Zurück in den Dienst

Naef Adebahr – Mann der ersten Stunde

Naef Adebahr – Mann der ersten Stunde

Datum:
Ort:
Warendorf
Lesedauer:
3 MIN

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Erst Fallschirmjäger, jetzt Truppenpsychologiefeldwebel der Gruppe Sporttherapie an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf: Das hat Hauptfeldwebel Naef Adebahr nicht erwartet. Wegen einer schweren Verwundung im Karfreitagsgefecht in Afghanistan kam er nach Warendorf. Entgegen seiner ursprünglichen Absicht blieb er dort und ist froh darüber.

Ein Mann sitzt lächelnd auf einer Bank im Freien.

Von Anfang an dabei: Hauptfeldwebel Naef Adebahr ist Truppenpsychologiefeldwebel der Gruppe Sporttherapie an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf

Bundeswehr/Tom Twardy

Der 38-Jährige hat in Warendorf nämlich ein neues Zuhause gefunden, sowohl dienstlich als auch privat. Mit der Familie hat er sich im Münsterland niedergelassen und beruflich hat er eine Verwendung gefunden, die ihn erfüllt. Als Truppenpsychologiefeldwebel betreut er die Teilnehmer der Gruppe Sporttherapie. Hier kommen Soldatinnen und Soldaten zusammen, die sich – körperlich oder seelisch – nach einer Verwundung, einem Unfall oder einer Erkrankung rehabilitieren, um zurück in den Dienst und in den Alltag zu kehren. 

Welche Herausforderungen das mit sich bringt, weiß Adebahr aus eigener Erfahrung: im Karfreitagsgefecht 2010 in Afghanistan erlitt der damals 26-Jährige einen Durchschuss im Oberschenkel, einen im Unterschenkel und einen Streifschuss am Fersenknochen. Für die Rehabilitation kam er nach Warendorf. Dort wurde gerade vom Zentrum Sportmedizin und der Sportschule der Bundeswehr ein neues Projekt ins Leben gerufen: die Sporttherapie.

Beim Pilotlehrgang 2011 war Adebahr als einsatzversehrter Teilnehmer dabei. 2012 war die Gruppe fest etabliert und Adebahr wurde Organisationsfeldwebel, mit gerade einmal 27 Jahren. „Sonst sind die Organisationsfeldwebel schon älter.“ Adebahr bekleidete somit einen der ersten Dienstposten der neuen Gruppe Sporttherapie. Und er ist bis heute hier. Dabei sei damals sein Plan gewesen, schnellstmöglich nach Seedorf zurück zu kehren.

Erfahrungen teilen und anderen helfen

Doch die Arbeit in Warendorf eröffnete ihm neue Perspektiven. „Hier habe ich neue Aufgaben gefunden.“ Der Dienstposten habe ihn „gefordert, aber auch ganz klar gefördert“. Rückblickend betrachtet sagt er: „Ich habe damals nicht gewusst, dass ich so viel stärker aus der Einsatzschädigung herausgehe.“ Und diese Erfahrung kann er tagtäglich für seine Arbeit mit Versehrten nutzen. „Hier kann ich Erfahrungen teilen und anderen helfen.“

Zurück zu den Fallschirmjägern zu gehen, sei für ihn mittlerweile keine Option mehr. „Ich habe hier Heimat und Familie gefunden – und das perfekt miteinander verbunden“, sagt Adebahr mit einem zufriedenen Lächeln.

Drei Männer spielen in einer Turnhalle Sitzvolleyball.

Mittendrin: Hauptfeldwebel Naef Adebahr spielt mit den Athleten der Invictus Games 2022 Sitzvolleyball

Bundeswehr/Tom Twardy

Was ihn an der Arbeit in der Gruppe Sporttherapie so begeistert? „Wir sehen die Menschen hier nicht nur im klinischen Umfeld, wir lernen sie wirklich kennen.“ Wenn neue Teilnehmer oder Teilnehmerinnen kommen, hätten sie häufig Schwierigkeiten, Vertrauen zu fassen. „Wir merken mit jedem Tag, wie sie sich ein bisschen mehr öffnen und Fortschritte machen.“ Dabei werde immer der Sport zusammen mit der Psyche betrachtet. „Wir haben ein sportliches und mentales Training. Wir versuchen mit Hilfe von Zielen in beiden Bereichen und im sozialen Kompetenztraining, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alltag sattelfester zu machen. So gewinnen sie Lebensqualität dazu oder erleben sie überhaupt erstmal wieder“, erklärt Adebahr. Zu einer entspannten Atmosphäre zähle aber auch, dass es hier nicht um Dienstgrade und Hierarchie gehe. „Wir haben alle Trainingsanzüge an und sind per du.“ 

Über die Jahre seit dem Pilotlehrgang hat Naef Adebahr schon vielen Frauen und Männern geholfen, die verwundet worden waren oder schwere Unfälle, Krankheiten oder Schicksalsschläge erlitten hatten. In seiner Funktion als Truppenpsychologiefeldwebel arbeitet er Hand in Hand mit der Truppenpsychologin, deren Türen den Frauen und Männern immer offen stehen.

Rückblickend betrachtet sei es zu Beginn aber auch ein Stück weit Therapie für ihn selbst gewesen, anderen zu helfen, die Ähnliches wie er erlebt hätten. Eines steht für ihn auf jeden Fall fest: „Es gibt nichts Vergleichbares in der Bundeswehr. Es wäre absolut dramatisch, würde es die Gruppe Sporttherapie nicht mehr geben.“

von Amina Vieth

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