Ringtausch: Ausbildung griechischer Soldaten am Schützenpanzer Marder
Ringtausch: Ausbildung griechischer Soldaten am Schützenpanzer Marder
- Datum:
- Ort:
- Griechenland
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Die griechischen Streitkräfte haben als militärische Unterstützungsleistung 40 Panzer sowjetischer Bauart an die Ukraine abgegeben. Aus Bundeswehr- und Industriebeständen erhalten sie im Gegenzug 40 Schützenpanzer Marder. Das Panzergrenadierbataillon 371 hat die griechischen Soldaten am neuen System ausgebildet.
Seit dem völkerrechtswidrigen russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 unterstützen die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten die ukrainischen Streitkräfte im Kampf gegen den Aggressor. Um Ausbildungszeiten kurz zu halten, wurden anfangs vor allem Panzer vertrauter sowjetischer Bauart an die Ukraine geliefert. Deutschland hilft den abgebenden Nationen, die so entstandenen Materiallücken wieder zu schließen. Dieser so genannte Ringtausch umfasst nicht nur Waffensysteme, sondern ebenso die Ausbildung am neuen Gerät, Munition und Ersatzteile.
Auch Griechenland zählt zu den Unterstützernationen und hat 40 Schützenpanzer des Typs BMP-1 an die ukrainischen Streitkräfte abgegeben. Im Tausch erhält ein griechischer Infanterieverband insgesamt 40 Schützenpanzer Marder. Bereits seit Herbst 2022 wurden 33 griechische Soldaten am neuen Waffensystem ausgebildet – als Panzerkommandanten, Richtschützen und Fahrer. Jetzt fand die Ausbildungsreihe ihren Abschluss.
Steile Lernkurve: Im Kompaktkurs zur Gefechtsfähigkeit
Sechs Soldaten wurden in Hammelburg an der Infanterieschule des Heeres zu Kraftfahrern ausgebildet. Vier davon konnten bei der weiteren Ausbildung ihrer Kameraden im nordgriechischen Xanthi das Erlernte gleich in die Praxis umsetzen. Sie waren als Fahrer eingesetzt, die beiden anderen als Instandsetzungspersonal. Zum Richtschützen wurden insgesamt 14 Soldaten, zum Panzerkommandanten 13 Soldaten ausgebildet – ihre Erstbefähigung erhielten sie nach vier beziehungsweise sechs Wochen Training am Großgerät. Abgesehen von den Technikern stammen alle Soldaten aus dem 645. Mechanisierten Infanteriebataillon der griechischen Streitkräfte. Sie sind somit keine Panzergrenadiere, die im Verbund mit Kampfpanzern wirken, sondern kämpfen im Schwerpunkt zu Fuß.
Hauptmann Leopold L., Zugführer im Panzergrenadierbataillon 371 in Marienberg, Sachsen, hat die Ausbildung der Panzerkommandanten geleitet. Er sagt: „Das System war den griechischen Kameraden vollkommen fremd.“ Keiner habe Vorkenntnisse oder Erfahrungen als Richtschütze oder Kommandant besessen. Denn das 645. Bataillon verfügte bisher nur über leichte gepanzerte Mannschaftstransporter. „Der Marder, richtig eingesetzt, bietet hier einen enormen Mehrwert durch erhöhten Schutz und die Möglichkeit der Kampfunterstützung für die abgesessenen Kräfte“, hebt L. hervor. Besonders freut ihn daher die steile Lernkurve nach nur wenigen Wochen Training: „Jeder der ausgebildeten Panzerkommandanten konnte am Ende selbstständig das Fahrzeug auf dem Gefechtsfeld führen und einen Feuerkampf leiten.“ Die Richtschützen erlangten zudem bereits soviel Systemverständnis für die Bordmaschinenkanone des Marders, dass sie kleinere Störungen selbständig beseitigen können.
Material aus Industriebeständen: Marder bleiben vor Ort
In jedem Ausbildungsabschnitt in Xanthi übernahmen 14 Grenadiere aus Marienberg, im Schwerpunkt Feldwebel, das Training beziehungsweise unterstützten als Übersetzer, Sanitäter oder in der Organisation. Die in der Ausbildung eingesetzten Schützenpanzer Marder stammen aus Industriebeständen und verbleiben auch in den griechischen Streitkräften, standen also nicht nur für die Ausbildung zur Verfügung. „Die griechischen Soldaten standen gleich in der Verantwortung für das Gerät, mussten also selbst Wartungen und kleine Instandhaltungsmaßnahmen durchführen – das übt“, so Hauptmann L. „Aber wir standen natürlich immer unterstützend zur Seite.“
Als Herausforderung empfanden die Ausbilder, dass anders als in Deutschland kein Simulator für die Richtschützenausbildung zur Verfügung stand. „Mit dem Simulator lassen sich Prozesse und Arbeitsabläufe schneller verinnerlichen, weil sie immer wieder ohne Aufwand wiederholt werden können“, erläutert L. Die Sprachbarriere war dagegen leichter zu überwinden als erwartet. Englisch kam eher selten zum Einsatz: „Zwei unserer Mannschaftssoldaten, einer davon selbst Richtschütze, sprechen fließend Griechisch. Einer der griechischen Trainingsteilnehmer sprach wiederum fließend Deutsch. Das war sehr hilfreich.“
Einig war man sich, dass trotz der kurzen Ausbildungszeit der Grundstein für einen erfolgreichen Gefechtseinsatz gelegt wurde. L. sagt: „Die griechischen Kameraden haben jetzt die Grundlage, auf die sie mit ihren eigenen tiefergehenden Trainings und Übungen aufsetzen können.“