Saber Strike 2024

Seite an Seite: Wie eine multinationale NATO-Übung funktioniert

Seite an Seite: Wie eine multinationale NATO-Übung funktioniert

Datum:
Ort:
Polen
Lesedauer:
3 MIN

Bündnisverteidigung ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Im Verteidigungsfall werden die Truppen der NATO-Staaten zum Teil eines großen Ganzen. Sie müssen daher genau wissen, wie ihre Alliierten kämpfen. Taktische Abläufe müssen abgeglichen und miteinander in Einklang gebracht werden – und das passiert bei multinationalen NATO-Übungen wie Saber Strike.

Saber Strike

Fern der Heimat: Ein deutscher GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer und italienische Schützenpanzer Dardo stehen Seite an Seite in Masuren. Der Schützenpanzer Dardo ist mit einer 25-Millimeter-Kanone bewaffnet und wird vor allem von Bersaglieri-Infanterieeinheiten verwendet.

Bundeswehr/Jana Neumann

Momentan findet in Europa das größte NATO-Manöver seit dem Ende des Kalten Krieges statt: Steadfast Defender 2024 und seine Begleitübungen halten rund 90.000 Soldatinnen und Soldaten in Atem. Eine davon ist die USUnited States-Übung Saber Strike, bei der auf dem Truppenübungsplatz Bemowo Piskie in Polen das multinationale Gefecht der Mittleren Kräfte geübt wird. Mit dabei sind Truppen aus den USA, aus Spanien und aus Italien – sowie das Jägerbataillon 1 der Bundeswehr.

Die Gemeinsamkeit der Mittleren Kräfte ist ihre hohe Beweglichkeit. Sie schließen die Lücke zwischen den Schweren, gepanzerten Kräften und den leicht bewaffneten Kräften der Infanterie“, sagt Oberstleutnant Sebastian Hagen, der Bataillonskommandeur. „Alle unsere Fahrzeuge sind radbeweglich und damit flexibel und schnell in der Verlegung.“

Verlegung nach Polen als eigene Herausforderung

Schon der Marsch nach Masuren sei eine Herausforderung für sich gewesen, so Hagen. Das Jägerbataillon 1 brachte rund 280 Fahrzeuge nach Polen – davon 50 Radpanzer GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer. Drei Tage war der Gefechtsverband unterwegs, nachdem er sich in Bayern mit den USUnited States-Truppen getroffen hatte. „Auf dem Marsch hatten wir nur minimale Ausfälle zu verkraften“, sagt Hagen. „Wir haben bewiesen, dass wir einen solchen Marsch erfolgreich durchführen und direkt im Anschluss einen Folgeauftrag übernehmen können. Mit dieser Leistung bin ich äußerst zufrieden.“

Ein Soldat steht in einem Zelt vor Karten und Plänen

Alles im Blick: Oberstleutnant Sebastian Hagen im Gefechtstand des Jägerbataillons 1. Seine Mittleren Kräfte üben bei Saber Strike das gemeinsame Gefecht mit in Deutschland stationierten USUnited States-Truppen.

Bundeswehr/Jana Neumann

Nun bereite man sich auf den nächsten Höhepunkt von Saber Strike vor, so der Bataillonskommandeur: „Das gemeinsame Schießen mehrerer Nationen mit mehreren Waffensystemen.“ Sowohl das taktische Vorgehen im multinationalen Verband als auch die Artillerie- und Luftnahunterstützung müssten dabei koordiniert werden. „Das ist nicht trivial. Das bedarf der Vorbereitung und der Übung, und das wird hier die ganze Woche über gemacht“, sagt Hagen.

Verbindungsoffiziere halten den Kontakt

Hagen und sein Stab koordinieren die rund 800 Soldatinnen und Soldaten des Jägerbataillons 1 aus einem getarnten Gefechtsstand in einem Waldstück. Ein Verbindungsoffizier der USUnited States-Streitkräfte ist bei jeder Entscheidung mit dabei: Das Jägerbataillon 1 wurde für Saber Strike in das 2. Kavallerieregiment der USUnited States-Streitkräfte integriert. Die Mittleren Kräfte der beiden größten NATO-Truppensteller üben die Zusammenarbeit im militärischen Großverband. Das erfordert kurze Kommunikationswege.

Auch Hagen hat einen seiner Offiziere in den Gefechtsstand der USUnited States-Truppen entsandt, um auf dem Laufenden zu bleiben. „Die Verbindungsoffiziere sind von entscheidender Bedeutung, um Missverständnissen vorzubeugen“, sagt Hagen. Die Zusammenarbeit mit der USUnited States-Armee könne kaum besser laufen, so der Offizier. Die taktischen Grundsätze ähnelten sich, man könne sich an den gemeinsamen NATO-Standards orientieren. „Wir sind in der Lage, auch im Gefechtsdienst zu operieren – das gemeinsame Verständnis ist da.“ Sogar eine Feldküche werde gemeinsam betrieben, sagt Hagen. „Die Zusammenarbeit gestaltet sich auf allen Ebenen hervorragend.“

Ein deutscher und ein amerikanischer Soldat stehen vor einem Panzer und sprechen miteinander

In ständigem Kontakt: Captain James O.* dient im Stab des 2. Kavallerieregimentes der USUnited States-Streitkräfte in Europa. Während Saber Strike arbeitet er eng mit Verbindungsoffizier Hauptmann Niclas J.* von der Bundeswehr zusammen.

Bundeswehr/Jana Neumann

Es geht um Kommunikation und taktische Details

Das sieht Captain James O. aus dem Stab des 2. Kavallerieregimentes der USUnited States-Armee in Europa genauso. Der Verband ist mit rund 2.000 Soldatinnen und Soldaten und etwa 200 Stryker-Radpanzern zu Saber Strike angerückt. „Wir sind mit dem 1. Jägerbataillon von Deutschland aus zum Truppenübungsplatz marschiert. Die unterschiedlichen Einheiten haben toll zusammengearbeitet“, sagt er. Die Verständigung laufe gut, nun werde an taktischen Feinheiten gefeilt. „Es ist klasse, dass wir das hier machen können. Die Deutschen sind gut organisiert und sehr professionell.“

Captain O. hat schon vor mehr als zehn Jahren gemeinsam mit Truppen der Bundeswehr geübt – damals noch als Angehöriger eines Fallschirmjäger-Verbandes. „Im Vergleich zu damals sehe ich einen deutlichen Unterschied in der Einsatzbereitschaft der deutschen Einheiten“, sagt der USUnited States-Offizier. „Bis jetzt läuft alles gut. Und ich gehe davon aus, dass es auch weiter so sein wird.“

*Namen zum Schutz der Soldaten abgekürzt.

von Timo Kather