen. Sie sind alle sehr nett und sehr höflich“, sagt Bewohnerin Hildegard Jäger erfreut, während sie langsam mit ihrem Rollstuhl über den Flur rollt.
Die Bewohnerinnen und Bewohner profitierten aber nicht nur von den Helfern in Uniform wegen der Schnelltests, sondern auch, weil sie sich zudem mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Einrichtung beschäftigten.
„Wir machen mit ihnen Kegel-Olympiaden, Dosenwerfen oder gehen mit ihnen spazieren. Darüber freuen sie sich sehr. Und wir haben auch Spaß daran“, berichtet Stabsunteroffizier Max Pötschke, der sich um die Dokumentation der Schnelltests kümmert.
Mit dem Herzen dabei sein
Er ist bereits seit Anfang Januar in der Einrichtung, gemeinsam mit seinem Kameraden, Stabsunteroffizier Tommy Weißer. Beide kommen vom Logistikbataillon 172 in Beelitz und sind in der Instandsetzung tätig. Nun kümmern sie sich um die Dokumentation der Schnelltests und Personen – sieben Tage pro Woche.
„Jeder kann sich einen Tag pro Woche freinehmen“, berichtet Stabsunteroffizier Pötschke. Es sei zwar eine völlig andere Tätigkeit als im normalen Dienstalltag, „aber das ist alles sehr entspannt hier.“ Sie seien alle sehr gut aufgenommen worden – vom Personal als auch von den Bewohnerinnen und Bewohnern.
„Die Zusammenarbeit ist hervorragend. Das Personal hat uns an die Hand genommen und alles Stück für Stück erklärt und gezeigt“, lobt Stabsunteroffizier Weißer. „Wenn man mit dem Herzen dabei ist, dann klappt das alles.“