„Nachgefragt“

„Wir brauchen eine ganze Bandbreite von Qualifikationen“

„Wir brauchen eine ganze Bandbreite von Qualifikationen“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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Die Reserve unterstützt, ergänzt und entlastet die aktive Truppe insbesondere in Kriegszeiten. Aber auch im Frieden werden Menschen gebraucht, die sich für den Schutz ihres Landes einsetzen. Wie viele Reservisten benötigt werden und welche Qualifikationen sie mitbringen sollten, erklärt der Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr. 

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Generalleutnant Andreas Hoppe verantwortet als Stellvertreter des Generalinspekteurs die Reservistenarbeit der Bundeswehr. Mit „Nachgefragt“-Moderator Hauptmann Jan Czarnitzki spricht er darüber, mehr Menschen für die Streitkräfte zu begeistern.

Die Rolle der Reserve war schon immer, die Aufwuchsfähigkeit der Streitkräfte sicherzustellen und damit auch die Durchhaltefähigkeit in einem Konflikt oder Krieg“, sagt Generalleutnant Andreas Hoppe. Was sich geändert habe, sei die Wahrnehmung ihrer Bedeutung für die Streitkräfte als Ganzes, so der Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr. „Weil wir natürlich durch den Krieg in der Ukraine, aber auch in anderen Kriegen und Konflikten sehen, dass es einfach ohne die Reserve gar nicht denkbar ist, einen längerfristigen Konflikt durchhalten zu können.“

Ohne Reserve keine Verteidigung

Dies sei sowohl der Öffentlichkeit als auch der Politik bewusst geworden, so Hoppe im Gespräch mit „Nachgefragt“-Moderator Hauptmann Jan Czarnitzki. Insbesondere für die Landesverteidigung und bei der Unterstützung von NATONorth Atlantic Treaty Organization-Truppen auf dem Marsch durch Deutschland sei die Reserve unverzichtbar. „Wir können weder eine aktive Verteidigung des Bündnisgebietes gewährleisten ohne Reserve noch können wir die essenziellen Aufgaben erfüllen in Deutschland erfüllen ohne Reserve“, stellt Hoppe klar.

Eine der wesentlichen Erkenntnisse aus zweieinhalb Jahren Krieg in der Ukraine sei, „dass wir die Reserve so aufstellen müssen, dass sie sich nahtlos in die Strukturen der aktiven Truppe einfügen kann“, führt Hoppe aus. Unterschiedliche Standards bei der Ausbildung oder den militärischen Verfahren dürfe es nicht geben. „Diese Erfahrungen werden einfließen in eine überarbeitete Strategie der Reserve“, kündigt er an. 

Das überarbeitete Grundlagendokument für die Reservistenarbeit der Bundeswehr soll voraussichtlich Ende 2025 vorgestellt werden, so der Generalleutnant. Auch sei man bestrebt, die Reservistinnen und Reservisten der Bundeswehr genauso gut auszurüsten wie die Zeit- und Berufssoldaten. „Das Ziel ist, die Reserve ganz klar auf dem gleichen Niveau im gleichen Umfang auszustatten wie die aktive Truppe“, sagt Hoppe. Dies werde aber noch einige Jahre dauern, so der Generalleutnant.

45.000 beorderte Reservisten in der Bundeswehr

Die Bundeswehr sucht immer nach Bürgerinnen und Bürgern, die sich als Reservistinnen und Reservisten zeitweise in den Dienst der Gesellschaft stellen wollen. „Im Moment haben wir etwa 60.000 Dienstposten in der sogenannten Truppenreserve und für den Heimatschutz, und noch einmal 30.000 Beorderungsmöglichkeiten in der aktiven Truppe – insgesamt also 90.000“, sagt Hoppe. Davon seien derzeit ungefähr die Hälfte der Dienstposten besetzt.  „Das hört sich erstmal nicht so viel an, aber das ist eine ganze Menge mehr als noch vor wenigen Jahren: Da waren es noch 30.000“, so Hoppe.

ITInformationstechnik-Spezialisten und Medizinpersonal dringend gesucht

Für den Heimatschutz und das Heer würden Infanteristen gesucht, ansonsten hoch qualifizierte Spezialisten aus den Bereichen ITInformationstechnik, Gesundheit und Technik. „Wir brauchen eine ganze Bandbreite von Qualifikationen“, sagt Hoppe. Die Bundeswehr stehe dabei auch in Konkurrenz mit der Privatwirtschaft, welche ebenfalls nach Spezialisten aus diesen Bereichen suche. „Diese Spezialisten, die wir brauchen, die werden überall anders auch benötigt“, sagt Hoppe. „Da müssen wir uns auch mit der Wirtschaft auseinandersetzen, wie wir uns das Potenzial an Menschen, die wir binden können, vernünftig aufteilen.“

Denn die Reservistenarbeit der Bundeswehr stehe und falle mit der Bereitschaft der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, ihre Mitarbeitenden für regelmäßige Reservedienstleistungen freizustellen. „Ich muss die Menschen ja regelmäßig ausbilden und in Übung halten, sonst ist die Anfangsinvestition einer Ausbildung ganz schnell verpufft“, sagt Hoppe.

Gesellschaftliche Verantwortung übernehmen

Er stehe deswegen im engen Dialog unter anderem mit den Arbeitgeberverbänden, so der Generalleutnant. „Ich möchte den Arbeitgebern deutlich machen, dass sie da ihren Beitrag leisten können zu einer resilienten, wehrfähigen Gesellschaft“, sagt Hoppe.

Beispielsweise sei er vor einigen Wochen von einer Gruppe mittelständischer Unternehmer angesprochen worden, die ihre Angestellten regelmäßig für die Reserve abstellen wollten. „Sie haben das damit begründet, dass sie sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung als Unternehmerinnen und Unternehmer sehr bewusst sind“, lobt Hoppe. „Das ist genau das, was wir brauchen – und ich hoffe, dass es davon noch mehr geben wird.“

von Timo Kather

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