Gefahr neutralisiert: Kampfmittelabwehr bei der Landes- und Bündnisverteidigung
Gefahr neutralisiert: Kampfmittelabwehr bei der Landes- und Bündnisverteidigung
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 3 MIN
Ihr Feind lauert meist gut versteckt und ist immer hochexplosiv: Spezialisten der Panzerpionierkompanie 550 aus Stetten am kalten Markt trainieren das Beseitigen von Kampfmitteln – erstmals nicht für Auslandseinsätze, sondern in Szenarien der Landes- und Bündnisverteidigung.
Mit einer Sonde ausgestattet und seinem Gewehr bewaffnet, arbeitet sich ein Soldat durch das Dickicht eines Waldes. Er tastet sich vorsichtig voran und wartet geduldig darauf, ob seine Sonde piepst. Denn das würde bedeuten, dass sie Metall im Boden aufgespürt hat. Und Metall kann ein Indiz für eine tödliche Gefahr sein, die unsichtbar im Boden lauert.
Sprengfallen, Minen und Granaten
Der Soldat gehört zur Panzerpionierkompanie 550. Zusammen mit seinen Kameraden trainiert er auf einem Standortübungsplatz bei Ingolstadt, alles aufzuspüren und unschädlich zu machen, was explodieren kann. „Kampfmittel“ nennt die Bundeswehr das und meint damit insbesondere Sprengfallen, Minen und Blindgänger.
Solchen Bedrohungen der eigenen Truppe aber auch der Bevölkerung treten die Kampfmittelabwehrkräfte der Bundeswehr entgegen. Sie sind gut ausgebildete Spezialisten, denn ihr Job ist lebensgefährlich: Sie identifizieren und neutralisieren Kampfmittel.
Die EODExplosive Ordnance Disposal-Kräfte, wie die Kampfmittelabwehr-Soldatinnen und Soldaten auch genannt werden, haben für jede Entschärfung von Sprengfallen, Minen und nicht detonierter Munition spezielle Verfahren. Diese sind allerdings geheim. Zum eigenen Schutz haben die EODler einen Anzug, der schweren Verletzungen bei unmittelbaren Explosionen vorbeugen soll. Auch der ferngesteuerte Roboter tEODortelerob Explosive Ordnance Disposal and observation robot (telerob Explosive Ordnance Disposal and observation robot) ist als Hilfsmittel gedacht, damit die Soldatinnen und Soldaten möglichst mit viel Abstand an den Kampfmitteln arbeiten können.
Die Herausforderungen dabei sind vielfältig: Oftmals sind die Kampfmittel im unwegsamen Gelände oder in bebauten Gebieten ausgebracht worden, was die Arbeit der EODExplosive Ordnance Disposal-Kräfte zusätzlich erschwert.
„Zeitenwende“ auch bei der Kampfmittelabwehr
Erfahrene EODler haben schon eine jahrelange Ausbildung hinter sich. Doch auch für sie ist das Training auf dem Standortübungsplatz bei Ingolstadt etwas Neues: Während in den letzten Jahren vor allem die Kampfmittelabwehr in Einsätzen und Einsatzländern geübt wurde, stehen hier Szenarien aus der Landes- und Bündnisverteidigung auf dem Programm. Im Einsatz geht es vor allem um Präzision und Sicherheit – im Verteidigungsfall um Tempo. Doch damit steigt das Risiko für die Kampfmittelabwehrkräfte.
Überall – auch unter Leichen
Würde Deutschland oder einer seiner NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner angegriffen, müssten die Kampfmittelabwehr-Soldatinnen und -Soldaten schnellstmöglich Wege und bestimmte Gebiete von Minen und Sprengfallen befreien, damit die eigene Truppe diese wieder sicher betreten und beispielsweise für einen Gegenangriff nutzen kann.
Dabei müssen die Soldatinnen und Soldaten auch auf jedes nur denkbare Szenario vorbereitet sein: Sprengfallen können beispielsweise in verlassenen Stellungssystemen und selbst unter Leichen versteckt sein. Die erfahrenen Kampfmittelabwehrkräfte aus der Panzerpionierkompanie 550 greifen deshalb auch immer wieder auf ihre Erfahrungen aus den Einsatzländern zurück.
Erfahrungen aus dem Einsatz
Denn in Ländern wie Afghanistan oder Mali ist die Gefahr vor allem durch Sprengfallen allgegenwärtig. Hauptfeldwebel Martin M.*, Zugführer des Kampfmittelabwehrzuges in der Panzerpionierkompanie 550, weiß das.
In seinem letzten Einsatz war er als Truppführer bei den EODExplosive Ordnance Disposal-Kräften eingesetzt und musste eine Sprengfalle in Mali entschärfen. Übungen und Ausbildungen haben Hauptfeldwebel Martin M. auf die Situation in Mali vorbereitet – bewältigen musste er sie trotzdem weitgehend allein. In unserer neuen Funkkreisfolge diese Woche hat der Hauptfeldwebel über seine Erfahrungen gesprochen.
*Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.