Ideenschmiede präsentiert neue Möglichkeiten der Drohnenabwehr
Ideenschmiede präsentiert neue Möglichkeiten der Drohnenabwehr
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 4 MIN
Verteidigungsminister Boris Pistorius besuchte am 28. Oktober 2024 den Cyber Innovation Hub der Bundeswehr und informierte sich über aktuelle Entwicklungen mit den Schwerpunkten Drohneneinsatz und Drohnenabwehr. Highlights waren die Ergebnisse der Feldübung mit der Abfangdrohne eines Münchener Startups und die Vorstellung eines Schießsimulators.
In militärischen Konflikten werden immer häufiger Drohnen eingesetzt – auch über große Reichweiten und gegen zivile Infrastruktur. Drohnen sind preiswert und in Massen verfügbar. Die herkömmliche Abwehr mit Raketensystemen wie IRIS-TInfra-Red Imaging System–Tail/Thrust Vector-Controlled oder PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target hingegen ist teuer und aufwendig. Flugabwehrraketen dieser Art kosten Millionen. Wirtschaftlich lässt sich diese Form der Drohnenabwehr dauerhaft nicht vertreten. Es braucht also günstige Alternativen, um feindliche Drohnen unschädlich zu machen.
Wir lernen jeden Tag, wie entscheidend es ist, dass sich unsere Soldatinnen und Soldaten, unsere Systeme und unsere Liegenschaften gegen gegnerische Drohnen schützen können.
Das hat auch die Bundeswehr erkannt und fördert Innovationsvorhaben rund um das Thema Drohneneinsatz und Drohnenabwehr. Am 28. Oktober fand hierzu eine Informationsveranstaltung beim
Abfangdrohnen wurden erfolgreich getestet
Erst eine Woche zuvor hatten Mitarbeitende des Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIHBwCyber Innovation Hub der Bundeswehr) gemeinsam mit dem Ausbildungszentrum Flugabwehrraketen der Bundeswehr solche erprobt. Ziel der Übung am 24. Oktober war es, eine Drohne mittels einer Abfangdrohne ohne Sprengmittel zu neutralisieren. Dabei zeigte sich, dass die eingesetzten Abfangdrohnen nicht nur weitaus schneller als gedacht flogen, sondern auch noch in großer Entfernung und Höhe erfolgreich angreifende Drohnen abwehren konnten. Der Abfangvorgang erfolgt dabei nach Freigabe des Drohnenpiloten voll autonom und unter Nutzung von KIkünstliche Intelligenz.
Bei dem Feldtest auf dem Standortübungsplatz im thüringischen Ohrdruf wurden Drohnen eines Münchener Start-Ups eingesetzt, das sich auf KIkünstliche Intelligenz-gesteuerte Flugabwehr spezialisiert hat. Das Produkt der erst in diesem Jahr gegründeten Tech-Firma ist eine kleine kompakte Drohne aus dem 3D-Drucker mit einem KIkünstliche Intelligenz-unterstützten Suchkopf und zwei Elektromotoren. Dank der starken Motoren kann die fünf Kilo schwere Drohne auf bis zu 300 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Auch viel größere feindliche Drohnen kann sie durch Rammen bei einer solch hohen Geschwindigkeit zerstören. Damit wären sie oder ähnlich Modelle beispielsweise bestens geeignet für den Einsatz gegen Kamikaze-Drohnen – und dabei kostengünstige Alternativen zu teuren Flugabwehrraketen.
Der Feuerkampf gegen Drohnen muss geübt werden
Doch noch etwas Anderes zeigen aktuelle Erfahrungen, beispielsweise aus dem Ukrainekrieg: Feindliche Drohnen können Soldatinnen und Soldaten nicht nur während eines Gefechts, sondern auch abseits des Kampfgebietes überraschen. Für Gegenmaßnahmen, wie den Einsatz von Flugabwehrsystemen oder das Starten von Abfangdrohnen, ist es dann oft bereits zu spät. Es bleibt der angegriffenen Truppe nur die Möglichkeit, sich mit ihren Handfeuerwaffen zu verteidigen.
Mit dem Innovationsvorhaben „Drohnenabwehr aller Truppen“ kann das zum ersten Mal kostengünstig und realitätsnah trainiert werden. Genutzt werden soll dafür in Zukunft ein laserbasiertes System. Angreifende Übungsdrohnen sind dabei mit Sensoren ausgestattet und die Handfeuerwaffen der Soldatinnen und Soldaten mit einem Vorschalt-Laser. Trifft während der Schießübung der Laser den Sensor, kann der Ausbilder auf seinem Tablet in Echtzeit das Trefferbild der Schützen und Schützinnen auswerten.
„Es lohnt sich neue Wege zu gehen“
Von dem, was der Cyber Innovation Hub zur Drohnenabwehr präsentierte, zeigte sich Verteidigungsminister Boris Pistorius sehr beeindruckt. Der Hub treibe auch hier Ideen nach vorne und leiste für die Fähigkeitsentwicklung der Streitkräfte wichtige Pionierarbeit. „Wenn wir mit den schnellen Innovationszyklen mithalten wollen, dann brauchen wir diesen Spirit und die Geschwindigkeit, die Sie hier vorlegen“, betonte Pistorius.
Seit der Gründung im Frühjahr 2017 hat der Cyber Innovation Hub rund 180 Innovationsvorhaben umgesetzt und knapp 80 erfolgreich beendet. Von diesen werden gut 40 in verschiedenen Formen in den Streitkräften aktiv genutzt. Unter anderem das E-Token System für das Bahnfahren in Uniform oder eine 3D Lage-Visualisierung von Gefechtsfeldern mit Virtual Reality. Entsprechend wird der Cyber Innovation Hub auch als Innovationsschmiede der Bundeswehr bezeichnet.