NRFNATO Response Force-Unterstützer: Führungsbereit nach drei Stunden

NRFNATO Response Force-Unterstützer: Führungsbereit nach drei Stunden

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Wird die NATO Response Force aktiviert, ist der Kommandeur der nationalen Unterstützungsverbände im Einsatzgebiet innerhalb von drei Stunden führungsfähig. Innerhalb von 28 Tagen steht ein voll ausgestatteter Gefechtsstand mit bis zu 280 Arbeitsplätzen bereit – für eine nahtlose Versorgung der kämpfenden Truppe.

Drohnenaufnahme einer Kreuzung und des getarnten Gefechtsstands

Gut getarnt: Die Zelte und Lkw des mobilen Gefechtsstandes (Initial Command Element) während einer Aufbauübung des Logistikregimentes 1 Anfang November in Lohheide/Bergen

Bundeswehr/Thorsten Kraatz

Drei Stunden – und das Initial Command Element (ICE) des Logistikregimentes 1 aus Burg ist einsatzbereit. Im Kern handelt es sich dabei um einen hochmobilen Gefechtsstand im Kleinstformat mit kompletter ITInformationstechnik-Ausstattung für 16 Arbeitsplätze und eigener Satellitenanbindung für Stromerzeugung, Heizung und Tankanlage. Erforderlich wird das ICE dann, wenn die Schnelle Eingreiftruppe der NATO, die NATO Response Force (NRFNATO Response Force), in den kommenden drei Jahren in eine Krisenregion gesendet wird.

„Das ICE ist eine voll arbeitsfähige Einsatzzentrale für logistische Planung und Führungsunterstützung. Der Kommandeur hat in kürzester Zeit die Möglichkeit, seine eigenen Kräfte ebenso wie die übergeordnete Führung zu kontaktieren und zu informieren“, sagt Hauptmann Rico Gagelmann, ITInformationstechnik-Offizier im Logistikregiment 1 aus Burg. 

Untergebracht ist das ICE in einem aufblasbaren Zelt und zwei Lkw mit Anhängern, die bei Verlegung für den Materialtransport genutzt werden. Das System ist autark: „Wir transportieren selbst, bauen selbst auf und ab, stellen selbst die Verbindung in die Heimat her. Spezialpioniere oder externe ITInformationstechnik-Kräfte benötigen wir für das ICE nicht“, erläutert Gagelmann. Und gut abgetarnt ist es im Feld nahezu unsichtbar.

Vom Mini- zu Maxiformat: Die Ulmer Lösung

Das ICE ist unentbehrlich, um in einem möglichen Einsatzgebiet schnell kommunikations- und führungsfähig zu sein. Bei einem längerfristigen Einsatz wird es jedoch so bald wie möglich von einem Gefechtsstand abgelöst, den das Multinationale Kommando Operative Führung in Ulm für die NRFNATO Response Force bereitstellt. 

Denn wird die NRFNATO Response Force aktiviert, führt der nationale Kontingentführer, Brigadegeneral Michael Podzus, das komplette deutsche NRFNATO Response Force-Kontingent. Der Kommandeur des Logistikregimentes 1, Oberstleutnant Roland Bögel, dagegen führt den Unterstützungsverband NRFNATO Response Force – beide aus diesem Gefechtsstand. Der Unterstützungsverband ist nicht nur für Nachschub und Versorgung der kämpfenden Truppe verantwortlich, sondern führt auch weitere Unterstützungskräfte wie Sanitäts-, Sicherungs- oder ITInformationstechnik-Kräfte.

Der Ulmer Gefechtstand umfasst 55 aufblasbare Zelte mit bis zu 280 Arbeitsplätzen, zwei Materiallagerzelte sowie 30 Container für Frisch- und Abwasser, Server und Energieversorgung, für Sanitäranlagen, als Tank- und Kühllager. Jedes Zelt ist 41 Quadratmeter groß, die Lagerzelte 180 Quadratmeter, sodass allein die Zelte eine Stellfläche von mindestens 2,5 Hektar benötigen – etwa so groß wie zwei Bundesliga-Fußballfelder.

Luftbildaufnahme eines Gefechtsstand

Probelauf: Die in Lohheide/Bergen bei der Übung aufgebauten Zelte entsprechen etwa 40 Prozent des Gefechtstandes, wie er für einen möglichen NRFNATO Response Force-Einsatz des Logistikregimentes 1 geplant ist

Bundeswehr/Thorsten Kraatz
Miteinander verbundene Zelte bilden den Gefechtsstand

Luftgestützt: Die Zelte können einfach und schnell aufgeblasen werden, das Gestänge dient der Stabilisierung. Jedes Zelt bietet Platz für bis zu sechs Arbeitsplätze.

Bundeswehr/Thorsten Kraatz

Weltweit verlegefähig und einsatzbereit – in 30 Tagen

Der Gefechtsstand ist trotz seiner Größe weltweit komplett verlegefähig. Je nach Entfernung zum Einsatzgebiet und der Transportstrecke, benötigen 45 Soldatinnen und Soldaten etwa 28 Tage, um die örtlichen Gegebenheiten im Einsatzgebiet zu erkunden, das gesamte Material zu verladen, per Lkw, Schiff oder Bahn zu transportieren sowie den Gefechtstand aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. 

„Wir bringen alles Notwendige mit, egal wohin es geht. Und wir übernehmen auch alle notwendige Gewerke wie Hoch- und Tiefbau, Wasser, Klimatisierung und Energieversorgung – von der ersten Aktivierung bis zur vollen Einsatzbereitschaft“, erklärt Stabsfeldwebel Alexander Gabele, Pioniermaschinenfeldwebel in der technischen Einsatzführung der Einsatzkompanie des Multinationalen Kommandos Operative Führung.

Vorab geplant, schnell eingerichtet

Während die Ulmer Soldatinnen und Soldaten für den Aufbau der Hülle, Licht und Wärme zuständig sind, kümmern sich die Kameradinnen und Kameraden vom ITInformationstechnik-Zug der Stabskompanie des Logistikregimentes 1 um die Inneneinrichtung. Der Gefechtsstandzugführer, Oberleutnant Peter Feind, erklärt: „Wir sorgen für die Ausstattung der Zelte: Büromöbel, Computer, Telefone und mehr. Gemeinsam mit den einzelnen Abteilungen planen wir vorab, wo Arbeitsplätze eingerichtet werden, wo Besprechungsräume gebraucht werden, im Prinzip wo jedes einzelne Möbelstück stehen soll.“ 

Ein Besprechungsraum im Gefechtsstand

Jede Abteilung plant vorab, welche Räume benötigt und wie sie eingerichtet werden

Bundeswehr/Thorsten Kraatz
Die Arbeitsplätze im Gefechtsstand

Alle Möbel sind faltbar, die Tische verkabelt, sodass die Computer nur noch eingestöpselt werden müssen

Bundeswehr/Thorsten Kraatz

Das Mobiliar im Gefechtsstand ist nicht nur brandneu, sondern lässt sich auch schnell und einfach aufbauen. Jeder Arbeitsplatz besteht aus Tisch mit integriertem Kabel, Stuhl, Tafel, Unterschrank und Faltregal. Feind sagt: „Sobald die ITInformationstechnik-Anbindung über das Satellitensystem steht, müssen nur noch die Kabel eingestöpselt werden und der Gefechtstand ist arbeitsfähig und einsatzbereit.“

von Simona Boyer

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