Landes- und Bündnisverteidigung

Grabenbau – aber richtig: Panzergrenadiere setzen Erfahrungen aus dem Drohnenkrieg um

Grabenbau – aber richtig: Panzergrenadiere setzen Erfahrungen aus dem Drohnenkrieg um

Datum:
Ort:
Marienberg
Lesedauer:
3 MIN

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Auf dem Standortübungsplatz der Erzgebirgskaserne in Marienberg ist zuletzt eine Ausbildung der besonderen Art durchgeführt worden. Mit Unterstützung von Panzerpionieren bauten Grenadiere ein in die Jahre gekommenes Grabensystem nach aktuellen Erfahrungen aus dem Krieg in der Ukraine aus. Die ertüchtigte Anlage soll bald der Ausbildung dienen.

Mehrere Soldaten bauen einen Graben im Wald

Panzergrenadiere beim Stellungsbau auf dem Standortübungsplatz der Erzgebirgskaserne in Marienberg

Bundeswehr/Mario Bähr

Das im sächsischen Marienberg stationierte Panzergrenadierbataillon 371 hat in den vergangenen Wochen das Anlegen von Feldbefestigungen geübt. Dabei wurde das auf dem Standortübungsplatz bestehende, aber in die Jahre gekommene Stellungssystem unter Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse und „Lessons Learned“ zu einem befestigten Grabensystem ausgebaut. Dieses soll künftig wieder intensiv als Ausbildungsanlage für den Grabenkampf genutzt werden. Die konstruktiven Ähnlichkeiten mit Feldbefestigungsanlagen aus dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg sind dabei kein Zufall.

Hauptmann Florian R., der Chef der 4. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 371, war im Herbst 2024 von seinem Kommandeur mit der Planung und Durchführung der Ausbildung beauftragt worden. „Die Vorplanung reicht etwa drei Monate zurück, in der dritten Arbeitswoche stehen wir kurz vor der Fertigstellung“, sagt Florian R. Anfang Februar 2025. Seine Grenadiere hatten bei Planung und Ausführung der Arbeiten bewährte Unterstützung von Spezialisten des Panzerpionierbataillons 701 aus Gera, das wie das Marienberger Bataillon ebenfalls zur Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ gehört. „Die Pioniere haben uns fünf Soldaten als Multiplikatoren geschickt, die uns mit ihrem Erfahrungsschatz unterstützt haben. Die Pioniere konnten den Männern und Frauen zeigen, worauf es beim Bau von Feldbefestigungen ankommt“, sagt Florian R. Alle drei Züge der Kompanie waren abwechselnd eine Woche in der Ausbildung und mit den Arbeiten beschäftigt.

„Wir müssen den Stellungsbau selbst beherrschen“

Für etliche der jungen Soldaten und Soldatinnen sei der Bau eine lehrreiche, aber auch anstrengende Erfahrung gewesen. „Viele hatten zuvor nämlich kaum Berührung mit handwerklichen Tätigkeiten“, so der Kompaniechef. Der Bau von Feldbefestigungen sei angesichts der im Krieg in der Ukraine gewonnenen Erfahrungen und mit Blick auf den aktuellen Auftrag des Bataillons im Rahmen der Brigade Litauen wieder wichtiger denn je. Hauptmann R. hat in jüngerer Zeit selbst mitgeholfen, ukrainische Soldaten auszubilden. „Deren Erfahrungen aus dem Kampf zeigen, dass wir unsere Kenntnisse zu Feldbefestigungen dringend auffrischen müssen, wenn wir gut vorbereitet sein wollen. Und wir müssen den Stellungsbau selbst beherrschen. Unter Realbedingungen gibt es niemanden, der das für uns erledigt.“

Drohnen, Steilfeuer und Luftangriffe gehörten zu den größten Gefahren im Frontalltag der ukrainischen Infanteristen. In vielen Fällen sei es deshalb erforderlich, sich einzugraben, sagt Hauptmann R. Die Bundeswehrvorschriften zum Bau von Feldbefestigungen seien eine gute Grundlage, müssten teilweise jedoch angepasst werden. Denn: „Die in den Vorschriften angegebenen Maße für den Bau von Gräben und Unterständen passen einfach nicht mehr zur aktuellen Ausrüstung unserer Soldatinnen und Soldaten“, so der Kompaniechef. Vor allem die persönliche Schutzausstattung sei viel umfänglicher als noch vor Jahrzehnten. Das müsse beim Stellungsbau berücksichtigt werden.

Zwei Soldaten tragen Kisten in einen Graben. Der Graben ist mit Maschendraht und Folie abgedeckt.

Laufgräben, Unterstände und Kampfstellungen: Beim Stellungsbau werden die Erfahrungen aus dem Krieg in der Ukraine berücksichtigt. Schutz gegen Aufklärung von oben und die Vermeidung von Wärmesignaturen gehören dazu.

Bundeswehr/Mario Bähr
Blick in einen Graben, der mit Holzstämmen ausgebaut und mit Maschendraht abgedeckt ist

Im Ernstfall müssen die Grenadiere im Graben nicht nur kämpfen, sondern auch leben können. Neben dem Schutz vor der Waffenwirkung des Gegners ist deshalb auch ein gewisses Maß an Lebensqualität wichtig.

Bundeswehr/Mario Bähr

Vorzeigeprojekt für modernen Grabenkampf

Die Arbeit von Pionieren und Grenadieren hat sich jedenfalls gelohnt. Aus einem alten und in Teilen vernachlässigten Stellungssystem wurde ein Vorzeigeprojekt. Entstanden sind Laufgräben und gedeckte Unterstände, Verbindungsgräben und Kampfstände. Alles ist massiv ausgeführt, Holzbohlen sichern einen Großteil der Anlagen im Erdreich. Rund hundert Festmeter Holz sind verbaut worden. Die Grabensohle wurde aus Drainagegründen mit Schotter befestigt. Zudem sind verschiedene Baustoffe eingesetzt worden, um praktische Erfahrungen mit unterschiedlichen Materialien und Techniken zu sammeln.

Einige der Laufgräben wurden mit Wellblech abgedeckt, über anderen wurde handelsüblicher Hasendraht gespannt. Das erleichtert die Tarnung und bietet im Ernstfall einen gewissen Schutz vor Handgranaten. In die Dachkonstruktion eingebaute, gewöhnliche Rettungsdecken sollen helfen, die Wärmesignatur zu reduzieren, die etwa durch überfliegende Drohnen wahrgenommen werden kann. „Im Vorfeld der Anlage haben wir zudem verschiedene Drahthindernisse eingebaut, die wir ebenfalls im Zuge der Ausbildung einsetzen können“, sagt der Kompaniechef.

Kampf und Leben unter feldmäßigen Bedingungen

Wenn Spitzhacke, Spaten und Kettensäge beiseite gelegt sind und der Frühling einsetzt, wird die Natur die Spuren der Schanzarbeiten schnell verwischen. Dann werde sich zeigen, wie sich die gründlich ertüchtigte Anlage in die Umgebung einpasst, sagt der Kompaniechef. „Künftig werden wir hier den Kampf mit und um Feldbefestigungen unter Berücksichtigung der aktuellen Erfahrungen aus dem Ukrainekrieg, aber auch das Leben unter feldmäßigen Bedingungen üben können. Grundfähigkeiten, die auf dem Gefechtsfeld überlebensnotwendig sind.“

von Markus Tiedke

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