Richtschütze im Schützenpanzer Marder: Beobachten, Bewerten, Bekämpfen
Richtschütze im Schützenpanzer Marder: Beobachten, Bewerten, Bekämpfen
- Datum:
- Ort:
- Marienberg
- Lesedauer:
- 4 MIN
Richtschützen eines Schützenpanzers Marder müssen nicht nur schießen können. Auch Zielbeobachtung, Funken und Feindmeldungen gehören zu den Aufgaben. Er oder sie muss zudem kleinere Störungen an der Waffe reparieren und in manchen Situationen im Gefecht sogar selbst den Panzer führen können. Ein Einblick in die Ausbildung.
„Ein guter Richtschütze zu sein, das heißt nicht nur zielen, schießen, treffen. Ein guter Richtschütze braucht Umsicht und Überblick. Er muss mehrere Dinge gleichzeitig tun können“, sagt Hauptfeldwebel Andre S.*, seit 16 Jahren Soldat und „immer Grenadier“ beim Panzergrenadierbataillon 371 „Marienberger Jäger“. Selbst als Richtschütze am Schützenpanzer Marder ausgebildet, betont er die Vielfalt der Aufgaben: Ein Richtschütze brauche neben seinen Schießfertigkeiten technisches Grundverständnis für die Waffenanlage und die Munitionszuführung der Bordmaschinenkanone und müsse zudem in der Lage sein, den Panzerkommandanten jederzeit zu unterstützen.
S. sagt: „Wenn der Panzerkommandant nicht richtig führt, funktioniert das System Panzergrenadier nicht. Aber dazu braucht er die Unterstützung des Richtschützen.“ Dieser müsse gleichzeitig beobachten und mögliche Ziele aufklären, funken und Feindmeldungen schreiben, im Notfall sogar den Panzer selbst führen können und natürlich Feindkräfte erfolgreich bekämpfen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die vorwiegend Feldwebel übernehmen.
Auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz unterstützt S. zwei Wochen lang Zugführer Oberleutnant Emanuel J.* bei der Schießausbildung. Die meisten der 17 Teilnehmer sind Feldwebel- und Offizieranwärter der Panzergrenadiertruppe, die später als Panzerkommandant oder Zugführer eingesetzt werden. Fahnenjunker Erik Z.* erklärt: „Als Kommandant muss man das System verstehen, wissen, was jeder Einzelne tut. Das ist schon sehr umfangreich, aber wichtig, um im Ernstfall verantwortungsvoll und auftragsorientiert führen zu können.“
Acht Wochen Ausbildung, zwei Jahre bis zum Könner
Vor dem Übungsplatzaufenthalt durchlaufen die angehenden Richtschützen eine sechswöchige Ausbildung mit theoretischer und praktischer Abschlussprüfung. Denn bevor sie den scharfen Schuss üben dürfen, müssen die Soldaten mit allen Tätigkeiten vertraut sein, die für das Schießen notwendig sind – vom Zusammensetzen und Einbauen der Bordmaschinenkanone und des Turmmaschinengewehrs über Ladetätigkeiten bis hin zur Behebung kleinerer Fehler. „Störungen kommen vor, das ist bei Mechanik einfach so. Aber sie sind meist schnell zu beheben“, betont S. „Neben dem Schießen macht das Schrauben am meisten Spaß.“
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Die Schießausbildung auf dem Übungsplatz dauert zwei Wochen und ist fünfstufig aufgebaut. Hauptfeldwebel S. dokumentiert Munitionsverbrauch und Trefferquote jedes einzelnen Richtschützen. Er betont: „Hier lernt man nur die Grundlagen. In der Regel braucht man zwei Jahre, bis man das System wirklich beherrscht.“
Bei der ersten Schießübung müssen die angehenden Richtschützen nachweisen, dass sie mit der Wärmebildkamera zur Feindbeobachtung und Zieleinstellung umgehen und die Waffe korrekt ausrichten können. In der zweiten Übung müssen statische und bewegliche Ziele auf der Schießbahn getroffen werden, sowohl tagsüber als auch nachts. „Der Richtschütze muss ungepanzerte Fahrzeuge ebenso wie feindliche Schützenpanzer in Stellung, aber auch bewegte Ziele bis 15 Stundenkilometer und Flugziele erfolgreich bekämpfen können“, so S.
Schlüsselfaktor Kommunikation
Beim dritten Ausbildungsabschnitt auf der Schießbahn steht die Zusammenarbeit zwischen Kommandanten und Richtschütze im Fokus. Dabei übt der Richtschütze, der im Panzer sitzt, die Anweisungen des Kommandanten, der das Gefechtsfeld überblickt, so umzusetzen, dass er seine Trefferquote verbessert – ohne einen Blick nach draußen. Oberleutnant J.* sagt: „Kommunikation ist das A und O. Kommandant und Richtschützen müssen ein eingespieltes Team sein, um effektiv Gegner im Feuerkampf zu vernichten.“
In der vierten Übung muss erstmals nicht auf bewegliche Ziele, sondern selbst aus der Bewegung geschossen werden. Eine Herausforderung: „Die Bordkanone des Marder ist nicht stabilisiert. Je nach Gelände kann das ziemlich holperig werden. Da braucht man mehr Übung, als man in zwei Wochen bekommt,“ sagt S. Auch der Feuerkampf auf weite Entfernungen und Duellsituationen mit gegnerischen Panzerkräften zählen zu den Aufgaben des vierten Abschnittes. Am Ende der Schießausbildung steht das Gefechtsschießen im scharfen Schuss, bei dem mehrere Panzerbesatzungen gemeinsam einen Feind bekämpfen.
„Der Marder ist ein wirksames System“
Neben dem Schießen steht das gemeinsame Auf- und Abrüsten des Panzers auf dem Ausbildungsplan. Denn sobald die Meldung „letzter Schuss“ die Schießausbildung des Tages abschließt, muss die Waffenanlage des Schützenpanzers Marder komplett abgerüstet werden. 45 Minuten brauchen die angehenden Richtschützen dafür.
„Mit einem erfahrenen Team schafft man es von komplett leer bis kampfbereit in maximal 20 Minuten“, sagt der Hauptfeldwebel. Wenn beispielsweise auf einer Gefechtsübung ein Angriff zu erwarten sei, dann bleibe der Marder aufmunitioniert und könne sofort die Stellung beziehen. „Dann müssen wir nur reinspringen und sind sofort gefechtsbereit“, so S. „Grenadiere bauen ein Zelt nur auf, wenn es sich lohnt. Sonst schlafen wir neben dem Panzer unter der Plane.“
Vom Gefechtswert des Spz Marder ist der einsatzerfahrene Grenadier überzeugt. Der Marder sei bewährt und mit Maschinenkanone, Wärmebildkamera und Abwehrlenkflugkörpern mit panzerbrechender Munition gut ausgerüstet. Den Panzergrenadieren biete er Schutz und Unterstützung im Kampf gegen feindliche Kräfte. S. sagt: „Der Marder ist ein wirksames System, das wir kennen und beherrschen. Das können wir auch jederzeit beweisen.“
*Namen zum Schutz der Soldaten abgekürzt.