Prinz Harry eröffnet mit emotionaler Ansprache die Invictus Games
Prinz Harry eröffnet mit emotionaler Ansprache die Invictus Games
- Datum:
- Ort:
- Den Haag
- Lesedauer:
- 4 MIN
Auftakt der fünften Invictus Games: die Fans jubeln, klatschen, skandieren. Beim Einlauf der 17 Nationen zur offiziellen Eröffnung der Spiele konnten die Emotionen nicht größer sein. Ein gebührender Auftakt zu einem der wichtigsten Ereignisse für Veteranen weltweit – mit einer ergreifenden und motivierenden Rede von Prinz Harry.
500 Athletinnen und Athleten aus 17 Ländern: Bei der großen Eröffnungszeremonie in der Halle im Zuiderpark erhielt jede Nation ihren eigenen Auftritt. Nacheinander liefen die Teams ein und ließen sich von der Menge feiern. Für einen Teil der Sportlerinnen und Sportler war das ein großer Schritt. Denn viele von ihnen haben mit einer posttraumatischen Belastungsstörung, Depressionen oder auch Angstzuständen zu kämpfen. Dass die Frauen und Männer hier in Den Haag so selbstbewusst auftreten und sich der Menge präsentieren, zeugt von einem Erfolg in ihrer Rehabilitation. Und als Anerkennung ihrer Fortschritte, aber insbesondere ihrer Dienste, sind sie nun Teil der internationalen Invictus-Familie.
Auch für die mehr als 1.000 Angehörigen, die mit in die Niederlande reisen durften, ist das ein besonderes Ereignis. Als das Team Germany einläuft, lassen die deutschen Freunde und Angehörigen mit lautem Jubel alle wissen, dass ihre Liebsten eine starke Gemeinschaft im Rücken haben.
Herzlich von allen empfangen wurden auch die Gastgeber. Mit ihnen lief Schirmherr Prinz Harry ein, begleitet von seiner Frau Meghan. Sie hatten bereits am Abend vor der Eröffnung die Athletinnen und Athleten kennengelernt. „Das ist ein toller Typ. Er spricht mit jedem und ist einfach nahbar. Er weiß zudem, wie es ist, Soldat zu sein“, so Vocko, Teamkapitän der deutschen Teilnehmer, nach dem Kennenlernen des royalen Veteranen und Initiators der Invictus Games.
„Die Invictus-Familie steht enger als je zuvor zusammen – insbesondere in dieser Zeit“, so Moderator Eric Corton. Das unterstrich auch der Premierminister der Niederlande Mark Rutte, der in seiner Ansprache alle in seiner Heimatstadt Den Haag willkommen hieß. Er schaue freudig auf eine „wunderbare Sportwoche“. Er erinnerte daran, dass mit den Teams, mit jedem einzelnen Teilnehmer und jeder einzelnen Teilnehmerin immer auch eine individuelle Geschichte verbunden sei. Ganz aktuell sei das in der Ukraine zu sehen, dessen Team ebenfalls in Den Haag ist. Es wurde mit langanhaltendem Applaus empfangen.
Zweifellos seien die Ukrainer mit gemischten Gefühlen angereist und machten sich Sorgen um das, was derzeit in ihrer Heimat passiert, so der Premierminister. Sport bringe die Menschen zusammen – und das zeichne die Invictus Games aus. Dafür stünden die Athletinnen und Athleten. Wichtiger als Erfolg in den Wettkämpfen sei, eine schöne Zeit miteinander zu verbringen, unterstrich Rutte.
Der leere Stuhl - Gedenken an Gefallene und Getötete
Nicht nur den Unbezwingbaren gebühre Respekt und Anerkennung, sondern insbesondere auch den Gefallenen und Getöteten. „Einige sind nicht wieder nach Hause gekommen. Sie dürfen niemals vergessen werden“, betonte der Moderator und deutete er auf einen leeren Stuhl neben ihm, welcher stellvertretend für all diejenigen stünde, die im Dienst ums Leben gekommen wären.
Der Höhepunkt der Zeremonie war der Auftritt von Prinz Harry, Duke of Sussex. Er wurde in einer emotionalen Ansprache von seiner Ehefrau Meghan auf der Bühne angekündigt. Der Veteran diente selbst im Auslandseinsatz in Afghanistan und ist Gründer der Invictus Games. Premiere feierten die 2014 in London. Bei allen Spielen heißt er die Athletinnen und Athleten bekommen und begleitet die Wettkämpfe.
Die Botschaft der Invictus Games könnte nicht aktueller und wichtiger sein als zu diesem Zeitpunkt, betonte Harry. Mit der Teilnahme an den Spielen würden die Sportlerinnen und Sportler beweisen, dass sie wieder zu sich selbst gefunden haben. „Jeder Einzelne von euch ist zurück. Willkommen zurück.“ Es bedürfe Stärke und Mut, diesen Weg zu gehen. Sie alle hätten enorme Hürden gemeistert. „Im Herzen seid ihr alle unbezwingbar“, betonte Harry und fragte: „Invictus, seid ihr bereit?“ Noch größer hätte der Jubel nicht sein können. So gab Harry den Startschuss für die Spiele. Dazu heizten die Kaiser Chiefs mit ihrem Song „Ruby“ ein. Motivation pur für die Athletinnen und Athleten.
Ausblick auf die Wettkämpfe
Trainer Kai Luge spricht mit Blick auf die bevorstehenden Wettkämpfe von „positiver Aufregung“. Grundsätzlich stehe aber schon jetzt der Austausch mit den anderen Nationen im Vordergrund. „Der Wettkampfgedanke rückt immer weiter in den Hintergrund. Es geht um das Miteinander.“ Für Teamkapitän Vocko ist das ein besonderes Anliegen. Er sieht es als seinen „Hauptauftrag“, Kontakt zu den Sportlern und Sportlerinnen der anderen Länder zu knüpfen. Es sei bewegend, die Geschichten der anderen Teilnehmenden zu hören. „Da musste ich bereits die eine oder andere Träne verdrücken.“
Für das Team Germany stehen am Ostersonntag Leichtathletik, Bogenschießen und Sitzvolleyball auf dem Plan. Hier unterstützen einige deutsche Athleten das ukrainische Team. Am Montag treten die Bogenschützen, die Leichtathleten und die Sitzvolleyballer an. Dienstag steht Schwimmen im Fokus. Mittwoch geht es ans Rudern. Und Freitag heißt es dann: Auf die Räder, fertig, los. Am Donnerstag hat das Team nach bisherigem Stand frei.
Diese Nationen sind in diesem Jahr dabei: Dänemark, Irak, Niederlande, Australien, Belgien, Polen, Kanada, Georgien, Deutschland, Korea, Frankreich, Ukraine, Polen, England, USA, Italien und Estland.