Menschenführung – lernen und leben
Menschenführung – lernen und leben
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 3 MIN
Und wenn eine Führungskraft noch so oft mit ihren Untergebenen spricht, raucht oder Kaffee trinkt: Eine ungeschminkte Bewertung ihrer Leistung und ihres Verhaltens wird sie nur selten hören. Mangelndes Feedback der Mitarbeitenden ist laut Fregattenkapitän Thorsten S. ein Grund mehr für Führungskräfte, sich coachen zu lassen.
„Nicht jeder ist von seinem Naturell und von seinem Wesen her in der Lage, ein guter militärischer oder ziviler Führer zu sein. Denn dazu gehören einige Charaktereigenschaften, die bei einigen Menschen weniger ausgeprägt sind als bei anderen“, betont Fregattenkapitän Thorsten S.* „Man kann Führung lernen, aber irgendwo stößt man mit diesem Lernen auch an seine Grenzen.“
Der Dezernatsleiter für das Coaching von Spitzenkräften am Zentrum Innere Führung der Bundeswehr ist dennoch überzeugt, dass gute Führung zumindest entwickelbar ist. Damit sich eine Führungskraft allerdings entfalten kann, benötigt sie vor allem die offene und ehrliche Meinung ihrer Mitarbeitenden. Ohne dieses Feedback geht es nicht. Nur so weiß eine Führungskraft, wo überhaupt Schwachstellen im eigenen Führungsstil liegen könnten.
Das Problem dabei: „Ich bekomme nicht immer das Feedback, das ich brauche, um den Menschen mit allem, was sie brauchen, gerecht zu werden, und um den Auftrag bestmöglich zu erfüllen“, erklärt der Fregattenkapitän. Er und seine Mitarbeitenden im Coaching-Bereich wollen Führungskräften dabei helfen, dieses Problem zu lösen.
Blinden Fleck beseitigen
Es ginge vor allem darum, den „blinden Fleck“ der Führungskraft zu beseitigen. Das bedeutet, ihr bewusst zu machen, was ihre Mitarbeitenden brauchen und welche Eigenschaften stärker zum Tragen kommen müssten im Führungsprozess und vor allem im Dienstalltag. Oftmals sind sich Führungskräfte nämlich nicht bewusst, welche Wirkung sie auf Mitarbeitende und Untergebene haben. Manch eine Führungskraft hält sich für weniger streng und deutlich nahbarer, als sie von ihren Untergebenen empfunden wird.
Fregattenkapitän S. und sein Team wollen deshalb zunächst Selbstbild und Fremdbild der Führungskräfte in Übereinstimmung bringen. Fragebögen helfen dabei. Die Bögen sind anonym und werden von Mitarbeitenden, Untergebenen, Kameraden und auch von Vorgesetzten ausgefüllt. Es werden viele Fragen gestellt, die die Führungskraft betreffen.
Die Auswertung der Antworten kann sich für die Führungskraft anfühlen, als würde ihr schnell ein Pflaster abgerissen: Nicht jede Wahrheit ist angenehm, doch dem muss sich eine Führungskraft stellen. In Raucherecken, beim Kaffee oder beim Plausch in den Büros hätte sie ein solch ehrliches Feedback sicher nicht bekommen.
Führungskräfte sollten über Coaching nachdenken
Jede Führungskraft ab einer Besoldungsstufe von A15 kann am Coaching des Zentrums Innere Führung teilnehmen und in einem Zeitraum von bis zu einem Jahr lernen, wie die eigene Führungsfähigkeit verbessert und entwickelt werden kann. Fregattenkapitän S. legt allen solchen militärischen und zivilen Führungskräften der Bundeswehr nahe, zumindest einmal darüber nachzudenken, ein Coaching zu absolvieren.
Auch ganze Teams und Einheiten können sich an einem Coaching versuchen: Beim FMO-Coaching werden Arbeitsstrukturen und auch -prozesse gestärkt und verbessert. FMO steht für Führung, Moderation und Orientierung und beschreibt verschiedene Stufen des Coachings, wo Probleme benannt, die Zusammenarbeit gestärkt und der Zusammenhalt des Teams gestärkt werden. Über diese und andere Formen eines Coachings sprechen wir diese Woche im Funkkreis.
*Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.