Heer und Marine im Einsatz

Robuste Luftevakuierung beim Schnellen Adler – wenn es schnell gehen muss

Robuste Luftevakuierung beim Schnellen Adler – wenn es schnell gehen muss

Datum:
Ort:
Putgarten
Lesedauer:
4 MIN

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Mitunter macht die Lageentwicklung auch sorgfältige Evakuierungsplanungen zu Makulatur. Dann muss es schnell gehen, um Schutzbefohlene unversehrt aus gefährlichen Lagen zu befreien. Auch das wird beim Schnellen Adler als robuste Evakuierung geübt. Geschwindigkeit und Präzision sind Trumpf.

Ein Soldat landet mit einem Fallschirm auf einem weiten Feld

Ein Soldat des Fallschirmjägerregiments 31 landet als Teil des Vorauskommandos bei Putgarten für eine robuste Evakuierung. Mit seinen Kameraden stellt er sicher, dass der Einsatzraum feindfrei und eine Anlandung der Hauptkräfte möglich ist

Bundeswehr/Jana Neumann

Seit Wochen hat sich die sicherheitspolitische Lage im Krisenstaat Fromonia zugespitzt. Jetzt droht sie endgültig zu eskalieren. Einige Mitarbeiter der Deutschen Welle haben in ihrer Sendeanstalt wochenlang Landsleuten geholfen, indem sie unermüdlich die neuesten Entwicklungen und auch wichtige Informationen des Auswärtigen Amtes verbreiteten. Nun erhalten sie Drohungen und wollen das Land verlassen. Doch feindlich gesinnte Einheimische haben die Straßen mit Checkpoints unpassierbar gemacht. Der Sender liegt isoliert im ländlichen Raum. Eine Evakuierung auf dem Landweg kommt nicht mehr in Frage, ebenso wenig eine schnelle Luftevakuierung. Die Planer des deutsch-niederländischen Evakuierungskontingents müssen sich etwas einfallen lassen. 

Vorauskommando aus Fallschirmjägern sondiert die Lage

20 deutsche Fallschirmjäger machen den Anfang. Mit zwei Anflügen wird das Vorauskommando nahe des gefährdeten Senders an automatischen Fallschirmen abgesetzt. Schnell sinken die Männer an den Rundkappen zur Erde. Kaum haben sie ihr Gepäck abgelassen, sind sie auch schon am Boden. In einem Getreidefeld bergen die Fallschirmjäger ihre Schirme, dann verschwinden sie ungesehen. Von nun an werden sie einen äußeren Sicherheitsring um den Sender legen. Als Erste rein, als Letzte raus, lautet ihre Devise. Bald signalisieren sie ihren Kameraden, dass die geplanten Landezonen feindfrei sind.

Luftlandung am Radiosender

In der Ferne sind Motorengeräusche zu vernehmen. Geschützt durch zwei Kampfhubschrauber Tiger nähern sich sechs Transporthubschrauber vom Typ NHNATO-Helicopter-90. Zwei dieser Helikopter landen innerhalb des umzäunten Senders, die übrigen vier außerhalb. Das Landeprozedere ist immer gleich. Kaum ist die Maschine am Boden, springen die Soldaten heraus und gehen in Rundumsicherung. Als der Hubschrauber wieder abhebt, gehen die Gruppen in Deckung. Anschließend machen sie sich an die Arbeit.

Während die Männer draußen die Sicherungen verstärken, kümmern sich die beiden Gruppen auf dem Gelände des Senders um die Mitarbeiter der Deutschen Welle. Auch Hundeführer sind mit ihren vierbeinigen Kameraden vor Ort. Deren feinen Sinnen würden selbst gut verborgene gegnerische Kämpfer nicht entgehen. Einige Soldaten betreten eine weiße Baracke, in der die Radiomitarbeitenden Zuflucht gesucht haben. Auch hier muss nach Möglichkeit sichergestellt werden, dass alle zu Evakuierenden über korrekte Papiere identifiziert werden können.

„Es gibt keine Blaupausen.“

Fromonia ist ein fiktiver Staat, die Operation am „Radiosender“ findet in Wirklichkeit an einer Radarstation bei Putgarten auf Rügen statt. Sie ist Teil der militärischen Evakuierungsübung Schneller Adler 22 und heute wird eine robuste Evakuierung abgebildet. Brigadegeneral Dirk Faust, Kommandeur der Division Schnelle Kräfte, ist mit weiteren Gästen zur Dienstaufsicht vor Ort. Wenn die Lage im Einsatz befürchten lasse, dass deutsche Staatsbürger in akuter Gefahr seien, werde eine solche robuste Evakuierung in die Wege geleitet, so Faust. „Dabei sind unsere Soldaten für verschiedene Szenarien geschult. Wir geben ihnen die erforderlichen Mittel an die Hand, im Einsatz gilt dann die Auftragstaktik. Jeder ist darauf vorbereitet, dass wir unsere Leute freikämpfen müssen.“ Das Wichtigste sei, dass die „Echos“, also die Schutzbefohlenen, unbeschadet evakuiert würden. 

Erfahrungen seien zwar wichtig, aber kein Ersatz für konzentrierte Arbeit. „Denn es gibt keine Blaupausen“, unterstreicht der Divisionskommandeur. Niemand könne sich auf den Erfahrungen vergangener Tage ausruhen. „Jede Operation ist einzigartig.“ Übungen wie der Schnelle Adler seien indes gut geeignet, um gegebenenfalls aus Fehlern zu lernen. „Und hier lernt jeder Teilnehmende vom Einzelschützen bis zum Kommandeur Joint Task Force jeden Tag etwas dazu.“ 

Ein Hubschrauber vom Typ Sea King ist auf einem Feld gelandet, eine kleine Gruppe Menschen läuft zu ihm

Maritimer Schutzengel: Eine Sea King der Marine bringt die Schutzbefohlenen schließlich auf das niederländische Docklandungsschiff „Rotterdam“. Nach erfolgter Evakuierung werden die Fallschirmjäger ebenfalls wieder ausgeflogen

Bundeswehr/Jana Neumann

In die Szenerie rund um die Baracke kommt Bewegung. Ein Grüppchen Zivilisten läuft heraus, sie stützen einen der ihren, der scheinbar gesundheitliche Probleme hat. Soldaten flankieren die Schutzbefohlenen und sichern. Irgendwo außerhalb des Geländes fallen ein paar Schüsse. Aber die außerhalb abgesetzten Kräfte scheinen das Problem schnell unter Kontrolle zu bekommen. Bald herrscht wieder für kurze Zeit Ruhe. Dann nähern sich von der Meeresseite zwei Hubschrauber der Marine. Ein Sea King setzt schnell einige Sicherungssoldaten ab, dreht eine Platzrunde und landet dann, um die Echos aufzunehmen. Dabei wird er von einer Sea Lynx aus der Luft gesichert.

So schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht sind

Als die Sea King Richtung Norden zur Ostsee abfliegt, nimmt die kleinere Sea Lynx die zuvor abgesetzten Sicherungskräfte der Marine auf. Dann geht alles flott. Wieder fliegen die Kampfhubschrauber Sicherung über dem Operationsgebiet und schon kehren die NHNATO-Helicopter-90 zurück, um die Fallschirmjäger auszufliegen. Nach kurzer Zeit weisen nur noch die sich entfernenden Motorengeräusche der Helikopter und der Geruch des verbrannten Kraftstoffs auf die Operation hin.

von Markus Tiedke

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